Schröder Bank sieht Geschäftsmodell bestätigt
Von Carsten Steevens, HamburgDie in Hamburg ansässige Otto M. Schröder Bank sieht ihr Geschäftsmodell in der Coronakrise bestätigt. Die 1932 gegründete Privatbank ist in den Geschäftsfeldern Vermögensanlage sowie Immobilienzwischenfinanzierung für den Wohnungsbau in den Großstadtregionen Hamburg und Berlin tätig. “Wir sehen nicht, dass die Wohnimmobilienpreise markant zurückgehen”, erklärt Vorstandschef Helmuth Spincke im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Es komme derzeit viel Liquidität in den Markt, die Suche nach Anlagealternativen habe zugenommen.Die Coronakrise trage auch dazu bei, dass der Stellenwert von Wohneigentum steige. Spincke verweist darauf, dass die Eigentumsquote in Berlin immer noch unter 20 % liege. Die Hauptstadt mit ihrem Speckgürtel, in dem sich die Schröder Bank inzwischen stärker engagiert, steht für etwa zwei Drittel des Kreditportfolios der Bank.In den ersten fünf Monaten sieht sich das Institut in dem Nischenkreditgeschäft, das durch Wohnimmobilien “gut besichert” sei, auf Vorjahresniveau – trotz einer rund sechswöchigen Phase, wie Spincke ausführt, “in der wir uns zurückgehalten haben”, in der es coronabedingt keine Besichtigungen gegeben habe.Der Schröder-Bank-Chef geht nicht davon aus, dass der Risikovorsorgepuffer in diesem Jahr in Anspruch genommen werden muss. Eine Analyse des Kreditportfolios im März habe ergeben, dass gemessen an der Anzahl weniger als 5 % der Engagements von der Coronakrise beeinträchtigt werden könnten. Aktuell gebe es keine Auswirkungen. Aus heutiger Sicht, so Spincke, werde es wieder möglich sein, Wertberichtigungen aufzulösen.Auflösungen, die die Bank nach Angaben von Vorstand Thomas Welling nicht zur Ergebnissteuerung nutzt, trugen 2019 dazu bei, dass der Jahresüberschuss vor Zuführung zu den 340f-Reserven auf 7,7 (i.V. 6,3) Mill. Euro stieg. Der in der Bilanz ausgewiesene Überschuss erhöhte sich um 11 % auf 4,5 Mill. Euro.Mit Blick auf das Anlagegeschäft erläutert Welling, die zuletzt starke Volatilität an den Aktienmärkten eröffne neue Möglichkeiten. Die Wertpapiertransaktionen hätten zugenommen. In den ersten fünf Monaten habe man in der Vermögensanlage um 10 % zugelegt. Ähnliche Steigerungsraten hatte die Schröder Bank in diesem Geschäftsfeld auch in den beiden vorigen Jahren. In Anbetracht des Liquiditätszuflusses in die Märkte geht der Vorstand auch in der Vermögensanlage langfristig von Steigerungen aus.Im Kredit- wie im Anlagebereich liege die Bank, die ihre Zentrale durch Anmietung weiterer Flächen vergrößert hat, aktuell über den Planwerten für das Gesamtjahr, teilt Vorstandschef Spincke weiter mit. Im Gesamtjahr erwartet die mit einer Bilanzsumme von 318 (2018: 263) Mill. Euro drittgrößte Hamburger Privatbank ein Ergebnis auf Vorjahresniveau. Das Kapital sei wie im Vorjahr um 6 Mill. Euro gestärkt worden. Bei einem Kernkapital von 54,8 Mill. Euro sieht die Bank, die zum Großteil vier Enkelkindern des Gründers gehört, ausreichend Raum für weiteres Wachstum. Ob es für das Geschäftsjahr 2019 zu einer fünfprozentigen Ausschüttung kommt, soll nach der aufsichtlichen Anforderung an den Bankensektor, bis zum Herbst von Dividenden abzusehen, im vierten Quartal entschieden werden.