Sibos startet mit Diskussion zwischen Nagel und Sewing
Diskussion um Digitalwährungen
Bundesbank warnt auf Sibos vor Risiken – Deutsche Bank bietet sich als Partner an
lee Frankfurt
Auf der Eröffnung der erstmals in Frankfurt ausgerichteten internationalen Fachmesse Sibos ist der Wettbewerb zwischen Europäischer Zentralbank (EZB) und der Privatwirtschaft um die Ausgestaltung von Digitalwährungen deutlich geworden. In seiner Eröffnungsrede mahnte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Montag, neben den Chancen auch die Risiken von Neuerungen wie der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) im Auge zu behalten: „Wir können Innovationen nicht der Innovation halber unterstützen.“ Zugleich pochte er auf den währungspolitischen Hoheitsanspruch der Europäischen Zentralbank (EZB): „Die Ankerfunktion des Zentralbankgelds darf nicht geschwächt werden.“
Sewing fordert Aufbau auf bestehender Infrastruktur
In Anbetracht des Voranpreschens der US-Regierung bei der Etablierung der DLT-Technologie im Finanzsystem treibt auch die EZB die Pläne für den digitalen Euro voran. Der zuständige EZB-Direktor Piero Cipollone hält eine Einführung im Jahr 2029 für realistisch. Die Privatwirtschaft stehe diesem Projekt positiv gegenüber, unterstrich Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing in seiner Eröffnungsansprache. „Wir empfehlen jedoch dringend, diesen in enger Zusammenarbeit mit den Finanzinstituten und auf unseren bestehenden Plattformen aufzubauen“, ergänzte er mit Blick auf die bereits vorhandene Infrastruktur für die Zahlungsströme zwischen den Geschäftsbanken und der EZB.
KI und Krypto im Fokus
Die von Swift, der Betreibergesellschaft des Auslandszahlungsverkehrs, in jedem Jahr an einem anderen Finanzplatz ausgerichtete Sibos ist eines der wichtigsten Treffen der Payment-Branche. In den Frankfurter Messehallen fällt die Vielzahl der Anbieter von Anwendungen auf der Basis von Künstliche Intelligenz (KI) ins Auge. Wie Sewing verdeutlichte, beschäftigt die Branche derzeit aber auch der Siegeszug der Kryptotechnologie: „Die Tokenisierung realer Vermögenswerte wird bis 2033 voraussichtlich auf rund 19 Bill. Dollar anwachsen, angetrieben durch Fonds, Immobilien und Stablecoins.“ Die Banken können in seinen Augen eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Infrastruktur und der Vertrauensbasis der digitalen Vermögenswirtschaft übernehmen.
Wettbewerb mit USA
Erst vergangene Woche hatten neun europäischen Banken, darunter die DekaBank, Unicredit und die niederländische ING, die Entwicklung eines privaten Euro-Stablecoins angekündigt. Da sie mit realen Vermögenswerten unterlegt sind, gelten Stablecoins als Brücke zwischen der Kryptowelt und dem traditionellen Finanzsystem. Die Technologie gewinnt auch mit Blick auf den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr an Bedeutung. Nachdem die US-Regierung im Juni mit dem „Genius Act“ einen Regulierungsrahmen für Stablecoins vorgeschlagen hat, befürchten viele europäische Banken, ins Hintertreffen zu geraten.