ak Monte Carlo – Die Erfolgsgeschichte ist unterbrochen. Nach Jahren stürmischen Wachstums und einer Verdoppelung des Marktvolumens in den Jahren 2013 bis 2018 steht im aktuellen Turnus erstmals weniger alternatives Rückversicherungskapital von Investoren am Kapitalmarkt zur Verfügung als im Vorjahr. Die Kapazitäten sanken im ersten Halbjahr 2019 nach einer Erhebung von Aon um 5 % auf 93 Mrd. Dollar.In den beiden großen Produktklassen dieser Assetklasse zögerten die Investoren zuletzt. In der besicherten Rückversicherung (Collateralized Reinsurance), dem Senkrechtstarter-Segment der vergangenen Jahre, prognostiziert Aon einen Einbruch um mehr als 10 % auf knapp 49 Mrd. Dollar in diesem Jahr. Die öffentlichen Katastrophenanleihen dagegen behaupten mit rund 30 Mrd. Dollar zwar ihr Volumen, der Umfang der Neuemissionen ging aber deutlich zurück. Während in den Vorjahren das Volumen der neu platzierten Cat Bonds das der auslaufenden Papiere bei weitem überstieg, wurde zuletzt nur etwas mehr neu emittiert als gerade fällig wurde. MilliardenverlustDie Katastrophenjahre 2017 und 2018 haben den immer noch jungen Markt stärker durchgeschüttelt als die traditionelle Rückversicherung. Aon führt in einer gerade erschienenen Studie auf, dass bis vor zwei Jahren seit Bestehen des Marktes insgesamt nur sieben Cat Bonds mit einem Volumen von 900 Mill. Dollar überhaupt von Ausfällen betroffen waren. In den vergangenen zwei Jahren allein jedoch verzeichneten 25 Emissionen Verluste, die summierten Verluste lagen bei 1,25 Mrd. Dollar.Die Erwartung höherer Renditen hat sich für viele Investoren im vergangenen Jahr nicht so erfüllt wie erhofft. Die Analysten von Fitch merken in einer Studie an, dass Kapitalmarktinvestoren sich steigende Risiken durch die Effekte des Klimawandels sowie die Skepsis in Bezug auf die zuletzt fehleranfälligen Modellierungen der Versicherer vergüten lassen wollten. Auch der Umfang des gesperrten Kapitals von geschätzt 15 Mrd. Dollar, das wegen der noch nicht beendeten Schadenregulierung nach den Naturkatastrophen von 2017/2018 quasi gefangen ist, ist alles andere als ein Treiber für den Markt. “Aus der gegenwärtigen Situation wird der Markt lernen”, konstatierte Munich-Re-Vorstand Thomas Blunck in einer Podiumsdiskussion.Grundsätzlich sind Beobachter und Marktteilnehmer dem alternativen Markt gegenüber positiv gestimmt. Denn das Argument, dass diese Assetklasse vor allem durch ihre Nichtkorrelation zu klassischen Aktien- und Anleihemärkten attraktiv sei, gelte nach wie vor. “Kapital an der Seitenlinie””Da steht eine Menge Kapital an der Seitenlinie, dass darauf wartet, in den Markt zu fließen”, glauben auch die Analysten der Ratingagentur AM Best. Sie sehen eine Flucht in Qualität und eine genauere Auswahl der ILS-Fondsmanager.Auch die traditionellen Rückversicherer intensivieren ihren Blick auf den Markt weiter. Scor will sich dem Geschäft stärker widmen. Der drittgrößte Rückversicherer der Welt hat jüngst den ILS-Fondsmanager Coriolis erworben, die Transaktion steht kurz vor dem Closing. Aon verweist darauf, dass selbst in den beiden zurückliegenden Krisenjahren die Renditen für alle Bonds aus dem Bereich Insurance Linked Securities (ILS) noch höher lagen als für viele öffentliche Anleihen wie zum Beispiel US-Treasuries.Der Aon-Index für das gesamte Cat-Bond-Spektrum weist für den Zeitraum Mitte 2017 bis Mitte 2018 immer noch eine Rendite von 3,1 % auf. Auch das weiter sinkende generelle Zinsniveau befeuert nach Ansicht von Analysten den ILS-Markt.Wachstumschancen identifiziert Aon auch durch ein zunehmendes Interesse öffentlicher Institutionen, als Sponsoren am Cat-Bond-Markt aufzutreten. So haben bereits die Weltbank, der peruanische Staat und die California Earthquake Authority Katastrophenanleihen am Kapitalmarkt platziert. Trendwende erwartetPaul Schultz, Chef von Aon Securities, glaubt, dass der Markt für alternatives Kapital den Stresstest bestanden hat: “Nach einer Phase der Konsolidierung erwarten wir, dass der Markt noch in diesem Jahr wieder Fahrt aufnimmt und der Trend auch 2020 anhält.”