PARADIGMENWECHSEL - KÖPFE DES JAHRES

Strategin

lee - Der erste Arbeitstag in einem neuen Unternehmen geht oft mit gemischten Gefühlen einher. Wie ist der neue Chef, wie sind die Kollegen, löst die neue Aufgabe ein, was sie im Bewerbungsverfahren versprach? Besonders merkwürdig dürfte sich Alena...

Strategin

lee – Der erste Arbeitstag in einem neuen Unternehmen geht oft mit gemischten Gefühlen einher. Wie ist der neue Chef, wie sind die Kollegen, löst die neue Aufgabe ein, was sie im Bewerbungsverfahren versprach? Besonders merkwürdig dürfte sich Alena Kretzbergs erster Arbeitstag angefühlt haben. Denn als die 42-Jährige im April ihren neuen Job als Bereichsvorständin für Digitale Transformation und Strategie bei der Commerzbank übernahm, steckte das Institut knietief in Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank – ein Prozess, der ihre neue Funktion gewiss grundlegend neu definiert hätte, wenn er denn zu einem positiven Ergebnis geführt hätte.Es sollte anders kommen. Nachdem die beiden Institute die Verhandlungen am 25. April für gescheitert erklärten, geriet Kretzbergs neue Arbeitgeberin stattdessen mächtig unter Druck, eine neue Marschrichtung auszugeben für eine Zukunft im Alleingang. Auf eine Schonzeit durfte die neue Strategiechefin da kaum hoffen – noch vor Ablauf der ersten 100 Tage galt es, die Köpfe mit ihrem in den Konzernvorstand aufgestiegenen Vorgänger Jörg Hessenmüller und seinem Team zusammenzustecken, um schon Ende September die neue Strategie mit dem Namen “Commerzbank 5.0” vorstellen zu können. Wie groß die Herausforderung war, lässt sich nur erahnen, denn die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin hält sich derzeit lieber im Hintergrund. Interviews gibt sie nicht. Auch den Fragen der Kollegen bei der gelben Bank stellte sie sich erst nach 232 Arbeitstagen im Rahmen einer der bei vielen Großkonzernen beliebten “Townhall”.Eine hohe Schlagzahl dürfte sie jedoch gewöhnt sein, denn vor ihrem Wechsel war sie 18 Jahre für die Beratungsfirma McKinsey tätig, bei der sie Banken wie ING-DiBa bei Transformationsprozessen unterstützte. Darüber, ob sie in dieser Funktion die Commerzbank bereits von innen kennengelernt hatte, hüllt sich die Bank in Schweigen. Das “Campus 2.0”-Projekt, mit dem das Institut seinen Mitarbeitern seit dem Sommer agile Arbeitsweisen verordnet hat, könnte durchaus ihre Handschrift tragen.