Ramin Niroumand und Roland Folz

Solarisbank soll ab 2022 börsenfähig sein

Der CEO und der Aufsichtsratschef sehen die Solarisbank „in eine IPO-fähige Größe hineinwachsen“ – Finleap braucht keinen Exit

Solarisbank soll ab 2022 börsenfähig sein

Björn Godenrath.

Herr Niroumand, Herr Folz, es ist schön zu sehen, dass mit der Solarisbank ein deutsches Fintech aktiv die Konsolidierung gestaltet.

Niroumand: Wir sagen schon länger, dass die Konsolidierung in Fintech einsetzt, und das ist jetzt beschleunigt der Fall. Da B2B aber weniger shiny ist als eine Neobank, dauert es länger, das zu entwickeln. Grundgedanke bei der Gründung war ja, dass die Solarisbank eine Plattform für andere Fintechs ist, so dass diese nicht selbst für jede Kleinigkeit­ zur BaFin laufen müssen. Heute haben wir auch Tech-Konzerne wie Samsung und Institute wie die Berliner Volksbank auf der Plattform. Die Solarisbank ist eine europäische Kernbank. Sie hat alles an Lizenzen und Technologien unter einem Dach, womit alles von einer Plattform aus bespielt werden kann.

Folz: Für den Aufbau eines solchen B2B-Geschäftsmodells muss man schon einen langen Atem haben. Wir sind letztes Jahr komplett in die AWS-Cloud gegangen und haben kürzlich die Migration aller Kunden auf unser eigenes Kernbankensystem vollzogen. Der Aufbau eines eigenen Kernbankensystems ist keine Kleinigkeit. Aber es ist entscheidend für die künftige Leistungsfähigkeit, ob man da etwas Einzigartiges hat – und es ist ein Unterschied, ob man ein bestehendes System umbaut oder ein neues auf der grünen Wiese aufsetzt. Und für uns war klar, dass wir etwas Einzigartiges haben wollen. Denn jetzt können wir zu 80% alles über ein System bespielen und müssen EU-weit nur ungefähr 10 bis 20% lokal anpassen.

Wieso ist die Contis Group als Akquisitionsziel in Ihren Blick geraten?

Folz: Contis bringt uns volle europäische Coverage. Wir wollen ja, dass die großen Ökosysteme bei uns andocken­. Und für viele internationale Adressen ist Großbritannien nun mal die Anlaufstelle, um Europa zu bedienen. Außerdem war für uns Brexit-bedingt eine UK-Lizenz eine Leerstelle, die wir mit einer Akquisition schnell füllen können. Wir wachsen weiter mit 40 bis 60% pro Jahr und wollen nicht langsamer werden dadurch, dass wir die beiden Boote zusammenbinden. Es gibt kaum Kostensynergien, der Zusammenschluss ist voll auf Wachstumssynergien ausgerichtet. Es gibt aber schon Dinge, die wir schnell auf der Kostenseite umsetzen können: Contis hat ein eigenes Processing, und wir gehen bislang dafür über SIA. Beim Konto- und Kartenangebot sind wir vergleichbar gut aufgestellt, durch die Solarisbank kommt nun aber auch das Kreditangebot mit dazu.

Wie stark war die Nachfrage in der Finanzierungsrunde?

Folz: Die Runde war 20% über Minimalziel, wir mussten einigen Investoren absagen. Die Verwässerung hält sich in Grenzen, Finleap bleibt größter Aktionär. In den ersten Runden war der Fokus auf strategischen Anteilseignern wie BBVA und Visa. In den letzten beiden Runden haben wir stärker Finanzinvestoren reingenommen – und die wollen mehr sehen als einen Unternehmenswert von 1,4 Mrd. Euro.

Das heißt, die Solarisbank ist nicht mehr weit von einem Börsengang entfernt?

Folz: Mit Contis sind wir insgesamt komplementär aufgestellt und können so in eine IPO-fähige Größe hineinwachsen. Wir erwarten für 2022 einen dreistelligen Umsatz und haben uns vorgenommen, ab dem zweiten Quartal 2022 börsenfähig zu sein – das müssen dann die Aktionäre entscheiden.

Das wäre dann die erste große Exitmöglichkeit für Finleap.

Niroumand: Ja, aber wir brauchen keinen Exit. Finleap ist sieben Jahre alt, das Portfolio jetzt mehr als 2,5 Mrd. Euro wert. Und wir haben dazu beigetragen, dass die Solarisbank innerhalb von fünf Jahren zum Einhorn geworden ist – das ist doch gut.

Das Interview führte