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VHV will international stärker wachsen

Die VHV-Gruppe will ihr Geschäft als Bauversicherer stärker diversifizieren und dafür in Europa weiter expandieren. Bis 2030 wird eine Verdopplung des Anteils des Auslandsgeschäfts an den gesamten Beitragseinnahmen auf 20% avisiert.

VHV will international stärker wachsen

ste Hannover
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VHV will international stärker wachsen

Versicherungsgruppe avisiert Verdopplung der Bruttobeiträge im Ausland bis 2030 – Inflationsfolgen belasten

Die VHV-Gruppe will ihr Geschäft als Bauversicherer stärker diversifizieren und dafür in Europa weiter expandieren. Bis 2030 wird eine Verdopplung des Anteils des Auslandsgeschäfts an den Beitragseinnahmen auf 20% angestrebt. Der Lebensversicherer soll von einem Direkt- zu einem Biometrie-Multikanalversicherer werden.

Die Versicherungsgruppe VHV will ihre internationale Präsenz ausweiten und sich durch den Eintritt in weitere Märkte sukzessive zu einem europäischen Bauspezialversicherer weiterent-
wickeln. Vorstandschef Thomas Voigt sagte auf der Jahrespressekonferenz am Mittwoch, Ziel sei es, die gebuchten Bruttobeiträge im internationalen Geschäft ausgehend von den 2022 erwirtschafteten Beitragseinnahmen von über 350 (i.V. knapp 280) Mill. Euro in den kommenden sechs bis sieben Jahren durch organisches Wachstum, aber auch durch weitere Zukäufe zu verdoppeln. Gemessen an den auf Gruppenebene im vergangenen Jahr um 3,1% auf 3,74 Mrd. Euro gestiegenen gebuchten Bruttobeiträgen könnte der Anteil des Auslandsgeschäfts von aktuell rund 9,4% mittelfristig auf etwa 20% steigen, ergänzte der seit Juni 2022 amtierende Vorstandschef auf Nachfrage.

Spanien im Visier

Man bereite weitere „risikoadjustierte Ländereintritte“ vor, so Voigt. Damit werde das Geschäft regional diversifiziert. Aktuell ist die VHV in der Türkei, in Österreich, Frankreich und Italien präsent. Anfang vorigen Jahres hatte die Gruppe die Übernahme eines Anteils von 91% an der Assicuratrice Val Piave, Tochter der Versicherungsgesellschaft Itas Mutua mitgeteilt. Mit einem Abschluss der Transaktion, der von der Zustimmung durch die italienische Aufsicht abhänge, sei in den kommenden Wochen zu rechnen, sagte Voigt. Auch in der Türkei wurde nach Angaben des VHV-Chefs im vergangenen Jahr ein weiteres kleines Unternehmen akquiriert. Die jeweiligen Beteiligungen entwickelten sich „alle nach unseren Vorstellungen und sehr gut.“ Als neuen Markt hat die Gruppe, die sich in Deutschland mit einem Beitragsvolumen von rund 850 Mill. Euro als führender Bauversicherer ansieht, den spanischen Markt im Visier, den man derzeit „intensiv“ analysiere. Voigt bezeichnete zudem die Niederlande, Belgien und auch Polen als interessante Märkte.

Darüberhinaus bemüht sich die VHV um Diversifizierung durch die Erweiterung des Geschäfts um versicherungsnahe Dienstleistungen. Im Markt erprobtes und digitalisierbares Geschäft bündelt die Gruppe in der Tochter VHV Digital Services. Eine Ausweitung des Produktangebots mit vermehrt auch Invaliditätsabsicherungen neben dem Kernprodukt der Risikolebensversicherung strebt die zur Gruppe gehörende Hannoversche Leben an, die sich von einem Direktversicherer zu einem Biometrie-Multikanalversicherer weiterentwickeln soll.

Rückläufiges Ergebnis

Nach dem von Sondereffekten begünstigten Rekordergebnis des Vorjahres von 291,3 Mill. Euro ging das Konzernergebnis 2022 vorläufigen Zahlen zufolge auf 182,1 Mill. Euro zurück. Voigt verwies auf das Verhältnis der kombinierten Schaden-Kosten-Quote zur verdienten Prämie, die sich beim Kompositversicherer VHV Allgemeine auf 96 (86)% und der mit Bruttobeiträgen von 1,53 Mrd. Euro größten Sparte Kfz-Versicherung um 11 Punkte auf 99,1 (88,1)% verschlechtert habe. Als Gründe nannte er die erhöhte Schadenfrequenz infolge des gestiegenen Verkehrsaufkommens sowie Inflationsauswirkungen, die bei der VHV Allgemeinen mit einem dreistelligen Millionenbetrag belastet hätten. Für den langfristig ausgerichteten Versicherungsverein sei jedoch nicht das Konzernergebnis relevant, sondern das operative Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellungen. Dieses habe 2022 mit knapp 250 Mill. Euro den Zielwert von 178 Mill. Euro übertroffen, weshalb das Geschäftsjahr als erfolgreich eingestuft werde. Für 2023 werden knapp 200 Mill. Euro avisiert.