Mit der Berufung von Sigmar Gabriel in den Aufsichtsrat ist der Deutschen Bank ein echter Überraschungscoup gelungen. Die Lebenserfahrung, der Ernst der Regierungsämter und natürlich auch die Vaterschaft mögen den einstigen Pop-Beauftragten der SPD ja gereift haben lassen. Trotzdem ist ein zu krakeeligen Auftritten neigender Sozi keine typische Standardbesetzung für das Kontrollgremium der einst feinsten Adresse der deutschen Kreditwirtschaft. Man mag dem Institut zugutehalten, dass es den eigenen Niedergang stoppen will, indem es sich rundum neu erfindet. Insofern reiht sich das Ganze nahtlos in die merkwürdigen Personalentscheidungen der jüngsten Zeit ein, in denen Technoblogger als Verkaufshelfer und der Leiter der Sporthilfe aufgrund seiner Erfolge bei der Talentförderung als geeigneter Personalchef eingestuft wurden. Ein bisschen wirkt es aber auch wie ein Schrei nach Aufmerksamkeit für die vielleicht zu spät gestartete Transformation. Ob ein früherer SPD-Chef, mithin ein Experte für Organisationen auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit, dafür die beste Wahl ist, darf bezweifelt werden. lee