PERSONEN

Schumacher verlässt Aareal Bank Knall auf Fall

Von Bernd Neubacher, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.9.2015 Knall auf Fall trennt sich die Aareal Bank von ihrem Vorstandsvorsitzenden Wolf Schumacher. In seiner turnusmäßigen Sitzung am Donnerstag habe der Aufsichtsrat einen Wechsel an der...

Schumacher verlässt Aareal Bank Knall auf Fall

Von Bernd Neubacher, FrankfurtKnall auf Fall trennt sich die Aareal Bank von ihrem Vorstandsvorsitzenden Wolf Schumacher. In seiner turnusmäßigen Sitzung am Donnerstag habe der Aufsichtsrat einen Wechsel an der Vorstandsspitze des Unternehmens beschlossen, teilte der Wiesbadener Immobilienfinanzierer mit. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Wolf Schumacher scheide “im gegenseitigen Einvernehmen” aus dem Vorstand aus. Schumachers Nachfolger als Vorstandsvorsitzender werde mit sofortiger Wirkung der bisherige stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand Hermann Merkens. “Ein guter Zeitpunkt”Die offizielle Begründung des Kontrollgremiums für den Wechsel erscheint, wie so oft in solchen Fällen, wenig logisch: Schumacher habe große Verdienste um die Entwicklung der Aareal Bank, welche er in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich mitgeprägt habe, heißt es. Im Zusammenwirken mit dem übrigen Vorstandsteam habe er einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass die Aareal Bank “heute in bester Verfassung und gut aufgestellt ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern”, wird die Aufsichtsratsvorsitzende Marija Korsch in einer Mitteilung zitiert: “Daher ist dies ein guter Zeitpunkt für einen Stabwechsel.” Am Nachmittag bereits wies die Website der Aareal Bank Merkens, 49, als Vorstandschef aus. Die Funktion des Finanzvorstands werde der neue Chef vorerst in Personalunion ausüben, hieß es auf Anfrage.Über die wahren Gründe der Personalie konnte am Donnerstag vorerst nur spekuliert werden. Ob Schumacher mit seinem Ego angeeckt ist? Immerhin fällt auf, dass der Aufsichtsrat in der Würdigung seiner Verdienste auf das übrige Vorstandsteam hinweist. In der Tat wäre ein Abschiedsauftritt mit Licht-Show und Trockeneisnebel dem Rockmusik-Fan Schumacher noch eher zuzutrauen gewesen als solch ein schmuckloses Ausscheiden wie am Donnerstag bekannt gegeben.Nicht auszuschließen auch, dass es zu Streit in strategischen Fragen gekommen ist. Bei Beobachtern wurde schon vor Monaten geunkt, die Aareal Bank habe sich mit ihren beiden jüngsten Übernahmen der Corealcredit sowie der WestImmo eine Integrationsaufgabe ans Bein gebunden, welche sie überfordern könnte. Nach Übernahme der WestImmo hat die Aareal Bank für 2015 zwar einen Sonderaufwand von rund 50 Mill. Euro unter anderem für die IT-Harmonisierung gebucht. Würden der Bank aber die Risiken über den Kopf wachsen, hätte der Aufsichtsrat wohl kaum den Finanz- und Risikovorstand Merkens auf den Schild gehoben. Vertrag bis 2018Die Aareal Bank äußert sich auf Anfrage nicht konkret dazu, ob der Aufsichtsrat oder der 57-jährige Vorstandsvorsitzende den ersten Schritt zur Vorbereitung des Führungswechsel gemacht haben. Schumacher verlässt das Haus inmitten der Laufzeit seines noch bis 2018 laufenden Vertrages. Nicht einmal ein Beratervertrag, wie in ähnlichen Fällen oft vereinbart, ist geschlossen worden. Wie in solchen Fällen üblich erhalte Schumacher eine Ausgleichszahlung, heißt es bei Aareal ohne nähere Angaben. Legt man die im Geschäftsbericht 2014 dokumentierte Vergütung Schumachers zugrunde, dürfte sich die Zahlung auf einen höheren einstelligen Millionenbetrag summieren. Samt Versorgungsleistungen war Schumacher 2014 eine Vergütung von rund 4 Mill. Euro gewährt worden. Das Ergebnis steigtAn der operativen Entwicklung des Hauses kann es kaum liegen, dass Schumacher das Haus verlässt. Im ersten Halbjahr hatte die Gesellschaft ihr Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr um 16 Mill. auf 300 Mill. Euro gesteigert. Infolge steigenden Verwaltungsaufwands kletterte die Cost-Income-Ratio um 7 Punkte auf 58 %. Die Eigenkapitalrendite betrug auch dank negativen Goodwills aus den jüngsten Akquisitionen vor Steuern 24,6 % nach 25,3 % im ersten Halbjahr 2014. Allerdings ging das Neugeschäft bedingt durch scharfen Wettbewerb zuletzt deutlich zurück, was Mitte August an der Börse nicht gut ankam.Als Schumacher vor zehn Jahren bei der Aareal Bank angefangen hatte, hatte das noch ganz anders ausgesehen. In jenem Jahr verbuchte die bis 2002 unter Depfa Deutsche Bau- und Boden Bank firmierende Gesellschaft einen Betriebsverlust von 90 Mill. Euro bei einer negativen Eigenkapitalrendite von 5,7 %.Gemeinsam mit Merkens, der schon zwei Jahre zuvor in den Vorstand eingetreten war, konzentrierte Schumacher die Aktivitäten des Hauses auf die beiden Segmente der gewerblichen Immobilienfinanzierungen sowie auf Beratung und Dienstleistungen. Er griff im Februar 2009 in der Finanzkrise auf die Hilfe des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) zurück, “um für die künftigen Herausforderungen gewappnet zu sein”. In der Folge ging Aareal in der Tat als Gewinnerin unter den deutschen Immobilienfinanzierern aus der Marktbereinigung infolge der Finanzkrise hervor: Die Soffin-Hilfen sind getilgt, Konkurrent Eurohypo ist bald abgewickelt, die frühere HRE aufgespalten, und die beiden Wettbewerber Corealcredit sowie WestImmo hat Aareal gekauft.Schumachers Abschied teilt nun ein Manager-Duo, das sich seine Aufgaben in der Medien- und Investorenarbeit zehn Jahre lang kongenial aufgeteilt hat: Schumacher gab die Rampensau, der wortgewaltig die kreditpolitische Großwetterlage rund um Bankenabgabe und Nullzinsumfeld kommentierte, Merkens den Zahlenmenschen, mit dem man sich eingehend etwa darüber austauschen konnte, welche Vorteile eine Wandlung hybrider Wertpapiere in Aktien, falls die Eigenkapitalquote einer Bank unter ein bestimmtes Niveau rutscht, gegenüber einer Abschreibung des Nominals zu bieten hat.1999 war Diplom-Kaufmann Merkens als Bereichsleiter Kredite Gewerbebau Deutschland in die damalige Depfa Bank eingetreten. Begonnen hatte er seinen beruflichen Werdegang 1985 bei der Deutschen Bank. So überraschend der Zeitpunkt nun ist – dass Merkens dereinst auf Schumacher folgen dürfte, war abzusehen, seitdem der Finanzvorstand im Dezember vergangenen Jahres als stellvertretender Vorstandsvorsitzender berufen wurde.