Stabilitätsrat reduziert Kapitalaufschlag für die Deutsche Bank

Liste der global systemrelevanten Institute legt Zeugnis ab vom Bedeutungsschwund deutscher und dem Aufstieg chinesischer Häuser

Stabilitätsrat reduziert Kapitalaufschlag für die Deutsche Bank

bn Frankfurt – Die globalen Finanzstabilitätswächter haben ihre Zusatzkapitalanforderung an die Deutsche Bank reduziert. Laut der am Freitag vorgelegten Liste global systemrelevanter Finanzinstitute für 2019 stuft der Financial Stability Board (FSB) Deutschlands größtes Kreditinstitut nicht mehr in der dritt-, sondern nur noch in der vierthöchsten Kategorie von Systemrelevanz ein. Dies bedeutet, dass das Haus infolge seiner Bedeutung fürs globale Finanzsystem dem FSB zufolge nur mehr einen Extra-Kapitalpuffer von 1,5 % seiner Risikoaktiva vorhalten muss und nicht mehr, wie bisher, von 2 %. In der dritthöchsten Stufe rangieren damit nur mehr Citigroup und HSBC, in der zweithöchsten zieht J.P. Morgan mit einem Kapitalaufschlag von 2,5 % seine Runden. Die höchste Kategorie, die mit einem Aufschlag von 3,5 % einhergeht, ist seit erstmaliger Erstellung der Liste 2011 unbesetzt geblieben, was Großbanken davon abhalten soll, noch größer zu werden.Für die Deutsche Bank ändert sich damit indes fürs Erste nichts. Denn die deutsche Finanzaufsicht hat das Haus in dessen Heimatmarkt als Domestic Systemically Important Bank (D-SIB) eingestuft und fordert ihm ihrerseits einen Kapitalpuffer von 2,0 % ab. “Daher wird nach jetzigem Stand erwartet, dass die Anforderung an den Kapitalpuffer insgesamt unverändert bleibt”, erklärt die Deutsche Bank.Die Neubewertung kann das Institut als Erfolg seines Risikoabbaukurses werten. Vor drei Jahren noch hatte der Internationale Währungsfonds für Furore gesorgt, als er das Institut als das riskanteste jener Häuser bezeichnete, die groß genug sind, um das Finanzsystem abstürzen lassen zu können.Die Deutsche Bank steuert schon seit längerem einen Kurs des Risikoabbaus und der Schrumpfung. Gleichwohl weist der Geschäftsbericht 2018 noch ein Nominalvolumen von brutto über 43 Bill. Euro an Assets und Verpflichtungen aus außerbörslich gehandelten Derivaten aus. Im Sommer dieses Jahres kündigte das Haus eine strategische Neuausrichtung an, welche neben einem Abbau von rund 18 000 Stellen auch eine Reduktion des Investment Bankings vorsieht. Diese Veränderungen sind in der auf Daten per Ende 2018 basierenden Einstufung durch den FSB nicht berücksichtigt.Zugleich legt die jüngste Aufstellung des FSB Zeugnis ab vom internationalen Bedeutungsschwund deutscher Banken: 2011, als der FSB seine Liste erstmals vorgelegt hatte, hatte sich die Deutsche Bank noch gleichauf mit J.P. Morgan, HSBC und Citi-group in der zweithöchsten Kategorie bewegt, und auch die Commerzbank war noch mit einem Kapitalaufschlag bedacht worden, bevor sie vom Radar des FSB verschwand. Dagegen hatte der Rat 2011 mit der Bank of China nur einem Institut aus dem Reich der Mitte globale Systemrelevanz beigemessen. Inzwischen stehen auch ICBC, die Agricultural Bank of China sowie die China Construction Bank auf der Liste.Neben der Neueinstufung der Deutschen Bank haben die globalen Finanzstabilitätswächter nur eine weitere Änderung vorgenommen: Der kanadische Finanzdienstleister Toronto Dominion wird erstmals als global systemrelevantes Haus angesehen und muss mit 17 weiteren Gesellschaften einen Prozentpunkt Kapitalquote extra vorhalten.In allen fünf der für die Einstufung relevanten Kriterien Größe, grenzüberschreitendes Geschäft, Vernetzung im Finanzsektor, Ersetzbarkeit und Komplexität habe der Stabilitätsrat der Deutschen Bank ein geringeres systemisches Risiko attestiert, teilte die Deutsche Bank mit. Zudem bedeute die Neubewertung, dass die Anforderung an die künftige Verschuldungsquote per Anfang 2022, wenn ein Aufschlag auf die Verschuldungsquoten global systemrelevanter Banken gesetzlich verpflichtend werde, von 4,0 auf 3,75 % sinke.