Schweizer Notenbank fährt üppige Ernte ein
dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) meldet für das vergangene Jahr einen vorerst noch provisorischen Jahresgewinn von 26 Mrd. sfr. Wie das Ergebnis im Einzelnen zustande gekommen ist, will das Noteninstitut am 7. März mit der Veröffentlichung des definitiven Abschlusses darlegen.
In den Grundzügen ist das Bild allerdings klar: Es ist der steile Anstieg der internationalen Aktienmärkte, dem die Schweizer Währungshüter das viertbeste Ergebnis seit Bestehen ihrer Institution zu verdanken haben. Per Ende September hatte der Gewinn noch bei mehr als 40 Mrd. sfr gelegen. Dann sorgten zunächst pandemiebedingte Konjunkturängste für eine Abwertung der für die SNB mit Abstand wichtigsten Anlagewährungen Dollar und Euro. Die US-Valuta verlor in den letzten drei Monaten des Jahres rund 2% auf den Franken, der Euro sogar 4%.
Aus der Umrechnung der SNB-Devisenanlagen in Höhe von aktuell gegen 1 Bill. sfr ergaben sich so währungsbedingte Buchverluste in Höhe von weit über 20 Mrd. sfr. Die Devisenreserven der SNB sind zu je 38% in Dollar und in Euro angelegt. Auch der globale Zinsanstieg, der den erwarteten und kurz vor Weihnachten von verschiedenen Notenbanken bestätigten Beginn einer Normalisierung der Geldpolitik vorwegnahm, führte in der SNB-Bilanz zu Bewertungsverlusten. Zwei Drittel der Devisenanlagen sind in Staatsanleihen investiert, die aufgrund des jüngsten Renditeanstieges Kurseinbußen erlitten haben.
15 Mrd. sfr Verlust
Insgesamt resultierte im Schlussquartal deshalb ein Verlust von gut 15 Mrd. sfr, der durch die ungebrochen starke Performance der internationalen Aktienmärkte stark abgemildert wurde. Die SNB hat in den vergangenen Jahren den Aktienanteil an den Devisenanlagen stetig ausgebaut. Per Ende September lag dieser bei 23%, verglichen mit 20% zum Ende des Vorjahres. Ende 2014, unmittelbar bevor die SNB den Euro-Mindestkurs von 1,20 sfr aufhob und so eine deutliche Aufwertung des Franken zuließ, hatte sich die Aktienquote noch auf 15% belaufen.
Auch die Quote der Staatsanleihen ist seit Ende 2014 von 73% auf 66% gesunken – vor allem zugunsten von Aktien. Im Vergleich zu den Wertpapieranlagen spielt der traditionelle Goldbestand von 1040 Tonnen keine sehr große Rolle mehr. Die Qualität des Assetmanagements hat für die SNB in den vergangenen Jahren eine deutlich höhere Bedeutung erfahren – nicht nur, weil sich der Devisenbestand seit dem währungspolitischen Kurswechsel von Anfang 2015 nahezu verdoppelt hat. Durch die massive Bilanzausweitung, welche die Nationalbank in Kauf nehmen musste, um eine übermäßige und allzu schnelle Aufwertung des Franken zu verhindern, ist das Noteninstitut zunehmend in den Fokus der Politik geraten.
Volksabstimmung scheitert
Bereits 2014 musste das Schweizer Volk über die sogenannte „Gold-Initiative“ abstimmen, die der SNB einen Mindestbestand des gelben Metalls vorschreiben wollte. Zwar scheiterte der Vorstoß an der Urne ebenso wie vier Jahre später die Vollgeld-Initiative. Aber diese Volksentscheide haben nichts daran geändert, dass die SNB-Bilanz Politiker und andere Kreise zu allerlei kreativen Ideen inspiriert. Immer wieder ins Gespräch kommen Vorschläge für einen Staatsfonds, der den Devisenberg des Noteninstituts nutzbarer für die ganze Volkswirtschaft machen könnte.
Gegen Staatsfonds
Die SNB-Führung hat sich bislang mit aller Entschlossenheit und mit Erfolg gegen solche Vorhaben zur Wehr gesetzt. Allerdings musste sie dafür ihre Ausschüttungen an den Bund und die Kantone (Länder) erhöhen. Seit dem vergangenen Jahr erhält die öffentliche Hand 6 Mrd. sfr aus dem SNB-Topf, sofern dieser Ausschüttungsreserven von mindestens 40 Mrd. sfr enthält. Nach dem vergangenen Jahr betragen diese Reserven nun mehr als 100 Mrd. sfr, was nicht zuletzt dem stärker auf die Rendite abzielenden Devisenmanagement zu verdanken ist. Mit robusten Ausschüttungen kann die SNB die politischen Begehrlichkeiten wenigstens teilweise kontern.