Schweizer Assekuranz am Pranger

Ein neues Gesetz will Sparern, die ihr Geld bei Lebensversicherern anlegen, zu mehr Transparenz verhelfen. Die Anallysen der Schweizer Finanzmarktaufsicht zeigen: Es ist höchste Zeit dafür. Immerhin haben viele Sparer das Problem selbst schon vor langer Zeit erkannt.

Schweizer Assekuranz am Pranger

Schweizer Assekuranz am Pranger

Ein neues Gesetz will Lebensversicherungskunden zu mehr Transparenz verhelfen.

dz Zürich

Beim Abschluss von Lebensversicherungspolicen mit Sparanteil ist die Transparenz "häufig ungenügend". Zu diesem Schluss kam die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) im Rahmen einer umfangreichen Feldforschung, über deren Ergebnisse die Behörde am Mittwoch auf einer virtuellen Medienkonferenz Bericht ablegte.

Die Finma schaute sich im Zeitraum von Januar 2020 bis März 2021 die Dokumentationen zu über 85.000 Abschlüssen von fondsgebundenen Lebensversicherungen an. Idealerweise erhält der Kunde am Ende der Vertragszeit eine deutlich größere Summe ausbezahlt als die Sparbeiträge, die er über die Jahre geleistet hat – vorausgesetzt, das Kapital wird in den Finanzmärkten gut angelegt.

Weil die Finanzmärkte aber keine Einbahnstraße sind, verlangt ein Rundschreiben der Finma aus dem Jahr 2016, dass die Versicherungen ihren Kunden nicht nur die Höhe potenzieller Überschüsse unter die Nase reiben dürfen, sondern diesen auch ein biederes Durchschnittsszenarium sowie ein negatives Szenarium vorrechnen müssen, in dem der Kunde sogar einen Teil seiner Ersparnisse verlieren kann.

Das haben die Schweizer Versicherer mehrheitlich nicht getan. "Über 90% der von der Finma untersuchten Beispielrechnungen wiesen teilweise weit zu hohe optimistische Renditeentwicklungen aus", stellte die zuständige Aufseherin Birgit Rutishauser fest. Eklatant sei die Schönfärberei insbesondere bei der Darstellung des ungünstigen Szenarios ausgefallen. Viele Versicherer hätten ihren Kunden auch unter Annahme eines schlechten Anlageverlaufs Renditen vorgerechnet, die "weit" über der risikofreien Rendite lagen.

Unter der vom Gesetzgeber nach langem Hin und Her mit der Versicherungslobby nun doch noch revidierten Aufsichtsverordnung verfügt die Finma nun über eine glasklare gesetzliche Grundlage, auf der sie gegen unsaubere Verkaufspraktiken der Assekuranz vorgehen kann.

Solche Praktiken sind immer ein Ärgernis. Die gute Nachricht ist aber, dass viele Sparer den Versicherern längst auf die Schliche gekommen sind. Fondsgebundene Lebensversicherungen haben ihre besten Zeiten längst hinter sich.

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