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Santander fährt Corona-Puffer herunter

Die spanische Santander profitiert von maßgeblichen Auflösungen von Kreditrisikovorsorge. Weitere Entlastungen stünden bevor, gab das Institut anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen bekannt.

Santander fährt Corona-Puffer herunter

ths Madrid

Santander gibt Entwarnung bezüglich möglicher Risiken durch die Coronakrise. Spaniens größte Bank hat nach enormen Aufwendungen die Risikovorsorge zurückgefahren und erwartet bald weitere Entlastungen. Im vierten Quartal sollen 700 Mill. bis 1 Mrd. Euro an Rückstellungen aufgelöst werden, kündigte der CEO der Bank, José Antonio Álvarez, am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalsbilanz an. Die Bank hat noch 2,5 Mrd. Euro an Risikovorsorge in den Büchern, die eigens im Hinblick auf Zahlungsausfälle durch die Pandemie gebildet wurden.

„Das makroökonomische Szenario sieht heute viel besser aus, als wir im Frühjahr letzten Jahres erwartet hatten“, erklärte Álvarez. In den ersten neun Monaten des Jahres legte Santander knapp 6 Mrd. Euro für Risiken beiseite, ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum. Im dritten Quartal gab es jedoch einen Anstieg gegenüber den drei Monaten zuvor.

Bei den Rücklagen bestehen regionale Unterschiede. In Großbritannien wurde die Risikovorsorge seit Jahresbeginn beinahe ganz heruntergefahren, unter anderem, da der Hypothekenmarkt gut läuft. In Spanien will die Bank dagegen erst im kommenden Jahr Positionen auflösen, so Álvarez. Die Risikokosten der Gruppe sanken bis Ende September auf 0,9% von 1,27% ein Jahr zuvor. Bis Ende des Jahres sollen die Kosten auf 0,8% fallen, so der CEO.

Santander schrieb in den ersten neun Monaten des Jahres einen Reingewinn von 5,85 Mrd. Euro. Vor einem Jahr hatte wegen der Abschreibungen in Höhe von 12 Mrd. Euro auf Aktiva und Steuerguthaben, auch wegen der Pandemie, im September ein Verlust von 9 Mrd. Euro zu Buche gestanden. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte Santander Sonderaufwendungen für den Umbau von 530 Mill. Euro verbucht.

2,2 Milliarden Euro Gewinn

Im operativen Geschäft lief es bei den Spaniern besser. Der Gewinn von 2,2 Mrd. Euro im dritten Quartal lag über den Erwartungen der Analysten. Der Zinsüberschuss lag mit 8,5 Mrd. Euro knapp 9% über dem des dritten Quartals 2020. Auch die Provisionen legten dank der wieder größeren Aktivität der Kunden zu.

Besonders gut entwickelten sich die Geschäfte in Großbritannien und den USA. Der Gewinn im Vereinigten Königreich in den neun Monaten bis September lag mit 1,15 Mrd. Euro um das Fünffache über dem Vorjahreswert. Die US-Tochter lieferte mit einem Nettoerlös von 1,8 Mrd. Euro erneut den größten Beitrag zum Konzernergebnis, vor Brasilien. Santander ist derzeit dabei, die Minderheitsanteile der Töchter in den USA und in Mexiko aufzukaufen.

Im spanischen Heimatmarkt legte der Gewinn bis September von 500 Mill. auf 730 Mill. Euro zu. Allgemein sieht Álvarez eine positive Entwicklung der Kreditnachfrage bei Privatleuten, während das Geschäft mit Unternehmen noch etwas schleppend verläuft. Die europäische Tochter Santander Consumer Finance, die auch in Deutschland tätig ist, litt unter dem niedrigeren Absatz von Autos aufgrund der Lieferkettenengpässe bei Chips. Álvarez erwartet einen spürbaren Effekt von den Hilfen aus dem europäischen Aufbaufonds, sowohl bei den Privatkunden als auch bei Firmen.

An der Börse erlitt die Aktie von Santander nach Bekanntgabe der Quartalszahlen zunächst Verluste. Einige Analysten bemängelten die nach wie vor dünne Kapitaldecke der spanischen Großbank. Die harte Eigenkapitalquote verbesserte sich bis September um 15 Basispunkte auf 11,85%, was im oberen Bereich des von Santander selbst gesteckten Zieles von 11 bis 12% liegt. Nachdem die EZB grünes Licht gegeben hat, wird Santander 40% des Gewinns an die Aktionäre ausschütten.

Wertberichtigt Seite 6

Santander
Kennzahlen nach IFRS
9 Monate  
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss2465423975
Provisionsüberschuss78107559
Handelsergebnis21622071
operativer Gewinn1884817879
Nettoergebnis58499048
Gewinn pro Aktie (Euro) 0,313 –0,546
Bilanzsumme15782951514242
Eigenkapitalrendite RoTE (%) 11,82 3,30
Börsen-Zeitung