Swiss Re ächzt unter Covid-Last

Pandemie schlägt im ersten Halbjahr mit 2,5 Mrd. Dollar zu Buche - 1,1 Mrd. Dollar Verlust

Swiss Re ächzt unter Covid-Last

Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Verlust gemacht – im Gegensatz zu Munich Re und Hannover Rück. Die Covid-19-Pandemie belastete die Schweizer deutlich stärker als die beiden Wettbewerber. Einen konkreten Jahresausblick gibt Swiss Re nicht.tl Frankfurt – Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re hat im ersten Halbjahr durch die Corona-Pandemie einen Verlust von 1,1 Mrd. Dollar eingefahren, sieht sich aber mit diesen Belastungen über den Berg. An der Schweizer Börse konnte sich die Aktie um 2 % auf 72,70 sfr verbessern, ist aber noch weit von ihrem Jahreshöchstkurs von 116,80 sfr am 19. Februar entfernt.Bei der Vorlage des Halbjahresergebnisses am Freitag sagte Swiss-Re-Finanzchef John Dacey nach Angaben von Reuters: “Unsere Projektionen deuten darauf hin, dass wir das Schlimmste überstanden haben sollten. Wir erwarten keine zweite Welle in der Dimension der ersten Welle; die Volkswirtschaften sind klüger geworden, die Leute verhalten sich intelligenter.” Ein großer Unsicherheitsfaktor sei allerdings die Entwicklung in Amerika.Weltweit dürfte die Pandemie die Schaden- und Unfallversicherer zwischen 50 und 80 Mrd. Dollar kosten, schätzt Swiss Re. Sollte der Höhepunkte der Krise tatsächlich im zweiten Quartal überschritten worden sein, würde die Belastung wohl eher am unteren Ende der Spanne liegen, erklärte Dacey. Die Kosten für die Lebensversicherungen dürften deutlich geringer ausfallen.Schäden und Rückstellungen in Zusammenhang mit Covid-19 haben den weltweit zweitgrößten Rückversicherer bisher 2,5 Mrd. Dollar gekostet. Ohne diese Belastungen wäre im ersten Halbjahr ein Konzerngewinn von 865 Mill. Dollar (knapp 700 Mill. Euro) angefallen. Munich Re meldete vor einigen Tagen ein Nettoergebnis im zweiten Quartal von rund 600 Mill. Euro. Da im ersten Quartal 221 Mill. Euro erzielt wurden, kämen die Münchener im ersten Halbjahr auf ein Nettoergebnis von 821 Mill. Euro. Verarbeitet wurden dabei bereits Covid-Belastungen von 700 Mill. Euro (zweites Quartal) und 800 Mill. Euro (erstes Quartal) und damit deutlich weniger als Swiss Re (umgerechnet 2,1 Mrd. Euro).Der Branchendritte Hannover Re wird seine Quartalszahlen am 5. August vorlegen (Munich Re die endgültigen Zahlen einen Tag später), dürfte aber in beiden Quartalen einen Gewinn ausweisen. Im ersten Quartal lag das Konzernergebnis bei 301 Mill. Euro, obwohl schon coronabedingte Rückstellungen von 220 Mill. Euro gebildet worden waren (vgl. BZ vom 7. Mai).Naturgemäß am stärksten von der Pandemie betroffen ist die Schaden/Unfall-Rückversicherung. Bei Swiss Re schlugen Schäden im Zusammenhang mit Betriebsunterbrechungen, abgesagten oder verschobenen Veranstaltungen sowie Schäden im Sach-, Kredit- und Kautionsgeschäft mit 1,5 Mrd. Dollar zu Buche. Ohne diese Belastungen hätte die Sparte von Januar bis Juni einen Gewinn von 646 (i.V. 771) Mill. Dollar erwirtschaftet. Im Industriegeschäft (Corporate Solutions) sieht sich der Rückversicherer angesichts eines Gewinns von 81 Mill. Dollar (ohne Covid-Belastung) nach einem Minus von 403 Mill. Dollar im Vorjahr “auf gutem Weg”. Rund 60 % der geplanten Portefeuillebereinigung und zwei Drittel der Kostensenkungen seien umgesetzt.Die verdienten Beitragseinnahmen und Provisionen legten im ersten Halbjahr um 6 % auf 19,3 Mrd. Dollar zu. Von dem per 1. Juli zur Vertragserneuerung anstehenden Prämienvolumen von 16 Mrd. Dollar liefen 2,1 Mrd. Dollar aus. Dafür kamen 2,4 Mrd. Dollar Neugeschäft dazu. An dem kürzlich vollzogenen Verkauf der Tochter Reassure (vgl. BZ vom 23. Juli) sollten die Aktionäre ursprünglich direkt partizipieren. Jetzt sagte Finanzchef Dacey, die Beibehaltung einer Ausschüttung sei ein wichtiger Punkt.