Starker Auftakt der Quartalssaison

J.P. Morgan verblüfft mit neuen Rekorden - Citi toppt Erwartungen - Rechtskosten belasten Wells Fargo

Starker Auftakt der Quartalssaison

Wie hoch gesteckt müssen Erwartungen sein, damit die US-Banken sie nicht noch übertreffen? J.P. Morgan Chase und Citi haben die Anleger mit enormen Zuwächsen im Schlussquartal verblüfft. An der Börse abgestraft wurde dagegen Wells Fargo, die ihre Skandalvergangenheit noch nicht abgeschüttelt hat. lee Frankfurt – Die US-Großbanken J.P. Morgan und Citi haben dank eines florierenden Privatkundengeschäfts und Zuwächsen im Investment Banking die Erwartungen der Analysten übertroffen. Beide Aktien legten im Handelsverlauf zeitweise um mehr als 2 % zu. Kursverluste von mehr als 4 % verbuchten dagegen die Aktien von Wells Fargo nach der Veröffentlichung enttäuschender Ergebnisse.Wells Fargo konnte aufgrund der Schatten der Vergangenheit nicht an den positiven Branchentrend anknüpfen. Das skandalgeschüttelte Institut, das unter anderem wegen der Eröffnung von Phantomkonten zwecks Zielerreichung ins Visier der Behörden geraten ist, musste nach eigenen Angaben im Schlussquartal weitere Rechtskosten in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar einstellen, was zu dem im gesamten Geschäftsjahr verbuchten Gewinnrückgang von knapp 13 % auf 19,6 Mrd. Dollar beitrug. Privatkundensparte glänztWie J.P. Morgan am Dienstag vor Handelsbeginn an der Wall Street mitteilte, stieg der Gewinn im abgelaufenen Quartal um gut ein Fünftel auf 8,52 Mrd. Dollar (7,66 Mrd. Euro). Dank dieses Rekordquartals konnte die Großbank für 2019 mit 19,4 Mrd. Dollar den höchsten Gewinn in der Firmengeschichte ausweisen. “Die Lage der US-Verbraucher ist weiterhin gut, und das spiegelt sich in allen Bereichen unseres Privatkundengeschäfts wider”, wird CEO Jamie Dimon in der Unternehmensmitteilung zitiert. Die Erlöse im Privatkundengeschäft stiegen den Angaben zufolge allein im Schlussquartal um 2,5 % auf 14,04 Mrd. Dollar. Der Gewinn legte dagegen um 5 % auf 4,23 Mrd. Dollar zu.Im Corporate & Investment Banking erzielte J.P. Morgan den Angaben zufolge im Schlussquartal Rekordeinnahmen von 9,47 Mrd. Dollar, wozu auch die Erholung des im Vorjahresquartal wegen der Kurseinbrüche an den Weltbörsen schwer gebeutelten Handelsgeschäfts beigetragen habe. Trotz einer gestiegenen Risikovorsorge verzeichnete das Institut einen Gewinnsprung um 48 % auf 2,93 Mill. Dollar.Seit J.P. Morgan Chase 2017 eine Rekordsumme von 9,5 Mrd. Dollar in die Digitalisierung investiert hat, überzeugt die Großbank immer wieder mit starken Gewinnzuwächsen. Einige Analysten wie Saul Martinez von UBS raten wegen der hohen Bewertung der Aktie inzwischen jedoch zur Vorsicht. Die Bewertung entspreche derzeit fast dem Zwölffachen des für 2021 erwarteten Gewinns. Ungebrochenes WachstumOptimistischer ist Martinez für das Kurspotenzial der Wettbewerberin Citi. Die Bewertung liegt demnach etwa beim 8,4-Fachen des für 2021 erwarteten Gewinns; Citi ist in seinen Augen der empfehlenswerteste Titel des Sektors. Auch die ebenfalls am Dienstag vorgelegten Zahlen von Citi waren geeignet, die Anleger zu überzeugen. Die Erlöse stiegen demnach im Schlussquartal um 7 % auf 18,38 Mrd. Dollar an. Der Gewinn sprang zugleich um 18 % auf 4,98 Mrd. Dollar hoch.Auch Citi-Chef Michael Corbat zeigte sich von der starken Nachfrage im US-Privatkundengeschäft angetan. Er hob das starke Wachstum des Kreditkartengeschäfts und bei digitalen Kundeneinlagen hervor. “Dank der guten Nachfrage seitens unserer Kunde verzeichneten wir ein ausgewogenes Wachstum über alle Produkte und Regionen hinweg”, ergänzte der CEO. Seit 16 Quartalen sei das Wachstum im Kunden- und Einlagengeschäft ungebrochen.Für Aufsehen in den Handelsräumen sorgte jedoch vor allem die rasante Erholung im Anleihenhandel. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, verbuchte Citi in diesem Geschäft einen spektakulären Erlösanstieg um 49 %, der freilich auch dem Umstand geschuldet ist, dass Citi in dem von massiven Kursverlusten an den Börsen geprägten Vorjahresquartal hier erheblich Federn gelassen hatte. Ähnliche Effekte dürften auch bei den für Mittwoch angekündigten Quartalsberichten von Goldman Sachs, Bank of America und US Bancorp zu sehen sein. Bei Goldman Sachs steht dank einer Neuaufteilung der Segmente eine Premiere an: Erstmals sollen die Quartalszahlen auch Einblicke in das Privatkundengeschäft gewähren.