Grüne Transformation

Sparkassen in Baden-Württemberg tüfteln an Finanzierungsmodell für Stadtwerke

Die Sparkassen im Südwesten wollen den Stadtwerken im Land bei der Finanzierung nachhaltiger Infrastrukturprojekte unter die Arme greifen. Damit die Transformation gelingt, brauche es aber die richtigen politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, mahnt Verbandspräsident Matthias Neth an.

Sparkassen in Baden-Württemberg tüfteln an Finanzierungsmodell für Stadtwerke

Hilfestellung für Stadtwerke im Südwesten

Sparkassen tüfteln an einem Finanzierungsmodell für Kommunen zur Umstellung auf grüne Energieversorgung

Die Sparkassen im deutschen Südwesten wollen den Stadtwerken im Land bei der Finanzierung nachhaltiger Infrastrukturprojekte unter die Arme greifen. Damit die Transformation gelingt, brauche es aber die richtigen politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, mahnt Verbandspräsident Matthias Neth an.

spe Stuttgart

Angesichts eines Finanzierungsbedarfs für die Umstellung auf grüne Energieversorgung in Höhe von bundesweit 720 Mrd. Euro bis 2030 stehen Kommunen und kommunalnahe Unternehmen vor einer der größten Herausforderungen der Transformation. Dies sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) auf der Halbjahrespressekonferenz.

Angebot von Sparkassen und LBBW angedacht

Der bisherige Finanzierungsmodus der Kommunen im Südwesten aus Eigenmitteln und 20% Fremdkapital sei für derartige gewaltige Aufgaben nicht mehr tragfähig. „Daher sind neue Finanzierungsmodelle notwendig, um auch Risiken auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagte Neth. Vor diesem Hintergrund tüftelt die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg aktuell an einem gemeinsamen Angebot von Sparkassen und Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), das Kommunen und ihren Stadtwerken passgenaue Finanzierungslösungen bietet.

Keine direkte Beteiligung

Gedacht ist an ein Finanzierungskonstrukt mit Eigenkapitalcharakter etwa in Form eines Fonds, bei dem die Investoren eine sichere Rendite, aber keine Mitsprachemöglichkeit im Tagesgeschäft haben. Das Konzept soll noch im zweiten Halbjahr 2025 vorgestellt werden. Eine direkte Beteiligung an kommunalen Stadtwerken schloss Neth aus. Aufgrund des enormen Finanzierungsbedarfs müsse man auch bei internationalen institutionellen Investoren Geld einsammeln. Unter anderem diese Aufgabe dürfte dabei der LBBW zufallen.

Neth hob hervor, dass für ein solches Modell vonseiten der Politik ein verlässliches Maßnahmenpaket aus Förderkrediten über Eigenkapitalhilfen und Garantien bis hin zu Investitionszuschüssen nötig sei. Regulatorisch sei insbesondere eine Anpassung der Eigenkapitalanforderungen im Rahmen von Basel III notwendig, um langfristige Infrastrukturfinanzierungen nicht zusätzlich zu erschweren.

Transnet erfüllt Rendite-Erwartungen

Dasselbe gilt laut SVBW für die Beteiligung eines Südwest-Konsortiums, das 2023 unter Führung der Sparkassen-Versicherung mit 1,1 Mrd. Euro bei dem Stromnetzbetreiber Transnet BW eingestiegen war. Zwar machen sich die Investoren stark, die Eigenkapitalunterlegung des Investments bei 100% zu belassen. Nach den finalen Basel-III-Regeln aber ist vorgesehen, diese schrittweise auf das 2,5-Fache anzuheben. Neth hält dies für nicht sachgerecht, insbesondere mit Blick auf das äußerst geringe Risiko eines hoch regulierten, nicht konjunkturabhängigen Marktes für Netzinfrastruktur. Wie Neth weiter sagte, habe das Engagement an Transnet die Rendite-Erwartungen des Südwest-Konsortiums übererfüllt, ohne Details zu nennen. Offenbar ist für 2026 mit einer Eigenkapitalaufstockung bei Transnet zu rechnen, die das Konsortium mitmachen will.

Finanzierungen kommen in Gang

Indessen nimmt das Geschäft der Sparkassen im Südwesten wieder vorsichtig an Fahrt auf. Sowohl die private Wohnimmobilienfinanzierung als auch das Firmengeschäft scheinen ihre Tiefpunkte hinter sich zu haben, wie Neth sagte. So ist der Bestand an privaten Wohnimmobilienkrediten in den ersten sechs Monaten um 2,6% auf 92,7 Mrd. Euro gestiegen. Allerdings entfielen auf das Neubaugeschäft lediglich 0,7 Mrd. Euro von insgesamt 5,1 Mrd. Euro an Kreditzusagen. Parallel dazu haben die 50 baden-württembergischen Sparkassen an Unternehmen und Selbstständige 7,1 Mrd. Euro neu zugesagt, was einem Plus von starken 11,2% gleichkommt.

Diese Entwicklung deckt sich laut Neth auch mit der bundesweiten Stimmung. So verzeichneten die Sparkassen in Deutschland eine verbesserte Geschäftslage ihrer Unternehmen als zu Beginn des Jahres, sagte der Sparkassenpräsident.