Bankenfusion in Spanien

Sabadell erhält Unterstützung gegen BBVA

Sabadell-Chef Josep Oliu kritisiert den Preis der Offerte von BBVA. Katalanische Wirtschaftsverbände schließen sich dem an.

Sabadell erhält Unterstützung gegen BBVA

Sabadell erhält Unterstützung gegen BBVA

Scharfe Kritik an der feindlichen Übernahme aus der katalanischen Wirtschaft – Aktionäre müssen bis 7. Oktober entscheiden

Für den Chef der katalanischen Sabadell, Josep Oliu, ist die endgültige Offerte des großen Mitbewerbers BBVA noch schlechter als das erste Angebot im Mai 2024. Für die Abwehrschlacht holt man sich die Beratung von Evercore ins Boot. BBVA lockt die Anleger mit einer großen Werbekampagne.

ths Madrid
Von Thilo Schäfer, Madrid

Im spanischen Radio lief am Montagmorgen ein Werbespot, in dem die Hörer zum Verkauf ihrer Aktien von Banco Sabadell an BBVA aufgefordert wurden. Es kursierten so viele Geschichten, daher sei es wichtig, sich gut zu informieren, riet eine männliche Stimme. Die Kampagne auf allen Kanälen richtet sich an die rund 200.000 Anleger von Sabadell. Seit Montag läuft die Frist des feindlichen Übernahmeangebots von Spaniens zweitgrößter für die viertgrößte Bank.

Kaufpreis-Offerte unverändert

„Das Angebot ist heute noch besser als vor eineinhalb Jahren“, versicherte der Vorsitzende von BBVA, Carlos Torres, am Freitag. Doch der Kaufpreis bleibt unverändert bei einer neuen Aktie von BBVA und 0,70 Euro für 5,548 Aktien von Sabadell. Wenig überraschend betrachtet man die Sache bei dem katalanischen Kreditinstitut ganz anders. „Dieses Angebot ist sogar noch schlechter als das, welches unser Aufsichtsrat im Mai 2024 zurückwies, denn das eigene Projekt unseres Instituts wird unterbewertet“, wetterte der langjährige Vorsitzende von Sabadell, Josep Oliu.

Derzeit liegt der Kurs von Sabadell gut 8% über dem Kaufpreis, sodass die Aktionäre beim Verkauf einen Verlust machen würden. Außerdem würde den Anteilhabern die Sonderdividende von 2,5 Mrd. Euro aus dem Verkauf der britischen Tochter TSB entgehen, dem letzten Schachzug Olius in der Abwehrschlacht. Der Aufsichtsrat der Bank muss in den nächsten Tagen das Angebot bewerten.

Sorge der Kleinunternehmen

Der Sabadell-Chef steht mit seiner Kritik an der Offerte von BBVA nicht allein da. Das Angebot sei „ein Witz“, kritisierte Josep Sánchez Llibre, der Präsident des einflussreichen katalanischen Unternehmerverbandes Foment de Treball. Den Wirtschaftsvertretern geht es freilich nicht so sehr um die Höhe des Kaufpreises. Das feindliche Übernahmeangebot stieß von Beginn an auf Ablehnung bei Unternehmen in Katalonien und Valencia, wo Sabadell bei der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Firmen eine sehr große Rolle spielt. Neben den katalanischen Parteien lehnt auch die Linksregierung in Madrid die Fusion ab.

Befürchtungen wegen Wettbewerbsverengung

Torres von BBVA versucht die Anleger von der „industriellen Rationale“ einer Übernahme zu überzeugen. Europa benötige größere und kräftigere Banken, mit Blick auf die Konkurrenz in Übersee und die hohen Investitionen in Technologie wie der Künstlichen Intelligenz. Doch in Spanien fürchtet man dagegen eher die Folgen für den Wettbewerb im Finanzsektor, da die Fusion den Markt auf drei sehr große Banken –Santander, BBVA, Caixabank – reduzieren würde. Der Erlös aus dem Verkauf der Aktien sei nicht alles, warnte der Präsident des Verbandes der katalanischen Kleinunternehmen Pimec, Antoni Cañete. Denn nach einer Fusion „kann es passieren, dass du eines Tages Probleme bekommst, wenn du einen Kredit benötigst“, so der Unternehmer.

Hohe Auflagen der Regierung

Spaniens Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo wollte die Zulassung der BBVA-Offerte durch die Börsenaufsicht letzte Woche nicht weiter kommentieren. „Wir haben zu dem Zeitpunkt gehandelt, als wir das öffentliche Interesse schützen mussten“, sagte der Minister. Nachdem die Wettbewerbsaufsicht CNMC BBVA bereits hohe Auflagen verpasst hatte, ging die Regierung im Juni noch einen Schritt weiter. So muss BBVA im Erfolgsfall Sabadell mindestens drei Jahre lang als unabhängige Tochter weiterführen.

Derweil hat sich Sabadell die Dienste der US-Investmentbank Evercore für die Abwehrschlacht gesichert, wie am Montag bekannt wurde. Das katalanische Institut wird bereits von Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten. Für BBVA arbeiten J.P. Morgan, UBS und Mediobanca.