Immobilienmarkt

Signa-Pleite ist nur ein Problem unter vielen

Zwar stehen für Deutschlands Banken und Versicherer bei der Signa-Pleite insgesamt hohe Beträge im Feuer. Eine Absicherung vieler Immobilien einerseits und ein überschaubares Gewicht in der Kapitalanlage andererseits sprechen jedoch gegen eine akute Krise.

Signa-Pleite ist nur ein Problem unter vielen

Signa-Pleite ist nur ein Problem unter vielen

Insolvenz der Gruppe scheint für Finanzwirtschaft verkraftbar – Doch fallende Immobilienpreise belasten

Von Jan Schrader, Frankfurt

Das Risiko aus der Pleite der Signa-Gruppe scheint verkraftbar: Zwar stehen für Deutschlands Banken und Versicherer insgesamt hohe Beträge im Feuer. Eine Absicherung vieler Immobilien einerseits und ein überschaubares Gewicht in der Kapitalanlage andererseits sprechen jedoch gegen eine akute Krise.

Nach der Insolvenz der österreichischen Signa Holding zeigen sich Finanzbranche, Ratingexperten und Aufsicht bisher gelassen. Zwar haben Landesbanken, DZ Hyp, Sparkassen und Kreditgenossenschaften laut Medienberichten in Summe einen Milliardenbetrag für verschiedene Immobilienprojekte an die Gruppe des Unternehmers René Benko ausgereicht. Angesichts fallender Preise für Gewerbeimmobilien verlieren die Objekte als Sicherheit an Wert. Deutschlands Versicherer wiederum haben offenbar nicht nur Darlehen vergeben, sondern auch in Genussscheine investiert und tragen damit ein erhebliches Risiko.

Insgesamt aber überwiegt bislang die Zuversicht. So sieht die BaFin nach Darstellung der Bundesregierung für keinen Versicherer „eine wesentliche Bedrohung“. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti (ehemals Linke, jetzt fraktionslos) hervor, über die „Capital“ berichtet. Laut Finanzaufsicht sind demnach 46 Versicherer „gegenüber der Signa-Gruppe exponiert“. Bei neun Adressen liege das Engagement bei mehr als 1% der Kapitalanlagen.

Moody’s warnt ein bisschen

Die Ratingagentur Moody’s hatte bereits Anfang Dezember von eher tragbaren Risiken gesprochen: Die meisten Kredite seien erstrangig besichert. Auch haben die Institute demnach durch Risikovorsorge bereits Puffer aufgebaut. Allerdings stellten fallende Immobilienpreise und ein geringes Transaktionsvolumen ein Risiko dar. Sollten weitere Insolvenzen im Immobiliensektor folgen, ergäben sich Herausforderungen.

Nicht die Signa-Pleite allein, aber das gesamte Marktumfeld belastet also die Kreditwirtschaft. Abzulesen ist das an einer hohen Kreditrisikovorsorge im Immobiliensegment. Zum Halbjahr meldete die Helaba hier eine zusätzliche Vorsorge von 173 Mill. Euro, die BayernLB kommt auf 127 Mill. Euro, die LBBW verbucht eine pauschale Vorsorge (Adjustments) von 83 Mill. Euro, die überwiegend für Immobilien und Projektentwicklungen reserviert ist.

Wie sehr etwaige Ausfälle für bestimmte Immobilien mit Bezug zur Signa-Gruppe ins Gewicht fielen, ist dabei unklar. Laut der Übersicht von Moody’s, die sich auf verschiedene Medienberichte beruft, ist die Helaba mit ungefähr 400 bis 600 Mill. Euro involviert, BayernLB und LBBW kommen auf 200 bis 400 Mill. Euro, die Nord/LB auf ungefähr 100 Mill. Euro. In der Schweiz sticht die Privatbank Julius Bär mit 606 Mill. sfr hervor, in Österreich die dortige Unicredit-Einheit mit 600 Mill. Euro sowie die Raiffeisen Bank International mit 750 Mill. Euro.

Eine offizielle Bestätigung für die ungefähren Zahlen von Anfang Dezember gibt es nicht. Die LBBW erklärt, sie könne die Schätzung nicht nachvollziehen. In der gewerblichen Immobilienfinanzierung liege das Risiko maximal „im niedrigen zweistelligen Millionenbereich“. Einen ebenfalls kleinen zweistelligen Millionenbetrag habe die LBBW an Signa Sports vergeben und das Engagement mittlerweile komplett abgeschrieben. Dieser Kredit entfalle aber nicht auf Immobilien.

Das Zinsniveau gibt den Ausschlag

Aktuell kommt der Branche aber das zuletzt fallende Zinsniveau entgegen. So ist etwa die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen, ein wichtiger Gradmesser, von 3,0% Anfang Oktober auf zuletzt 2,1% gesunken. Fallende Zinsen wirken sich positiv auf die Bewertung von Sachwerten aus. Weniger die Insolvenz einer einzelnen Adresse, sondern das Zinsniveau insgesamt prägt die Risiken für die Branche in der Immobilienfinanzierung.

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