Deutsche Börse ist ein strategischer Partner

Secondary-Trading-Plattform Forge Global steht vor Eigentümerwechsel

Es gibt Kaufinteressenten für Forge Global, was die Aktie anziehen lässt. Für die mit 12% beteiligte Deutsche Börse ist die Private-Markets-Plattform ein strategisches Investment.

Secondary-Trading-Plattform Forge Global steht vor Eigentümerwechsel

Forge Global vor Eigentümerwechsel

Private-Markets-Plattform zieht M&A-Interesse an – Deutsche Börse ist europäischer Partner der US-Gesellschaft

bg Frankfurt

Auch wenn es operativ ein wenig zäh läuft, so lockt die auf den Secondaries-Handel spezialisierte Forge Global doch Kaufinteressenten an. Sollte es zu einer Transaktion kommen, müsste die Deutsche Börse als Aktionär Farbe bekennen, ob Forge der Partner der Zukunft ist für ihre Private-Markets-Aktivitäten.

Die auf den pre-IPO-Handel von Startup-Anteilen spezialisierte Forge Global zieht Übernahmeinteressenten an. Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge hat das Unternehmen, an dem auch die Deutsche Börse mit 12% beteiligt ist, mit Financial Technology Partners einen M&A-Berater angeheuert, nachdem es Interessensbekundungen gegeben haben soll. Die Spekulation auf ein Übernahmeangebot ließ die Forge-Global-Aktie im späten US-Handel um gut 11% zulegen, und sie notierte auch vorbörslich deutlich fester.

Zu hoher Bewertung in den Börsenmantel geschlüpft

Einen solchen Kursschub kann die Aktie gut gebrauchen, war das Papier seit dem Spac-Listing 2021 doch stark gefallen – auch weil sich die Wachstumspläne nicht so flott umsetzen ließen wie geplant. Zu einer Bewertung von 2 Mrd. Dollar in den Börsenmantel geschlüpft, hat die Gesellschaft heute nur noch eine Marktkapitalisierung von 230 Mill. Dollar. Da werden die Forge-Global-Anteilseigner sicher sehr viel mehr sehen wollen, sollten sie ihre Aktien andienen wollen. Wobei dies für die Deutsche Börse, die über ihren Venture-Fonds DB1 beteiligt ist, ein strategisches Investment darstellt. Im September 2022 wurde eine Partnerschaft mit Forge Global geschlossen, um gemeinsam die Private Markets in Europa zu erschließen. Ein weiterer Großaktionär ist die Private-Equity-Gesellschaft Motive Partners, die ebenfalls 12% hält.

Immer defizitär geblieben

Die Deutsche Börse wollte sich auf Anfrage nicht zu einer möglichen Transaktion äußern. Forge Global hatte nach US-Börsenschluss bestätigt, dass man sich in Gesprächen mit Kaufinteressenten befinde. Auch wenn Forge Global zu den größten Plattformen für den Handel von Secondaries gehört, so ist die Gesellschaft doch all die Jahre seit der Gründung 2014 in den roten Zahlen geblieben, sodass die Cash-Reserven auf 80 Mill. Dollar abgesunken sind. Im Markt heißt es, dass zuletzt ein größeres Investment in ein Upgrade der Tech-Plattform geflossen sei, was Forge Global nun Schwung geben sollte für die weitere Geschäftsentwicklung.

Viel Konkurrenz

Dabei ist die Konkurrenz größer geworden mit Startups wie Equity Zen. Und neben kleinen Anbietern wie Crowdcube hat auch die Nasdaq seit 2021 einen Private-Market-Handel. In Großbritannien soll mit Pisces (Private Intermittent Securities and Capital Exchange System) ein solcher Marktplatz entstehen. Vor dem Hintergrund ist Forge Global gefordert, ihre Stellung zu behaupten – wobei die Umsatzentwicklung schleppend verläuft. Für das Geschäftsjahr per Ende Juni wurde ein leicht geringerer Umsatz von knapp 100 Mill. Dollar gezeigt.

Der Markt wächst grundsätzlich

Übernahmeinteresse soll es von rivalisierenden Marktplätzen sowie von Großbanken wie Morgan Stanley geben, die sich in dem Segment strategisch positionieren wollen. Dieses gilt als attraktiv, da Startups den Gang an die Börse immer weiter hinauszögern und sich über die Private Markets weiter finanzieren – mitunter auch, wenn sie wie Stripe oder Revolut längst profitabel sind. Dann geht es häufig um Transaktionen von Mitarbeiteraktien.

Tokenisierte Anteile gut handelbar

Mit dem Aufkommen von DLT-Technologie für den Anteilshandel eröffnen sich für die Plattformen weitere Möglichkeiten, können mit der Tokenisierung Gesellschaftsanteile doch leichter handelbar gemacht werden. So könnten zum Beispiel auf dem deutschen Markt GmbH-Anteile liquide werden. Mit dem Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) sind die Möglichkeiten grundsätzlich vorhanden.