Spanische Banken

Santander fürchtet Stigmatisierung der Banken

Spaniens Banken warnen vor den Folgen der gerade verabschiedeten Sondersteuer auf Gewinne. Im ersten Halbjahr haben sie sehr gut verdient.

Santander fürchtet Stigmatisierung der Banken

ths Madrid

Spaniens Banker wettern gegen die neue Abgabe, mit der die Regierung die vermeintlichen Sondergewinne durch die steigenden Zinsen besteuern will. Am Donnerstag wurde das vor zwei Wochen angekündigte Gesetzespaket im Parlament eingereicht. Demnach sollen 4,8% auf den Erlös auf den Zins- und Provisionsüberschuss erhoben werden. Mit der Abgabe plant die Linkskoalition Mehreinnahmen von insgesamt 3 Mrd. Euro 2023 und 2024.

Die Inflation bleibt

„Ich kann nicht sehen, wo diese Sondergewinne sein sollen“, kritisierte der CEO von Santander, José Antonio Álvarez, am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen von Spaniens größter Bank. Die Inflation ließe sich nicht mit neuen Steuern bekämpfen, so der Vorstand. Nach den Plänen der Regierung soll die Wettbewerbsaufsicht CNMC darauf achten, dass die Kreditinstitute die Abgabe nicht auf die Kunden umlegen, unter Androhung drastischer Strafen.

„Mich sorgt, dass die Bankbranche stigmatisiert wird“, erklärte Álvarez. Die 3 Mrd. Euro, welche die Regierung durch die neue Steuer aufbringen will, entsprächen dem nötigen Kapital für die Vergabe von etwa 50 Mrd. Euro an Kredite, rechnete er vor. Den Schaden hätten Wirtschaft und Verbraucher. Der CEO von Banco Sabadell, César González-Bueno, schlug bei der Halbjahrespressekonferenz von Spaniens viertgrößter Bank in die gleiche Kerbe. Die Sondersteuer schade den 224000 Kleinaktionären der Bank, mit einer durchschnittlichen Anlage von 1950 Euro, versicherte er.

Nach der überraschenden Ankündigung einer Bankensteuer rutschten die Börsenkurse der Kreditinstitute ab, vor allem derjenigen, die hauptsächlich auf dem spanischen Markt tätig sind. Santander macht wie der große heimische Mitbewerber BBVA ihr Geschäft überwiegend im Ausland. Im ersten Halbjahr stieg der Gewinn der Bank in Spanien um 86% auf 652 Mill. Euro, was jedoch an einer um ein Viertel niedrigeren Risikovorsorge und Einsparungen durch den Stellenabbau lag.

Insgesamt steigerte Santander den Gewinn bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 33% auf 4,9 Mrd. Euro, wobei 2021 die Umstrukturierungskosten in Spanien das Ergebnis gedrückt hatten. Das Wachstum ging im ersten Halbjahr vor allem auf die Töchter in Europa zurück, neben Spanien auch Großbritannien und Polen. In den USA und vor allem in Brasilien wurde die Risikovorsorge erhöht, was Analysten negativ überraschte. Santander hat sich vor kurzem aus dem Bieterkampf um die mexikanische Banamex zurückgezogen.

Sabadell erhöhte den Gewinn bis Juni um 78% auf 393 Mill., dank einer Steigerung des Zinsüberschusses von 4,2% auf 1,76 Mrd. Euro und anhaltend besseren Geschäften der britischen Tochter TSB.

Santander
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20222021
Zinsüberschuss1840916146
Provisionsüberschuss58525169
Handelsergebnis743894
Betriebsergebnis1368512318
Reingewinn48943675
Gewinn pro Aktie (Euro)0,2720,197
Bilanzsumme17228401568636
Eigenkapital-rendite, RoTE (%)13,6911,82
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