VERSORGUNGSKASSEN

Start des Praxistests

Nach den Kapitalmärkten, institutionellen Großeinlegern, Banken und Versicherern haben die Nullzinsen die Altersvorsorgeeinrichtungen erreicht. Was die Pensionskasse BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes, die Leistungen für rund 760...

Start des Praxistests

Nach den Kapitalmärkten, institutionellen Großeinlegern, Banken und Versicherern haben die Nullzinsen die Altersvorsorgeeinrichtungen erreicht. Was die Pensionskasse BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes, die Leistungen für rund 760 Mitgliedsunternehmen und über 350 000 Versicherte vereint, im jüngsten Geschäftsbericht schreibt, spricht Bände: Mit 61 Mill. Euro liegt der Gesamtüberschuss 2015 gerade noch bei einem Drittel des Vorjahreswerts, die Nettoverzinsung hat sich gegenüber 2000 auf 3,4 % fast halbiert. Im aktuellen Umfeld bleibe es schwierig, die Zielrenditen auch künftig zu erreichen, teilt der Vorstand mit. Die BVV macht sich nun daran, Ansprüche langjähriger Versicherter zu reduzieren; und sie ist damit laut deutscher Finanzaufsicht BaFin nicht die Einzige.Zugegeben: Bei der Berliner BVV haben nicht nur niedrige Zinsen, sondern auch außerplanmäßige Abschreibungen auf zwei alternative Spezialinvestmentfonds ins Kontor geschlagen. Dennoch: Wenn die eigenen Angaben zufolge nach verwaltetem Vermögen größte Pensionskasse Deutschlands ihre Leistungen mindert, ist dies der Startschuss für eine branchenweite Kürzungsrunde. Wie sollte es auch anders sein: Je tiefer die Zinsen, umso stärker steigt der für Bilanz und Ergebnis relevante Gegenwartswert der Pensionsverpflichtungen und umso stärker leidet zugleich die Wertentwicklung des Pensionsvermögens. Die Entlastung, die der Gesetzgeber betrieblichen Altersvorsorgeeinrichtungen jüngst bei der Ermittlung der Methode zur Festlegung des Rechnungszinses gewährte, ändert dies nur graduell, nicht aber prinzipiell.Wie kürzlich auf der Jahrespressekonferenz der BaFin überdeutlich wurde, reden die Aufseher derzeit mit Engelszungen auf die Kassen ein, ihren Rechnungszins von durchschnittlich 3,3 % auf ein realistisches Maß zu senken. Auch dieser Schritt kauft nur Zeit, löst aber nicht das Problem, dass die Kassen mit ihrem Geschäftsmodell angewiesen sind auf Zinseinkünfte, die immer seltener zu erzielen sind. Sollen die Versicherten, die infolge von Finanzkrise und Bankenrettungen schon als Steuerzahler und Sparer die Zeche zahlten, nicht ein drittes Mal zur Kasse gebeten werden, tut die Aufsicht allerdings gut daran, auch dafür zu sorgen, dass die Träger der Kassen Geld nachschießen – selbst wenn sie diese dazu in der Regel nicht verpflichten kann.BaFin-Präsident Felix Hufeld bewies gutes Timing, als er den Pensionskassen im Mai, wohl getrieben von einem tieferen Einblick in die Lage, einen “Praxistest” vorhersagte. Dieser hat gerade begonnen.