Staatsanwaltschaft Mailand nimmt Monte dei Paschi und Aktionäre ins Visier
Staatsanwaltschaft Mailand nimmt Monte dei Paschi und Aktionäre ins Visier
Italienische Banken
Monte dei Paschi und Aktionäre im Visier
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen CEO Lovaglio und die Aktionäre Caltagirone und Delfin
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Italien gerät wegen der massiven Einmischung der Regierung und privater Großaktionäre in den Bankensektor zunehmend unter Druck. Die Staatsanwaltschaft Mailand hat jetzt Ermittlungen gegen die Monte-dei-Paschi-Aktionäre Francesco Caltagirone, den CEO der Del-Vecchio-Familienholding Delfin und von EssilorLuxottica, Francesco Milleri, sowie gegen Monte-dei-Paschi-CEO Luigi Lovaglio aufgenommen.
Vorwurf der Marktmanipulation
Den Betroffenen werden im Zusammenhang mit der Übernahme der Investmentbank Mediobanca Marktmanipulationen und Falschinformationen gegenüber den Aufsichtsbehörden vorgeworfen. Bei den Untersuchungen wurden auch die Mobiltelefone der Manager sichergestellt. Die Monte dei Paschi (MPS) bestätigte auch Durchsuchungen an ihrem Firmensitz in Siena. Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück und beteuern, sich stets an die Regeln gehalten zu haben. Der MPS-Aktienkurs brach deutlich ein.
Der Hauptvorwurf lautet, dass sich die Beschuldigten abgestimmt hätten und dass sie mit der Übernahme der Mediobanca in Wirklichkeit auf die Versicherung Generali abzielten. Die Mediobanca war mit 13,1% deren größter Anteilseigner. Mit dem Erwerb der Mediobanca kontrollieren die Monte dei Paschi, deren größte Aktionäre der Bau- und Medienunternehmer Caltagirone und Delfin sind, sowie Caltagirone und Delfin durch direkte Beteiligungen 30% der Generali. Zusammen mit ihnen nahestehenden Aktionären wie Benetton und CRT kommen sie auf rund 40%.
Verdacht einer abgestimmen Aktion
Die Zeitung Corriere della Sera veröffentlichte Auszüge aus angeblichen Gesprächen Caltagirones mit Lovaglio im Vorfeld der Übernahme der Mediobanca, die eine abgestimmte Aktion beweisen sollen. Die Übernahme soll schon seit Jahren geplant gewesen sein. Pikant ist, dass dadurch und die Unterstützung der Regierung, die nach wie vor an der Monte dei Paschi beteiligt ist, zögernde Mediobanca-Aktionäre „überzeugt“ worden seien. Im Visier der Staatsanwaltschaft sind nicht nur die genannten Manager, sondern, als juristische Personen, auch die Gruppo Caltagirone und Delfin.
Untersuchungen der Staatsanwaltschaft laufen auch im Hinblick auf die Umstände des Verkaufs eines Staatsanteils von 15% an der MPS im November 2024. Der Verkauf sei in wenig transparenter Weise und unter Ausschluss anderer Interessenten erfolgt. Zum Zuge kamen Caltagirone, Delfin und die BPM.
Die Vorwürfe werfen erneut ein schiefes Licht auf die Regierung und die ihr nahe stehenden Unternehmer Caltagirone und Delfin. Diese haben ihre Beteiligungen im Finanzsektor massiv ausgebaut und mehrmals versucht, Generali-CEO Philippe Donnet zu stürzen.
Rom hat mithilfe der Golden-Power-Regelung verhindert, dass Unicredit die Bank BPM übernimmt. Die EU-Kommission hat deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien eingeleitet, an dessen Ende eine Klage vor dem EU-Gerichtshof stehen könnte. Brüssel sieht mögliche Verstöße gegen die Niederlassungsfreiheit und den freien Kapitalverkehr im Binnenmarkt.
Fragezeichen bei Natixis
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft könnte Auswirkungen auf die Generali und die Monte dei Paschi haben. Lovaglio muss bei der EZB bis März einen Strategieplan für die Monte dei Paschi vorlegen. Er strebt ferner im Frühjahr 2026 ein weiteres Mandat an der Spitze der MPS an. Noch unmittelbarer können die Folgen für die Generali sein. Zuletzt verdichteten sich Hinweise, dass Generali das geplante Joint Venture in der Vermögensverwaltung mit der französischen Natixis platzen lässt. Delfin, Caltagirone und die Regierung sind gegen das Vorhaben. Offiziell will der Generali-Verwaltungsrat darüber am 19. Dezember entscheiden.
