Sitzmann fordert Regulierung von Kryptowerten

Ministerin bricht in Stuttgarter Börse Lanze für Aktie

Sitzmann fordert Regulierung von Kryptowerten

spe Stuttgart – Die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann mahnt bei der Regulierung von Kryptowährungen zur Eile. “In der Finanzpolitik und auf dem Finanzmarkt ist Transparenz ein wichtiger Faktor, um Vertrauen zu schaffen”, sagte die Grünen-Politikerin auf dem Jahresempfang der Börse Stuttgart am 1. Oktober. Daher sehe sie großen Handlungsbedarf bei Kryptowerten. Zwar könnten diese auch für Anlegerinnen und Anleger interessant sein, benötigten jedoch rechtliche Rahmenbedingungen, die guten Anlegerschutz gewährleisten und Geldwäsche verhindern. “Wir hoffen, hier von unserem Know-how gegenseitig profitieren zu können”, sagte Sitzmann mit Blick auf die Expertise der Börse Stuttgart im Handel mit Kryptowährungen. Schuldenbremse verteidigtWeiter verteidigte Sitzmann die Schuldenbremse, die vom 1. Januar 2020 an ohnehin in der baden-württembergischen Landesverfassung festgeschrieben ist. “Auch wenn eine konjunkturelle Abkühlung bevorstehen sollte, stelle ich die Schuldenbremse nicht in Frage”, sagte sie. Das Land habe in den vergangenen fünf Jahren 1,65 Mrd. Euro direkte und 2,5 Mrd. Euro indirekte Schulden getilgt. In Baden-Württemberg laufe die Schuldenuhr rückwärts. Dennoch habe das Land etwa in Klimaschutz oder die Digitalisierung investiert.Mit Wohlwollen vernahmen die rund 400 Gäste aus der Stuttgarter Finanzszene Sitzmanns Überlegungen zur wachsenden Bedeutung von Aktien vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase. “Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir Aktien als Teil der Altersvorsorge berücksichtigen können”, sagte die Finanzministerin auf dem Empfang, der im Zeichen des zwanzigjährigen Jubiläums des Handelssegments für verbriefte Derivate, Euwax, stand.Mit einem Umsatz von 22 Mrd. Euro (-11,4 %) von Januar bis September 2019 gelten Hebel- und Anlageprodukte nach wie vor als wichtigstes Standbein der Börse Stuttgart. Um dieses weiterzuentwickeln, hoffe man darauf, verbriefte Derivate bald tokenisiert auf Basis der Blockchain-Technologie handeln zu können, sagte Michael Völter, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse. Dies sei zwar ein Wagnis, aber er sei zuversichtlich, so Völter, dass Stuttgart hierbei wieder eine Vorreiterrolle einnehmen könne. “Wir wollen den Markt für Kryptowährungen und Token auf ein neues Niveau heben und einen verlässlichen Zugang für Anleger schaffen”, sagt er. Wenn die Börse als etablierter Akteur vorangehe, könne dies die Akzeptanz und die Verbreitung digitaler Assets erhöhen. Ideenreiche MaklerDie vor 20 Jahren errungene Marktführerschaft im Handel mit verbrieften Derivaten führt der damalige Vorsitzende des Stuttgarter Börsenrats, Rolf Limbach, vor allem auf den Ideenreichtum der Börsenmakler zurück, die die Existenz der Börse Stuttgart gegen Widerstände aus Frankfurt verteidigten. “Die Makler waren daher unser eigentliches Kapital”, sagte er auf dem Börsenempfang. Außerdem habe man stets ein gutes Verhältnis zur Börsenaufsichtsbehörde gepflegt.Klaus Oppermann, Vertriebschef für verbriefte Derivate bei der Commerzbank, nannte den “Dreiklang” aus Börse, Emittenten und Orderflow-Providern als Basis für den Erfolg des Marktes für Optionsscheine und Zertifikate. Hinzu komme das Nebeneinander der Geschäftsfelder des börslichen und außerbörslichen Handels, die sich, wie er meinte “befruchten”. Und sollte die Euwax auch künftig die Bedürfnisse der Privatanleger im Auge behalten und mit ihren Stakeholdern an einem Strang ziehen, so Oppermanns Kalkül, dürfte einer positiven Entwicklung des Marktsegments auch künftig nichts im Wege stehen.