Sabadell erwartet von BBVA Erhöhung des Kaufangebots
Sabadell erwartet von BBVA Erhöhung des Kaufangebots
Aufsichtsrat hält Preis für feindliche Übernahme für zu niedrig – Spekulationen um neue Offerte verkomplizieren die Operation
ths Madrid
„Jede Operation hat ihren Preis“, konstatierte der Vorsitzende von Banco Sabadell, Josep Oliu, am Freitag vor der Presse über das feindliche Angebot von BBVA. „Aber der Käufer muss es auch wollen und dazu in der Lage sein“, legte der langjährige Chef von Spaniens viertgrößtem Geldinstitut nach. Am Vorabend hatte der Aufsichtsrat von Sabadell die jüngste Offerte der Großbank als unzureichend zurückgewiesen. Dabei herrschte unter den 15 Mitgliedern, davon zwölf unabhängige Aufsichtsräte, Einstimmigkeit.
BBVA hatte in der Woche zuvor das endgültige Kaufangebot für den Mitbewerber veröffentlicht. Der Preis von einer eigenen Aktie plus 0,70 Euro für 5,548 Anteile von Sabadell bleibt unverändert zur ursprünglichen feindlichen Offerte von Mai 2024. Der Aufsichtsrat der katalanischen Bank meint, dass dieser Preis „Wert für unsere Aktionäre zerstört“, während „die Strategie von Banco Sabadell als eigenständiges Institut mehr Wert und Vergütung schafft“, hieß es in einer Mitteilung.
An der Börse notiert Sabadell gegenwärtig rund 10% über dem Kaufangebot, das seinerzeit einen Aufschlag von 30% enthielt. Wie viele Analysten erwartet auch der Vorstand von Sabadell, dass BBVA vor Ablauf der Annahmefrist am 7. Oktober nachbessern wird. Der Vorsitzende der Großbank, Carlos Torres, wies diese Möglichkeit dieser Tage mehrfach entschieden zurück. Eine Zahl für ein ihrer Meinung nach angemessenes Angebot wollten Oliu und sein CEO, César González-Bueno, am Freitag jedoch nicht in den Raum werfen.
Der Aufsichtsrat von Sabadell hinterfragt die von BBVA anvisierten Synergieeffekte, da diese vom „optimistischsten Szenario“ ausgingen, vor allem im Hinblick auf die hohen Auflagen. Die spanische Regierung hat im Falle einer Übernahme die organische Verschmelzung für drei bis fünf Jahre untersagt.
Den Sabadell-Aktionären, die in Spanien residieren, drohen zudem hohe Steuern auf die Zugewinne der Aktie, die allein in diesem Jahr um 90% zugelegt hat. Außerdem hätten sie beim Verkauf kein Anrecht mehr auf die Sonderdividende von 2,5 Mrd. Euro aus dem jüngsten Verkauf der britischen Tochter TSB an Santander.
Oliu und González-Bueno spielten ein weiteres Szenario aus, das seit ein paar Tagen die Anleger beschäftigt. BBVA hat das Angebot daran geknüpft, dass man eine Kontrollmehrheit von mindestens 50% der Anteile erreiche. Daran will BBVA-Chef Torres nicht rütteln, wie er betonte. Doch in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC gibt BBVA an, sich gegebenenfalls auch mit einem Anteil unterhalb der 50% zu begnügen. Sollte dieser über 30% liegen, müsste die Bank automatisch ein neues Angebot für die ausstehenden Anteile abgeben, und zwar in bar und zu einem „angemessenen Preis“. Eine Vorlage für Sabadell. „Warum soll ich als Kleinaktionär jetzt das Angebot akzeptieren, wenn danach ein neues, besseres kommen könnte?“, fragte Oliu.
Europäische Konsolidierung
Eine Schlüsselrolle kommt den Großaktionären von Sabadell zu. Nummer Eins ist Blackrock mit einem Anteil von 7%. Der US-Investor ist auch an BBVA beteiligt. Dahinter folgt Zurich mit knapp 5% der Aktien. Der Versicherer ist Partner der katalanischen Bank und müsste bei einer Fusion um die Zusammenarbeit fürchten.
Der mexikanische Anleger David Martínez hat 3,9% der Anteile. Im Aufsichtsrat lehnte er den Verkauf ebenfalls ab, jedoch aufgrund des Preises, nicht aus strategischer Sicht. „Ich meine, der spanische und der europäische Bankmarkt brauchen eine Konsolidierung und diese Operation zeigt den Aktionären den Weg“, ließ Martínez verlauten. Er kritisierte diesbezüglich die Auflagen der Regierung. Der Vorstand von Sabadell sieht dies erwartungsgemäß anders. „Wir brauchen große Banken auf europäischer Ebene, aber auch starke regionale Banken“, meinte Oliu.