Talanx spürt Naturkatastrophen

Versicherungskonzern kürzt Gewinnziel für 2017 - Großschadenbelastung übertrifft Jahresbudget

Talanx spürt Naturkatastrophen

ste Hamburg – Mitte August schraubte Deutschlands drittgrößter Versicherer nach einem soliden Geschäftsverlauf in den ersten sechs Monaten noch sein Gewinnziel für 2017 um 50 Mill. auf rund 850 (i.V. 907) Mill. Euro herauf – nun hat der Talanx-Konzern den Rückwärtsgang eingelegt. Wie bei Konkurrenten schlagen die Großschäden durch die Hurrikane “Harvey”, “Irma” und “Maria” in der Karibik und den USA sowie Erdbeben in Mexiko ins Kontor.Während die größten Rückversicherer Munich Re und Swiss Re zuvor bereits Gesamtschäden im dritten Quartal von 3,2 Mrd. Euro bzw. 3,6 Mrd. Dollar annoncierten, vermeldete der Mutterkonzern der Hannover Rück Belastungen als Folge der Naturkatastrophen in Nord- und Mittelamerika von voraussichtlich rund 900 Mill. Euro. Die Großschadenbelastungen der ersten neun Monaten nach Rückversicherung und Retrozession lägen damit mit insgesamt mehr als 1,2 Mrd. Euro bereits über dem Gesamtjahresbudget des Konzerns von 1,115 Mrd. Euro. Vermeldet wurden auch Schadenbelastungen des Industrieversicherers vor allem aus dem ausländischen Sachversicherungsgeschäft, die zu einem Nachsteuerverlust von rund 100 Mill. Euro im dritten Quartal geführt hätten. Der Talanx-Konzern, der nach dem ersten Halbjahr eine Großschadenbelastung von lediglich 195 Mill. Euro angegeben hatte, reduzierte das diesjährige Gewinnziel auf rund 650 Mill. Euro. Die Eigenkapitalrendite soll bei etwa 7,5 % statt bei rund 9 % landen. Aktienkurse fallenVor gut einem Monat hatten Talanx und Hannover Rück bereits durchblicken lassen, dass die Gewinnziele bedroht seien (vgl. BZ vom 22. September). Dennoch gab die Talanx-Aktie am Freitag als zweitgrößter Tagesverlierer im MDax um 1,8 % auf 34,27 Euro nach, während der Kurs der Hannover Rück moderat um 0,4 % auf 108,95 Euro nachgab.Der Talanx-Konzern betonte, die neue Ergebnisprognose setze voraus, dass die Großschadenbelastung im laufenden vierten Quartal die für ein Quartal budgetierten Großschäden von rund 270 Mill. Euro nicht übertrifft. Die Hurrikansaison läuft ungefähr bis Ende November. Bestätigt wurde in Hannover indes das Ziel, eine Dividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 1,35 Euro je Aktie auszuzahlen.Für das dritte Quartal stellte der Talanx-Konzern, der seine detaillierten Zahlen am 13. November vorlegt, am Freitag einen Verlust von rund 20 Mill. Euro in Aussicht. Die Munich Re hatte am Donnerstag mitgeteilt, einen Quartalsverlust von 1,4 Mrd. Euro zu erwarten.Die Hannover Rück, an der die Talanx mit 50,2 % beteiligt ist, gab keine eigene Mitteilung heraus. Es sei davon auszugehen, dass das diesjährige Großschadenbudget von 825 Mill. Euro nach den Naturkatastrophen in Nord- und Mittelamerika nicht zu halten sei, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Dass das Gewinnziel von mehr als 1 Mrd. Euro erreicht wird, sei “eher unwahrscheinlich”. Der Rückversicherer hatte wie die Talanx im September vor Bekanntwerden der Schadenhöhe durch den Hurrikan “Maria” und das Erdbeben in Mexiko das Überschreiten des Großschadenbudgets in Aussicht gestellt. Zum dritten Quartal will sich Hannover Rück am 8. November äußern.