Spaniens Banken auf Schrumpfkurs

Analysten befürworten Übernahme von Sabadell durch BBVA - Spardruck größer als anderswo in Europa

Spaniens Banken auf Schrumpfkurs

In Spanien laufen derzeit drei Fusionen in unterschiedlichen Phasen: Caixabank und Bankia, Unicaja und Liberbank und seit Wochenbeginn BBVA und Banco Sabadell. Die Institute streichen dabei voraussichtlich weitere Stellen und dünnen das Filialnetz aus. Die Konzentration der Branche nimmt beträchtlich zu.Von Thilo Schäfer, MadridDie Zeiten, als in Spanien an gefühlt beinahe jeder Ecke eine Bankfiliale stand, sind vorbei. Seit der Finanzkrise ist das Netz um die Hälfte und die Belegschaft der Branche um mehr als ein Drittel geschrumpft. Bald könnte sich der früher stark fragmentierte Markt auf wenige große und ein paar mittlere Anbieter reduzieren. Die Fusion von Caixabank und Bankia gilt als ausgemachte Sache, und den Verhandlungen zwischen Unicaja und Liberbank werden ebenfalls gute Erfolgschancen ausgerechnet.Die Ankündigung von Gesprächen über einen Zusammenschluss zwischen BBVA und Banco Sabadell wurde am Montag mit üppigen Kurssprüngen gefeiert. “In den nächsten Wochen werden wir ungefähr wissen, was das Ergebnis ist”, zeigte sich der CEO von Sabadell, Jaime Guardiola, am Dienstag auf einer Veranstaltung aber noch vorsichtig. Doch Analysten haben keine Zweifel am Sinn der Operation, mit der das zweitgrößte Kreditinstitut auf dem spanischen Markt entstehen würde.Gleich mehrere Analystenhäuser, darunter Credit Suisse, Deutsche Bank, HSBC und Royal Bank of Canada, verbesserten am Tag nach der Ankündigung der Fusionsgespräche und dem Verkauf der US-Tochter die Aussichten für den Aktienkurs von BBVA. Allesamt hoben den hohen Erlös von umgerechnet 9,7 Mrd. Euro hervor, den die Spanier von der US-Bank PNC bekommen. Durch das frische Kapital sei BBVA nun in privilegierter Situation, urteilt Barclays. Die Experten der britischen Bank rechnen damit, dass BBVA und Sabadell gut 1 200 ihrer gemeinsam 4 200 Filialen in Spanien abbauen werden. Sabadell ist bereits dabei, 1 800 von knapp 17 000 Stellen zu streichen. IWF warnt vor CoronafolgenSpaniens Geldhäuser leiden unter den anhaltenden Negativzinsen und der Wirtschaftskrise in Zeiten der Pandemie mehr als Banken anderswo in Europa, denn sie sind viel stärker auf das klassische Retailgeschäft mit Einlagen und Krediten ausgerichtet. Im jüngsten Länderbericht warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den Folgen der Pandemie. “Verglichen mit Mitbewerbern in der EU könnten die Auswirkungen der Krise auf die spanischen Banken größer ausfallen wegen des tiefen Wirtschaftsabschwungs, eines breiteren Anstiegs von Insolvenzen, geringerer CET-1-Kapitalpuffer und des etwas höheren Exposure in gefährdeten Branchen wie Gastronomie und Hotellerie.”Doch die Konzentration der Branche weckt auch Bedenken über den schwindenden Wettbewerb zulasten der Kunden. In einigen Landesteilen reduziert sich das Feld sehr stark. In Katalonien etwa würden Caixabank-Bankia und BBVA-Sabadell rund 80 % des Marktes kontrollieren. “Mit drei oder vier Banken wird es natürlich weniger Wettbewerb geben”, sagt Manuel Romera, Leiter der Finanzmarktabteilung der IE Business School in Madrid. “Aber die Finanzierungskosten werden auch weiterhin sehr niedrig bleiben”, was Kunden helfe, so der Experte.Für BBVA ist die Übernahme des heimischen Rivalen nach Ansicht von Analysten beinahe ein Muss, nachdem das Haus den Abschied aus dem US-Markt angekündigt hat. Denn mit Mexiko, dem wichtigsten Markt der Spanier, anderen Töchtern in Lateinamerika sowie der Türkei ist das Gewicht der Schwellenländer somit relativ zu groß. Sabadell hat mit TSB ein Standbein in Großbritannien. Doch lief es dort in den zurückliegenden Jahren alles andere als gut.Auch fragen die Analysten, ob BBVA den Kauf mit frischem Geld aus den USA in bar oder doch besser in Aktien vollziehen sollte. Die Steuervorteile aus dem Badwill, der durch die Übernahme entstünde, könnten dabei eine wesentliche Rolle spielen.