Südeuropa hat am Immobilienmarkt die Nase vorn
Südeuropa hat am Immobilienmarkt die Nase vorn
Südeuropa hat die Nase vorn
Gewerbliche Immobilienmärkte in Spanien und Portugal laufen besser als in Frankreich und Deutschland
Bei der Lage der und den Aussichten für die gewerblichen Immobilienmärkte unterscheiden die im RICS organisierten Immobilienprofis klar zwischen dem Norden und dem Süden. In der jüngsten Umfrage schneiden Spanien, Portugal und Griechenland viel besser ab als Frankreich, Deutschland und Großbritannien.
tl Frankfurt
Die schwache Konjunktur belastet die europäischen Immobilienmärkte weiterhin schwer. Das vom Berufsverband der Immobilienfachleute und -sachverständigen RICS vierteljährlich bei seinen Mitgliedern erhobene Stimmungsbarometer schwächte sich im dritte Quartal 2025 im Vergleich zum zweiten Quartal leicht ab. Erstmals seit 2008 weicht er damit vom globalen Index ab, der sich verbesserte, wenngleich nur geringfügig.
Das Makro-Umfeld belastet
Zur Begründung verwies der RICS bei der Vorstellung der Ergebnisse am 19. November auf das schleppende makroökonomische Umfeld, sprich das verhaltene und in Deutschland sogar negative Wirtschaftswachstum. Bedingt durch die politische Entwicklung ist die Stimmung in Frankreich am schlechtesten. Auch in Deutschland hat sich der Pessimismus im Vergleich zum Vorquartal verstärkt, lag aber auf einem etwas besseren Niveau als in Frankreich. In Großbritannien zeigte sich eine im Zeitablauf deutlich miesere Stimmung, die auf die steuerliche Lage und das unbewältigte Haushaltsdefizit zurückgeführt wird.
Ganz anders ist die Lage hingegen in Südeuropa. Spanien wird bei den Immobilienexperten am besten eingeschätzt. Infolge der guten makroökonomischen Lage hat sich das Sentiment nochmals verbessert. Dahinter folgen Portugal, Griechenland und Irland.

Nutzer und Investoren schätzen den europäischen Gewerbeimmobilienmarkts negativ ein. Bei den Nutzern kippte die leicht positive Entwicklung des zweiten Quartals im dritten wieder ins Negative, erwies sich also nur als Strohfeuer. Die Kreditbedingungen haben sich nach Einschätzung der Befragten verbessert, wenn auch nicht so stark wie vom ersten auf das zweite Quartal. Beim Leerstand deutet die Befragung auf eine weiter steigende Quote hin. Zuletzt war die Leerstandsquote 2019, vor der Pandemie, zurückgegangen.
Spanien glänzt
Bei den Nutzungsarten sind europaweit werden erstklassige Industrieimmobilien, Datenzentren, Mehrfamilienhäuser und Studentenwohnungen am besten eingeschätzt. Weiter abwärts geht es dagegen für zweitklassigen Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Am ausgeprägtesten ist diese Zweiteilung in Spanien. Hier erwarten die Befragten bei den Kapitalwerten Zuwächse von 5% bis 7% bei Mehrfamilienhäusern, Datenzentren und Studentenwohnungen. Auch in den traditionellen Sektoren sind die Erwartungen positiv. Erstklassige Büro-, Industrie- und Einzelhandelsobjekte dürften demnach ein solides Preiswachstum aufweisen, während die Preise für zweitklassige Immobilien stagnieren.
In Frankreich fällt der Ausblick zurückhaltender aus: Hier wird nur in wenigen Segmenten – abgesehen von Datenzentren – noch Potenzial für Preissteigerungen gesehen. Erstklassige Büros dürften ihren Wert halten, während der Druck auf zweitklassige Objekte in den kommenden 12 Monaten nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer zunehmen wird.
Bei der Frage, wo sich die europäischen Gewerbeimmobilienmärkte im Preiszyklus befinden, zeigt sich kein klares Bild. Rund die Hälfte der europäischen Befragten sehen den Immobilienmarkt weiterhin in einer Abschwungphase bzw. am Tiefpunkt des Zyklus. In Spanien liegt dieser Anteil bei nur 10%. Dagegen glauben etwa 60% der spanischen Teilnehmer, dass sich der Markt nun in einer Aufschwungphase befindet, und weitere 25% sehen ihn bereits am Höhepunkt des Zyklus.
Tonlage bleibt Moll
In Deutschland ist die Tonart weiterhin Moll, wobei etwas mehr als die Hälfte der Befragten den Tiefpunkt des Zyklus für erreicht halten. Im zweiten Quartal waren es etwas weniger als die Hälfte gewesen. Die Nachfrage der Investoren nach Büros hat sich weiter abgeschwächt, während er sich bei Industrieimmobilien deutlich verbessert hat. Der Anteil der Befragten, die Deutschland als Investitionsstandort schätzen, stieg im Vergleich zum Vorquartal um 1 Prozentpunkt auf 44%. Für angemessen halten 45% die Preise, nach 46% im Vorquartal.
Nach Meinung von Jens Böhnlein, Vorstandsvorsitzender der RICS Deutschland, bremsen strukturelle, wirtschaftliche und regulatorische Hemmnisse die Entwicklung weiterhin spürbar. Die anhaltende Verunsicherung von Nutzern wie auch Investoren präge das Marktgeschehen: „Besonders deutlich fällt dies bei den Mieterwartungen aus, die sich über alle Assetklassen hinweg verschlechtert haben.“ Offene Fragen nach dem künftigen Flächenbedarf, hybriden Arbeitsweisen spielen Böhnlein zufolge neben der nach der gesamtwirtschaftlichen Situation auch weiterhin eine große Rolle.
Unsicherheit bremst
Für Böhnlein „bieten die gesunkenen Preise attraktive Einstiegsmöglichkeiten, doch Unsicherheiten über die weitere Zinsentwicklung und mögliche Bewertungsanpassungen bremsen Investitionsentscheidungen. Das Umfeld bleibt weiterhin schwierig, trotz vereinzelt positiver Einzelbeispiele.“
