Im Podcast:Florian Adomeit, Amber

Sind Search Funds mehr als ein kurzer Hype?

Search Funds kommen aus den USA und sind eine besondere Spielart von Private Equity. Wie funktioniert der Investmentansatz – und wie erfolgreich war er bislang?

Sind Search Funds mehr als ein kurzer Hype?

Im Podcast: Florian Adomeit

Sind Search Funds mehr als ein kurzer Hype?

Sonderform von Private Equity könnte Nachfolgeproblematik von deutschen Mittelständlern mildern

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Die Generation der Babyboomer erreicht das Renteneintrittsalter und verschärft die Nachfolgeproblematik bei deutschen Mittelständlern. Der KfW zufolge denken 231.000 Unternehmen an eine Geschäfts­aufgabe bis Ende des Jahres 2025. Dem gegenüber stehen rund 215.000 Unternehmen mit kurzfristigen Nachfolge­wünschen im selben Zeitraum. Das Problem: „Für kleine Unternehmen gibt es nicht ausreichend Käufer“, sagt Florian Adomeit vom Online-M&A-Marktplatz Amber im Private-Markets-Podcast „Beyond Billions“.

Viele der betroffenen Betriebe seien für klassische Private-Equity-Investoren zu klein, weshalb Adomeit große Hoffnungen auf sogenannte Search Funds setzt. In den USA ist diese besondere Spielart von privatem Beteiligungskapital bereits etabliert. Corporate-Finance-Berater versuchen, das Thema gerade aber auch in Deutschland bekannter zu machen. Bei einem Search Fund tun sich ein oder zwei Personen zusammen, die sogenannten Sucher. Diese sammeln bei Investoren Kapital ein, um damit einen Mittelständler zu übernehmen und anschließend mehrere Jahre zu führen.

Search Funds: Wie Private Equity, nur anders

Es gibt feine Unterschiede zum klassischen Private-Equity-Ansatz. Die Fonds haben weniger Investoren, die je nach Ausgestaltung des Fonds mehr Mitspracherechte haben oder sogar Mentoring-Rollen für die Sucher einnehmen können. Diese sind im Gegensatz zu klassischen Private-Equity-Fonds oft keine erfahrenen Manager, sondern Rookies, die direkt von der Uni kommen und unternehmerische Erfahrung sammeln wollen. Einer Studie der IESE Business School zufolge sind 71% der Chefs von Search Funds außerhalb der USA und Kanada MBA-Absolventen.

Die IESE unterhält Campus in Barcelona, Madrid, New York, São Paulo und München und untersucht zusammen mit der Stanford Graduate School of Business in Studien regelmäßig den Markt für Search Funds. Stanford fokussiert sich dabei auf die USA und Kanada, IESE auf den Rest der Welt. In Nordamerika gingen demnach seit 1984 insgesamt 681 Search Funds an den Start. Dem gegenüber stehen im Rest der Welt 320, davon laut IESE 20 in Deutschland.

Großer Renditeunterschied zwischen Nordamerika und dem Rest der Welt

Search Funds sind hierzulande noch ein Nischenthema. Das liegt Adomeit zufolge auch daran, dass es in Deutschland bislang noch nicht die großen Erfolgsgeschichten zu berichten gibt und das Thema nicht so öffentlichkeitswirksam ist wie beispielsweise Private Equity. „Es braucht mehr Leute, die es machen wollen und mehr Leute, die bereit sind, Kapital zu geben“, sagt Adomeit. In Nordamerika haben Investoren mit Search Funds bereits viel Geld verdient. Laut der Stanford-Studie lag die annualisierte Rendite (IRR) im Schnitt bei 35,1%, wobei die Searcher das Kapital ihrer Geldgeber im Schnitt um das 4,5-Fache gesteigert haben.

Im Rest der Welt sind diese Renditen bislang deutlich niedriger. Laut IESE beträgt der IRR im Schnitt nur 18,1% bei einer durchschnittlichen Verdopplung des Kapitaleinsatzes. Diese Zahlen seien jedoch noch nicht wirklich aussagekräftig, da 62% der von Search Fonds außerhalb von Nordamerika getätigten Übernahmen erst seit 2020 stattgefunden hätten und die Exits damit erst noch bevorstünden. Damit sich Search Funds hierzulande als nachhaltiges Investment-Modell etablieren können, müssen die wenigen aktiven Sucher erfolgreiche Deals machen. Andernfalls droht den Search Funds ein ähnliches Schicksal wie vor wenigen Jahren den Spacs: Von Investmentbanken kurz gehypt, sind die leeren Börsenmäntel schnell wieder verschwunden.