Assekuranz

Talanx signalisiert mehr Gewinn

Nach dem Rekordgewinn im ersten Halbjahr will Talanx das Ergebnisziel 2023 übertreffen. Zugleich versichert der Konzern, dass der teuerste Zukauf seit dem Börsengang nicht über eine Kapitalerhöhung finanziert werden soll.

Talanx signalisiert mehr Gewinn

Talanx signalisiert mehr Gewinn

Versicherer nach erstem Halbjahr optimistischer – Zukauf in Lateinamerika ohne Kapitalerhöhung – Aktie auf Allzeithoch

Nach einem Rekordgewinn im ersten Halbjahr wird die Talanx mutiger. Das bisherige Ergebnisziel 2023 soll übertroffen werden. Zugleich versichert der Konzern, dass der teuerste Zukauf seit dem Börsengang nicht über eine Kapitalerhöhung finanziert werden soll. Die Aktie markierte ein neues Allzeithoch.

ste Hamburg

Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern Talanx zeigt sich nach einem in den ersten sechs Monaten um 20,6% auf das Rekordniveau von 827 (i.V. 686) Mill. Euro gestiegenen Nettogewinn optimistisch, die bislang avisierte Vorgabe für das Gesamtjahr 2023 von etwa 1,4 (i.V. vergleichbar: 1,25) Mrd. Euro zu übertreffen. Dennoch rechnet der Mehrmarkenversicherer aus Hannover für das zweite Halbjahr nicht mit einem erneuten Rekordergebnis.

Die Hurrikansaison sei nicht beendet, erklärte Finanzvorstand Jan Wicke anlässlich der Vorlage des Talanx-Halbjahresberichts am Montag. Zudem geht der Konzern infolge des Zinsanstiegs von Wertberichtigungen im Private-Equity- und Immobilienbestand aus. An der Börse setzte sich der Höhenflug der vergangenen Monate dennoch fort: Die Aktie des MDax-Unternehmens markierte nach einem Anstieg um bis zu 2,8% auf 59,75 Euro ein neues Allzeithoch.

Talanx rechnet mit "ein paar Abschreibungen"

In der Industrie- und der Rückversicherung, die mehr als 80% des Geschäftsvolumens ausmachten, sei man „in harten Märkten unterwegs“, sagte Wicke mit Blick auf den Ausblick. Nach dem „sehr guten“ ersten Halbjahr sei man zuversichtlich, „mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit“ das bisherige Gewinnziel 2023 von etwa 1,4 Mrd. Euro zu übertreffen.

Er verwies aber auch darauf, dass in der Prognose „ein paar Abschreibungen“ auf das Private-Equity- und Immobilienportfolio im zweiten Halbjahr antizipiert würden. Deshalb sei im Gesamtjahr, wie nach dem ersten Quartal in Aussicht gestellt, eine Eigenkapitalrendite von „deutlich über“ 10% (12,9%) zu erwarten, aber unterhalb der um 3 Prozentpunkte auf den Bestwert von 18,4% gestiegenen Halbjahresmarke. Die Zuversicht basiert auch auf einem Puffer. Die Großschadenbelastung von 820 Mill. (1,08 Mrd.) Euro im ersten Halbjahr blieb im Rahmen des Budgets von 971 Mill. Euro. Man starte „mit 150 Mill. Euro Rückenwind“ in das dritte und vierte Quartal, sagte Wicke. Neben geringeren Großschadenleistungen sowie Auf- und Abzinsungseffekten infolge der neuen Rechnungslegungsvorschriften bestimmten inflationsbedingte Preissteigerungen das Ergebnis.

Erstversicherungsbereiche erstmals über 10 Prozent Eigenkapitalrendite

Dass der Versicherungsumsatz im ersten Halbjahr um knapp 9% auf 20,9 Mrd. Euro stieg, war vor allem auf die Erstversicherungssegmente im Konzern zurückzuführen, deren Umsatzanteil 42% erreichte. Der größte Geschäftsbereich Rückversicherung, der durch die Hannover Rück geprägt und an der Talanx zu 50,2% beteiligt ist, kam auf einen Umsatzanteil von 56%. Im Gesamtjahr soll der Umsatz nun auf über 42 Mrd. Euro steigen.

Am Nettoergebnis hatte die Erstversicherung im ersten Halbjahr einen Anteil von 44%. Erstmals kamen alle Erstversicherungsbereiche auf über 10% Eigenkapitalrendite. Hinter der Industrieversicherung mit 12,8% rangierte das internationale Privat- und Firmenversicherungsgeschäft (HDI International) mit einer Eigenkapitalrendite von 12%. Per Jahresende, so CFO Wicke, werde die Rendite auf niedrigerem Niveau erwartet.

Talanx will Übernahmen ohne Kapitalerhöhung finanzieren

Der Grund: Eigenkapital soll für den Ende Mai angekündigten Erwerb des Retailgeschäfts des US-Versicherers Liberty Mutual in Lateinamerika auf Lateinamerika-Tochtergesellschaften verlagert werden. Finanziert werden soll die größte Akquisition des Konzerns seit dem Talanx-Börsengang 2012 aus Barmitteln und Krediten, die gegebenenfalls durch den Mehrheitsaktionär HDI V.a.G. gewährt werden.

Die endgültige Finanzierungsstruktur werde erst kurz vor Vollzug der Transaktion feststehen, so Wicke. Durch die „sehr solide Kapitalisierung“ des Konzerns werde man in der Lage sein, eine Solvenzquote um 200% – am oberen Ende des Zielkorridors von 150 bis 200% – auszuweisen, selbst wenn der Zukauf vollständig über Schulden finanziert würde. Per 30. Juni lag die Quote bei 217%.

Ergebnistreiber M&A

Laut HDI-International-Chef Wilm Langenbach wird sich durch die Akquisition des Liberty-Retailgeschäfts in Brasilien, Chile, Kolumbien und Ecuador sowie durch den angekündigten Erwerb des Privatkundengeschäfts von Sompo Seguros in Brasilien der Versicherungsumsatz des Talanx-Konzernsegments in Lateinamerika von 2,1 Mrd. Euro Ende vergangenen Jahres auf 4,2 Mrd. Euro verdoppeln. Das Liberty-Retail-Geschäft soll 2025 120 Mill. Euro zum Konzernnettoergebnis beitragen, Sompo Seguros soll 15 Mill. Euro liefern.

Wertberichtigt Seite 2

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