Six Group im Aufwind

Schweizer Finanzmarktdienstleister legt solide Zahlen vor - Streit um Strategie

Six Group im Aufwind

Von Daniel Zulauf, ZürichDas Geschäftsmodell der Six Group als integrierte Betreiberin der Schweizer Finanzplatzinfrastruktur dürfte durch den am Mittwoch vorgelegten Halbjahresabschluss etwas Aufwind bekommen. Der mehr als 3 700 Mitarbeiter zählende Konzern erwirtschaftete im Berichtsabschnitt aus einem im Vorjahresvergleich um 1,8 % gesteigerten Betriebsertrag von 930 Mill. sfr einen soliden Gewinn von 125 Mill. sfr. Dieser liegt zwar 7,7 % unter dem Vergleichsergebnis des Vorjahres, doch war das Zwischenergebnis 2016 durch eine Reihe von Sondereffekten belastet gewesen.Für das Management der Firma ist dieser Erfolg wichtig. Hinter den Kulissen des im Besitz der Banken stehenden Unternehmens spielt sich nämlich ein Streit über die künftige Ausrichtung ab. Firmenchef Urs Rüegsegger hat vor wenigen Wochen seinen Abschied angekündigt. Rüegsegger wird voraussichtlich nach Vorlage des Jahresabschlusses im kommenden Frühjahr seinem noch zu bestimmenden Nachfolger Platz machen. Unter seiner Führung ist der Konzern durch Zusammenführung der verschiedenen Gemeinschaftsunternehmen der Banken – von der Börse über Nachhandelsaktivitäten bis hin zum Zahlungsverkehr – zu einem integrierten Konzern herangereift. Gleichzeitig mit dem Personalentscheid wird der Verwaltungsrat nun aber auch die Strategiefrage klären müssen. Bislang gilt das Prinzip, dass die Six Group den Banken die Entwicklung der eigenen Finanzplatzinfrastruktur in selbstbestimmter Weise erlauben soll.Das vorliegende Zwischenergebnis wird die Konzernführung als Beleg dafür verwenden, dass sich diese Diversifizierungsstrategie bewährt. Die vier Divisionen – Handel, Verwahrung und Abwicklung, Finanzinformationen sowie Zahlungsverkehr – tragen jeweils ähnliche Anteile zum Betriebsgewinn bei und sind sich damit im Berichtsabschnitt nähergekommen. Die Nachhandelsaktivitäten (Securities Services) verzeichneten dabei das stärkste Wachstum aller Geschäftsbereiche. Die Division profitiert nicht zuletzt von den verschärften Liquiditätsvorschriften der Banken, die zur Haltung größerer Wertschriftenbestände gezwungen sind. Die Wertschriftenverwahrung und -abwicklung trägt inzwischen 24 % zum Betriebsgewinn der Six Group bei und hat sich zu einer ertragsstarken Division entwickelt. Funkstille zu Deutscher BörseIm November hatte die Six Group angekündigt, dass sie mit der Deutschen Börse Gespräche über Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Nachhandel in Angriff genommen habe. Diese Gespräche sind aber kurz vor den Sommerferien ergebnislos abgebrochen worden, erklärte ein Six-Sprecher auf Anfrage. Auch dieser Gesprächsabbruch deutet darauf hin, dass bei der Six Group derzeit viele Fragen offen sind.