Spanische Großbank

Santander setzt auf US-Expansion

Santander hat nach den Rekordverlusten im vergangenen Jahr im zweiten Quartal weiter Fahrt aufgenommen. Dank einer deutlich geringeren Risikovorsorge und guter Geschäfte in den USA, Großbritannien und im Investment Banking erzielte das...

Santander setzt auf US-Expansion

ths Madrid

Santander hat nach den Rekordverlusten im vergangenen Jahr im zweiten Quartal weiter Fahrt aufgenommen. Dank einer deutlich geringeren Risikovorsorge und guter Geschäfte in den USA, Großbritannien und im Investment Banking erzielte das Kreditinstitut von April bis Juni einen Reingewinn von gut 2 Mrd. Euro und übertraf damit klar die Erwartungen der Analysten, wie die Bank am Mittwoch mitteilte.

Im ersten Halbjahr verdiente Santander 3,67 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatten die Spanier, auch wegen der Pandemie, Abschreibungen auf ihre Aktiva in Höhe von 12 Mrd. Euro vorgenommen. Die Risikovorsorge lag bis Juni mit 3,7 Mrd. Euro um fast die Hälfte unter der im Vorjahr. Andererseits belastete die Umstrukturierung, vor allem in Großbritannien und Portugal, das Halbjahresergebnis mit 530 Mill. Euro.

Wie schon zu Beginn des Jahres war das US-Geschäft vor Brasilien mit fast 1,3 Mrd. Euro die wichtigste Gewinnquelle der Bank. Die besseren wirtschaftlichen Perspektiven er­möglichten eine deutliche Reduzierung der Risikovorsorge, ebenso wie die gestiegenen Gebrauchtwagenpreise, einer der Kernmärkte für die Automobilfinanzierung von Santander in den USA, so die Bank. Vor gar nicht allzu langer Zeit bereitete die US-Tochter den Spaniern noch Kopfzerbrechen. Nun setzt man auf den Markt. Kürzlich verkündete Santander den Kauf des Brokers Amherst Pierpont Securities für umgerechnet 500 Mill. Euro. Außerdem will man die 20% der US-Tochter in Händen von Minderheitsaktionären aufkaufen. Zuvor erging ein Angebot an die Besitzer der 8,6% der Aktien an der mexikanischen Tochter. Santander will beide Märkte in der Sparte Nordamerika stärker miteinander verzahnen. Weitere Zukäufe seien dort jedoch nicht geplant, beteuerte CEO José Antonio Álvarez.

In Brasilien stieg der Gewinn in den ersten sechs Monaten um 19% auf 1,18 Mrd. Euro dank höherer Umsätze. Die Währungskurse in Nord- und Südamerika schlugen sich erneut negativ auf das Ergebnis in Euro nieder. Doch Álvarez erwartet nun eine „größere Stabilisierung“ dieser Situation.

Im zuletzt schwierigen spanischen Heimatmarkt konnte Santander den Reingewinn bis Juni gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um 56% auf 390 Mill. Euro erhöhen. Das lag an gestiegenen Umsätzen bei Krediten und Einlagen sowie niedrigeren Kosten. Santander hat unlängst weitere Stellenkürzungen in Spanien vollzogen. Bei der von Analysten und Regulierern beschworenen weiteren Konsolidierung der spanischen Finanzbranche werde Santander nicht mitmachen, versicherte Álvarez.

Die Ungewissheit über die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus lege Vorsicht bei der Auflösung von Rückstellungen nahe, vor allem für Unternehmenskredite in der Tourismusbranche, erklärte der CEO der Bank. Dennoch seien die Aussichten gut. „Wir erwarten eine schnelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte, da die Wirtschaftsräume weitere Lockerungen erfahren“, sagte Álvarez. Santander kündigte an, 40 bis 50% des Reingewinns als Dividende auszuschütten, jetzt wo die Europäische Zentralbank das baldige Ende der Beschränkungen der Aktionärsvergütung angekündigt hat. „Wir erwarten keine Probleme seitens der EZB“, versicherte Álvarez, „unsere Diversifizierung nach Regionen und Produkten macht uns stark.“

Wertberichtigt Seite 6

Santander
Kennzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss16 19616 202
Provisions-überschuss5 1694 773
Handelsergebnis1 3301 107
Reingewinn3 675− 11 044
Bilanzsumme1 568 6361 572 881
RoTE (%)11,821,73
Ertrags-Aufwands- Quote (%)45,747,3
Börsen-Zeitung