Talanx sieht sich 2023 auf Kurs
Talanx sieht sich 2023 auf Kurs
Versicherungskonzern steigert Quartalsergebnis um 31 Prozent – Weniger Großschäden – Jahresziel bekräftigt
Deutschlands drittgrößter Versicherungskonzern Talanx hat im ersten Quartal von Zinseffekten und einer geringeren Belastung durch Großschäden profitiert. Der Nettogewinn kletterte um fast ein Drittel. Das Ergebnisziel für 2023 gilt unverändert, bei der Renditevorgabe herrscht inzwischen etwas mehr Zuversicht.
ste Hamburg
Der Versicherungskonzern Talanx sieht sich nach einem Gewinnsprung im ersten Quartal auf Kurs, seine Geschäftsjahresziele zu erreichen, die unter anderem neben einem Versicherungsumsatz, der im hohen einstelligen Prozentbereich auf rund 42 Mrd. Euro steigen soll, ein Konzernergebnis von etwa 1,4 Mrd. Euro vorsehen. Wie das MDax-Unternehmen bei der Vorlage von Zahlen zum ersten Quartal am Montag mitteilte, legte der erstmals nach den neuen Bilanzierungsvorschriften IFRS 9 und 17 ermittelte Nettogewinn in den ersten drei Monaten um gut 31% auf 423 Mill. Euro zu. Die Erstversicherung trug den Angaben zufolge mit einem auf knapp 43 (i.V. 37)% erhöhten Beitrag zu dem Ergebnis bei, während der Ergebnisanteil der Rückversicherung – die Talanx ist zu 50,2% an der Hannover Rück beteiligt –, auf 57 (63)% zurückging. Die Talanx-Aktie, zuvor im bisherigen Jahresverlauf um gut 10% gestiegen, beendete den Handel mit einem Plus von 0,3% bei 48,70 Euro knapp unter ihrem Allzeithoch. Die LBBW, die bei einem auf 38 von 34 Euro erhöhten Kursziel unverändert zum Verkauf des Papiers rät, sprach von soliden Zahlen zum Jahresauftakt.
Finanzvorstand Jan Wicke sprach in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern von einem Quartal mit Rückenwind. Die Eigenkapitalrendite, die 18,8 (14,6)% erreichte und die strategische Vorgabe von „über 10%“ deutlich übertraf, sei in allen Segmenten zweistellig ausgefallen. Die Talanx profitierte neben einer geringeren Großschadenbelastung als im Vorjahr von Auf- und Abzinsungseffekten infolge des neuen Rechnungslegungsstandards sowie von einer geringen Belastung aus zu Marktwerten bilanzierten Kapitalanlagen. Grundsätzlich sei sie nach IFRS 9/17 um etwa einen Prozentpunkt höher als nach den alten Regeln, so Wicke. Sprach der Mehrmarkenversicherer aus Hannover bei der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz 2022 Mitte März davon, 2023 strategiekonform einen Mindestwert von 10% anzuvisieren, sollen es inzwischen „deutlich mehr als 10%“ werden. Dabei seien infolge des neuen Rechnungslegungsstandards aber größere Schwankungen in den einzelnen Quartalen möglich.
Verglichen mit den bis 2022 von Versicherern anzuwendenden Standards IAS 39 und IFRS 4 rechnet die Talanx infolge von Erstanwendungseffekten und einer anderen Gewinnverteilung mit höheren Ergebnissen in der Lebensversicherung. Ein aktuell positiver Ergebnisbeitrag, der das Quartalsergebnis etwas überzeichne, resultiere aus Auf- und Abzinsungseffekten in der Schaden/Unfallversicherung. Dass das versicherungstechnische Ergebnis, das einen Zinsertrag für die versicherungstechnischen Rückstellungen enthält, um 39% auf 880 Mill. Euro anzog, resultierte neben Zinseffekten und einer verbesserten Schaden-Kosten-Quote aus einem normalisierten Großschadenbudget, wie der Versicherungskonzern anmerkte. Die Großschadenbelastungen lagen mit 419 (458) Mill. Euro nicht nur unter dem Vorjahreswert, sondern auch innerhalb des anteiligen Budgetrahmens von 466 Mill. Euro. Davon entfielen Großschäden von 54 (121) Mill. auf die Erstversicherung und von 334 (336) Mill. Euro auf die Rückversicherung.
Im Vorjahreszeitraum war das Großschadenbudget um 71 Mill. Euro überschritten worden und die kombinierte Schaden-Kosten-Quote gestiegen. Diese verbesserte sich nun auf 93,5 (95,8)%, wobei sie sich nur in der inländischen Privat- und Firmenkundensparte infolge vermehrter und teurerer Kfz-Schäden (um gut 5 Punkte auf 95,1%) erhöhte. Dabei wirkten sich auch die mit der Inflation gestiegenen Schadensummen aus. Inflationseffekte durch höhere Preise an Kunden weiterzureichen sei im deutschen Retailgeschäft nicht ganz gelungen, erklärte Talanx-Finanzchef Wicke. Größter Einzelschaden im Konzern war im Berichtsquartal das Erdbeben in der Türkei und in Syrien mit 249 Mill. Euro.