Britische Großbanken

Standard Chartered übertrifft Erwartungen

Standard Chartered hat nicht nur beim Ergebnis die Markterwartungen übertroffen. CEO William "Bill" Winters erwartet mehr Wachstum im laufenden Jahr. Das Institut hält mehr Cash vor. Die Nettozinsmarge wird deshalb wohl nicht so stark steigen wie zunächst in Aussicht gestellt.

Standard Chartered übertrifft Erwartungen

Britische Großbanken

Standard Chartered überzeugt

Markterwartungen übertroffen – Für das Gesamtjahr zeichnet sich höheres Wachstum ab

Standard Chartered hat nicht nur beim Ergebnis die Markterwartungen übertroffen. CEO William „Bill“ Winters erwartet mehr Wachstum im laufenden Jahr. Das Institut hält mehr Cash vor. Die Nettozinsmarge wird deshalb wohl nicht so stark steigen wie zunächst in Aussicht gestellt.

hip London
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Standard Chartered hat für das Auftaktquartal ein Vorsteuerergebnis abgeliefert, das den Schnitt der Analystenschätzungen um 16% übertraf. Zudem nahm das Management sein Ziel für das Wachstum der Erträge im laufenden Jahr nach oben. Hatte es bislang eine Spanne von 8% bis 10% genannt, ist nun von um die 10% die Rede. Die Performance verbessere sich über Märkte und Produkte hinweg weiter, sagte CEO William „Bill“ Winters bei der Präsentation der Zahlen. Zugleich verwies er auf das „ungewisse Umfeld“. Er sei zuversichtlich, alle finanziellen Ziele zu erreichen – auch bei der Eigenkapitalrendite.

Für Nervosität gesorgt

Am Vorabend hatte er noch durch ein Interview für den Sender CNBC für Nervosität gesorgt, in dem er darauf hinwies, dass die „dramatischen Veränderungen des makroökonomischen Umfelds“ – gemeint sind die Zinserhöhungen der Zentralbanken zur Inflationsbekämpfung – bei manchen Instituten bestehende Probleme stärker hervortreten lassen. „Das hat einige Fehler offenbart, die Geschäftsmodellen zugrunde liegen, oder Mängel verschärft, von denen wir wussten, dass sie da sind, aber bei denen wir vielleicht nicht wahrgenommen haben, wie schwerwiegend sie sind“, sagte er dem Sender. Man könne das Thema nach den Turbulenzen des vergangenen Monats um Silicon Valley Bank und Credit Suisse nicht einfach abhaken.

Wie die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht, mitteilte, verbesserte sich ihr bereinigtes Vorsteuerergebnis um ein Viertel auf 1,71 (i.V. 1,39) Mrd. Dollar. Die Wertberichtigungen auf Problemkredite fielen mit 26 Mill. Dollar weitaus niedriger als die 261 Mill. aus, die Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Dazu trug bei, dass Standard Chartered Rückstellungen auflöste: 23 Mill. Dollar, die wegen schlechterer Länderratings zurückgelegt wurden, und 2 Mill. Dollar für das chinesische Gewerbeimmobilienportfolio. Die Eigenkapitalrendite (RoTE) stieg auf bereinigter Basis um 170 Basispunkte auf 11,9%.

Dabei hielt das Institut mit Blick auf die Verwerfungen an den Finanzmärkten mehr Cash. Die Liquiditätsdeckungsquote ist seit Jahresbeginn um 14 Prozentpunkte auf 161% gestiegen. Das sorgte dafür, dass die Nettozinsmarge nicht so stark stieg wie von Analysten im Schnitt erwartet. Im ersten Quartal hatten auf 352 (42) Mill. Dollar nach oben geschossene Finanzierungskosten des Handelsbuchs und ein Minus von 298 Mill. Dollar aus Absicherungsgeschäften zusätzlich belastet. Beide Posten gehen auf das veränderte Zinsumfeld zurück. Für das Gesamtjahr setzt das Management nun eine Nettozinsmarge 1,70% an, für das kommende Jahr 1,75% – jeweils fünf Basispunkte weniger als bisher. Das Einlagenvolumen blieb stabil. US-Regionalbanken hatten in den vergangenen Wochen hohe Abflüsse zu schaffen gemacht.

Im Wealth Management, von dem sich die Führung der Bank Wachstum verspricht, blieben die Erträge im Vorjahresvergleich insgesamt stabil. Die Einnahmen aus besicherten Krediten halbierten sich nahezu, weil die vermögende Kundschaft lieber Schulden abbaute. Allerdings habe die Öffnung der chinesischen Wirtschaft zu einer Erholung des Geschäfts in Hongkong und der Volksrepublik geführt. Die Beteiligung an der China Bohai Bank steuerte 17 Mill. Dollar zum Ergebnis bei. Die Erträge aus dem Kapitalmarktgeschäft blieben um 5% unter dem im Auftaktquartal 2022 erreichten Rekordwert. Dabei glich zweistelliges Wachstum in Anleihengeschäft den Umstand aus, dass sich die ein Jahr zuvor erreichte Performance im Devisen- und Rohstoffgeschäft nicht wiederholte. Die Eigenkapitalrendite der Sparte Financial Markets wurde mit 17% angegeben.

Die Kernkapitalquote des Instituts von 13,7% entsprach den Markterwartungen. Sie bewegte sich oberhalb der Mitte der Zielspanne von 13% bis 14%, obwohl der noch nicht ganz abgearbeitete Aktienrückkauf im Volumen von 1 Mrd. Dollar bereits enthalten war. Nach Rechnung des Jefferies-Bankenexperten Joseph Dickerson verfügt die Bank, gemessen an der Untergrenze der Zielspanne, über 1,8 Mrd. Dollar Überschusskapital.

Vom immer wieder genannten Kaufinteressenten First Abu Dhabi Bank (FAB) gab es nichts Neues. Man habe „keinerlei Kontakt“ gehabt, sagte Finanzchef Andy Halford. Für FAB liegen die Vorteile einer Übernahme auf der Hand. Standard Chartered ist in 59 Ländern tätig und im Nahen Osten sehr aktiv. Ein Zusammenschluss würde die Einflusssphäre des Instituts aus den Vereinigten Arabischen Emiraten enorm vergrößern.