Kreditnachfrage

Sparkassen in Westfalen-Lippe reichen mehr Kredite aus

Auch wenn sich private Kunden allmählich zurückhalten, läuft das Kreditgeschäft bisher rund, wie die Sparkassen in Westfalen-Lippe festhalten. Allerdings versiegen die Zuflüsse in Spareinlagen und der Wert der Eigenanlagen der Sparkassen sinkt.

Sparkassen in Westfalen-Lippe reichen mehr Kredite aus

ab Köln – Die Sparkassen in Westfalen-Lippe haben im ersten Halbjahr mehr Kreditgeschäft gemacht: Während sich angesichts der hohen negativen Realzinsen das Sparverhalten verändert, brummt insbesondere das Kreditgeschäft mit Firmenkunden, wie der Sparkassenverband Westfalen-Lippe (SVWL) mitteilt. Darin spiegelt sich der Anstieg der Kosten, der in wachsenden Betriebsmittelkrediten seinen Niederschlag findet. Im ersten Halbjahr erhöhte sich das Kreditneugeschäft mit Firmenkunden um 23 % auf nahezu 8 Mrd. Euro. Inklusive Privatkundengeschäft wurden in den ersten sechs Monaten 2022 fast 14 Mrd. Euro an neuen Krediten herausgelegt, ein Zuwachs um 19%. Der Kreditbestand erhöhte sich um 4% auf 112 Mrd. Euro.

Von den neuen Krediten an Privatleute entfiel das Gros mit 4,7 Mrd. Euro (+14%) zwar weiterhin auf Wohnungsbaukredite, doch flaut das Wachstum ab. Wie es heißt, hatte die Zuwachsrate im ersten Quartal noch bei knapp 20 % gelegen. „Zahlreiche Kundinnen und Kunden haben sich die zu Jahresbeginn noch günstige Konditionen für Immobilienfinanzierungen gesichert“, erläutert Verbandspräsidentin Liane Buchholz. Die Dynamik habe sich im zweiten Quartal angesichts Inflation und gestiegener Zinsen abgeschwächt.

Die hohe Inflationsrate schlägt sich aber auch auf der Einlagenseite nieder. Zum einen, weil die Kunden ihr Geld vermehrt in Wertpapieren anlegen. Zum anderen, weil sich vielfach die Sparfähigkeit der Haushalte eingeschränkt hat. Nach den bisherigen Hochrechnungen sei es 40 % der Haushalte nicht mehr möglich zu sparen. Es sei damit zu rechnen, dass dieser Wert bis zum Jahreswechsel auf bis zu 60% ansteige, warnt Buchholz. Abzulesen ist das an den Kundeneinlagen, die sich im ersten Halbjahr nur noch um schmale 0,3% auf knapp 118 Mrd. Euro erhöhten.

700 Mill. Euro Wertverlust

Aufgrund der gestiegenen Zinsen könnte es im laufenden Turnus aber auch bei den Eigenanlagen der Sparkassen zu hohem Abschreibungsbedarf kommen. Auf Nachfrage taxiert der Verband die Größenordnung auf 700 (i.V. 85) Mill. Euro. Ähnlich hatten sich zuletzt die Verbände in Bayern und Baden-Württemberg geäußert. Allerdings gehen die Sparkassen nur von vorübergehenden Belastungen aus, da die zinstragenden Papiere in der Regel bis zum Laufzeitende gehalten werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.