Assekuranz

Talanx erfreut Anleger mit Dividenden­plänen

Der Mehrmarkenversicherer Talanx will bei der Gewinnausschüttung Boden zur Konkurrenz gutmachen. Pläne, die Dividende für 2022 um 25 % und bis 2025 um ein weiteres Viertel zu erhöhen, kommen gut an.

Talanx erfreut Anleger mit Dividenden­plänen

ste Hamburg

Der Versicherungskonzern Talanx sieht seine Ziele für den Strategiezyklus von 2019 bis 2022 als „übererfüllt“ an und setzt sich für die kommenden drei Jahre neue Vorgaben. Wie der Mehrmarkenversicherer anlässlich eines Kapitalmarkttages am Dienstag bekannt gab, soll der Nettogewinn bis 2025 um ein Viertel auf rund 1,6 Mrd. Euro steigen. Die Eigenkapitalrendite will man in Hannover dauerhaft über der Marke von 10% sehen, wobei dieser Anspruch neben der Tochter Hannover Rück, die bereits seit langem zweistellige Renditen abwirft, künftig auch für alle Erstversicherungssegmente gilt. Bei der Dividende, die 2022 um 40 Cent auf 2 Euro je Aktie und danach bis 2025 um weitere 25% auf 2,50 Euro je Titel steigen soll, verspricht die Talanx eine Anhebung für jedes Geschäftsjahr. Bislang galt das Ziel, die Ausschüttung mindestens auf Vorjahresniveau zu halten, ausgerichtet auf einen Korridor von 35 bis 45% des Konzerngewinns.

Aktie nahe Jahreshoch

Anleger nahmen die Nachrichten positiv auf. Die Talanx-Aktie startete mit einem Plus von 0,7% in den Handel und legte im Tagesverlauf als stärkster Wert im MDax um bis zu 3,5% auf 44,32 Euro zu. Damit bewegte sich das Papier nahe dem bisherigen Jahreshöchststand vom Januar. Die geplante Anhebung der Dividenden liege etwas über den Markterwartungen, meinte ein Händler. Größter Anteilseigner des Konzerns ist mit einem Anteil von rund 79% der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Die Talanx selbst ist mit einem Anteil von 50,2% Mehrheitsgesellschafterin der Hannover Rück.

Mittelfristziele erreicht

Talanx-Vorstandschef Torsten Leue verwies in einem Pressegespräch darauf, dass alle Mittelfristziele aus dem Jahr 2018 erfüllt worden seien. Zugleich habe man die Resilienz gestärkt und Belastungen aus Naturkatastrophen und globalen Krisen wie der Corona-Pandemie standgehalten. Die Eigenkapitalrendite lag demnach im Zeitraum von 2019 bis 2022 bei durchschnittlich rund 9% – über dem Mindestziel von 800 Basispunkten über dem risikofreien Zins, einem Niveau von 8,1%. Für das laufende Geschäftsjahr wird mit einem Wert von mehr als 10% gerechnet, was bereits dem avisierten Ziel bis 2025 entsprechen würde.

Beim Gewinn je Aktie, der von 2019 bis 2022 auf Basis eines zunächst erwarteten Gewinns von 850 Mill. Euro im Jahr 2018 um durchschnittlich mindestens 5% pro Jahr steigen sollte, legte der Versicherer auf Basis des für 2022 prognostizierten Gewinnkorridors von 1,05 bis 1,15 (i. V. 1,01) Mrd. Euro zwischen 5,4 und 7,8% pro Jahr zu. Leue signalisierte, dass man den Gewinn im laufenden Geschäftsjahr inzwischen am oberen Ende der Prognosespanne erwarte – das durchschnittliche Gewinnwachstum seit 2019 dürfte bei mehr als 7% jährlich liegen. Die Dividendenquote der Jahre 2019 bis 2021 von 46% liege ebenfalls über der Zielbandbreite für die auslaufende Strategieperiode von 35 bis 45%.

Leue betonte weiter, mit einem Wachstum der Bruttobeitragseinnahmen um fast 50% von den 2018 verbuchten 34,9 Mrd. Euro auf deutlich über 50 Mrd. Euro in diesem Jahr habe die Talanx im Wettbewerbsvergleich mit acht anderen großen europäischen Versicherern am stärksten zugelegt. Der Nettogewinn sei unter Berücksichtigung der Gewinnwarnung im Industriesegment 2018 voraussichtlich um mehr als 60% von 703 Mill. Euro gestiegen. Überproportionale Impulse habe dabei die Erstversicherung geliefert, deren Anteil am Konzerngewinn sich von 31 auf rund 40% erhöht habe. Hier wirkten sich den Angaben zufolge vor allem die Sanierungsmaßnahmen in den Segmenten Industrieversicherung sowie Privat- und Firmenversicherung Deutschland aus.

Dabei wurden im operativen Ergebnis insgesamt Belastungen von 2 Mrd. Euro im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg verarbeitet – zum erheblichen Teil vorsorglich. Rund 800 Mill. Euro in der Erstversicherung wurden in der bisherigen Strategieperiode laut Leue zudem nicht als Gewinn ausgewiesen, sondern zusätzlich zur Stärkung der Resilienzreserven auf insgesamt 3 Mrd. Euro verwendet. Diese dienten als Puffer für bestimmte Szenarien, etwa infolge der hohen Inflation. Das Ergebnis des Konzerns sei „nicht auf Kante genäht, im Gegenteil“, unterstrich der Vorstandschef.

Bilanzierungseffekt

Mit Blick auf das Gewinnziel von 1,6 Mrd. Euro bis 2025 sprach Leue von einer „Absprungbasis“, die bei 1,25 Mrd. Euro liege. Neben dem im laufenden Turnus bei 1,15 Mrd. Euro am oberen Ende der Prognosespanne erwarteten Ergebnis wird im Zusammenhang mit der Umstellung der Versicherungsbranche auf den Bilanzierungsstandard IFRS 17 zum kommenden Jahr ein langfristiger jährlicher Ergebniseffekt von etwa 100 Mill. Euro erwartet. Dieser resultiere aus einer anderen Verteilung der Gewinne im Lebensversicherungsgeschäft, erläuterte der Talanx-Chef.

Der Beitrag der drei Erstversicherungssegmente zum Konzernergebnis soll um 10 Prozentpunkte auf 50% steigen – wobei der Konzern einen Zeitpunkt für dieses Ziel offenlässt. Leue betonte, mit der Ausweitung im Verhältnis zur Rückversicherung sei man besser diversifiziert und könne weitere Wachstumschancen kapitaleffizient nutzen. Die bereits vor Jahresfrist vorgestellten Ge­schäftsbereichsstrategien mit Wachstumszielen und angestrebten Eigenkapitalrenditen von jeweils mehr als 10% bis 2025 bestätigte die Talanx.

Wie Leue weiter ankündigte, soll der Anteil der Ausschüttung der Erstversicherungseinheiten an die Konzernmutter von durchschnittlich 44% in der auslaufenden Strategieperiode auf 60% in den kommenden drei Jahren ansteigen. An dieser Ausschüttung werde auch die Managementvergütung stärker ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund und in Anbetracht eines in den vergangenen Jahren ausgebauten Cash-Pools für Dividendenzahlungen, der den Zielfaktor von 1,5 erreicht habe, will die Talanx bei der Gewinnausschüttung nun im Verhältnis zur Peergroup nachlegen. Allein für 2022 soll die Dividende um 40 Cent je Aktie und damit so kräftig steigen wie in den Jahren seit 2013 insgesamt. Über den „Booster“, so Leue, das heißt den weiteren jährlichen Anstieg auf 2,50 Euro je Aktie bis 2025, werde man Jahr für Jahr entscheiden.