„Ich trauere den 8 Mrd. Euro nicht mehr nach“
„Ich trauere den 8 Mrd. Euro nicht mehr nach“
Im Gespräch: Uwe Rathausky
„Ich trauere den 8 Mrd. Euro nicht mehr nach“
Vorstand der Fondsboutique Gané hält nach Trennung von Acatis an Eigenständigkeit fest – „Wir wollen keine Volumina zukaufen“
Der Markt unabhängiger Vermögensverwalter steht unter Konsolidierungsdruck. Während Plattformanbieter auf Skaleneffekte setzen, halten kleinere Häuser wie Gané an ihrer Eigenständigkeit fest. Mitgründer Uwe Rathausky erklärt, warum bewusster Verzicht auf Größe Teil der Strategie ist – auch nach der Trennung von Acatis.
Von Wolf Brandes, Frankfurt
Während Plattformmodelle und Private-Equity-Investoren den Markt unabhängiger Vermögensverwalter zunehmend formen, stemmt sich eine Reihe kleinerer Häuser gegen die Konsolidierungswelle – mit klarer Positionierung, bewusstem Verzicht auf Skalierung und einer Rückbesinnung auf individuelle Beratung. Einer, der diese Haltung öffentlich vertritt, ist Uwe Rathausky. Der Mitgründer von Gané beobachtet die Entwicklung in der Branche mit Skepsis. „Wir wollen keine Volumina zukaufen. Für uns zählt die Performance und die enge Betreuung unserer Investoren. Größe ist für uns kein Wettbewerbsvorteil.“ Die Fondsboutique hat er 2007 gemeinsam mit Henrik Muhle gegründet.
Ausgeprägter Unternehmergeist
Mit dieser Haltung steht Rathausky nicht allein. Viele kleine Anbieter, oft inhabergeführt und mit ausgeprägtem Unternehmergeist, sehen ihre Existenz durch wachsende regulatorische Anforderungen, Digitalisierung und den demografischen Wandel unter Druck. Plattformanbieter wie Cinerius setzen auf Integration. Doch der Verlust von Identität und Eigenständigkeit lässt sich nicht immer mit Skaleneffekten kompensieren.
„Natürlich war für uns persönlich der Bruch mit Menschen, mit denen wir früher eng zusammengearbeitet haben, ein Einschnitt“, sagt Rathausky über eine Zäsur, die exemplarisch für die Spannungen innerhalb der Branche steht. Gemeint ist die überraschende Kündigung des Beratungsmandats durch die Frankfurter Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) Acatis im Februar 2024.
Die Trennung beendete eine 15-jährige Zusammenarbeit rund um den Acatis Value Event Fonds – ein Vorzeigeprodukt mit zuletzt rund 8 Mrd. Euro Volumen. Gané war für die Beratung zuständig, Acatis als KVG für das Management.
Kein Plattformmodell
Dass sich Gané nicht in ein Plattformmodell einfügen will, ist auch eine bewusste strategische Entscheidung. Man wolle selbst steuern, wie die Fonds konzipiert und vertrieben werden. „Wir betreuen unsere Investoren eng, direkt und mit hoher Verlässlichkeit – das unterscheidet uns von großen Häusern.“ Einfach sei es ohne Konzernstruktur allerdings nicht. „Ohne Konzern-Vertriebsarme bleibt Sichtbarkeit zentral.“ Konferenzen, Roadshows und Kooperationen mit Banken und Maklern sind ein Muss.
Der Gané Value Event Fund ist bewusst eng an das vorherige Erfolgsprodukt angelehnt und hat mittlerweile ein Volumen von 1,4 Mrd. Euro erreicht. Größe sei dabei kein Selbstzweck, sagt er im Rückblick aus das Volumen bei Acatis: „Ich trauere den 8 Mrd. Euro nicht mehr nach.“ Für Rathausky geht es um eine attraktive risikoadjustierte Rendite, damit wir die finanziellen Ziele unserer Anleger erfüllen.
Der Fonds ist bei der Universal Investment als KVG aufgelegt. Auch die Struktur als Fondsberater unter einem Haftungsdach ist bewusst gewählt: „Wir reduzieren die hohen Anforderungen auf unserer Seite bewusst, indem wir mit Haftungsdach und externer KVG zusammenarbeiten.“ Im Fondsmanagement hilft moderne Technologie – inzwischen auch KI: „Wir nutzen KI gezielt als Research-Tool – vor allem um schneller zu analysieren. Die Qualität der Ergebnisse hängt dabei stark von den Datenquellen ab, die wir bewusst steuern. KI ersetzt bei uns keine Analyse, sondern beschleunigt sie.“
Wandel der Kundenerwartungen
Der Markt unabhängiger Vermögensverwalter ist in Bewegung – nicht nur wegen steigender Komplexität, ESG-Druck und einem spürbaren Wandel der Kundenerwartungen. Während große Plattformanbieter auf Integration und Wachstum setzen, bleiben Fondsboutiquen wie Gané bewusst auf Distanz. „Wir sehen, dass die Anleger auf unsere Expertise vertrauen – und zwar aus Überzeugung, und nicht aus Gewohnheit.“
Dass Gané Wettbewerb nicht scheut, zeigt sich in der Haltung zu passiven Produkten: „Wir begrüßen die Konkurrenz – auch durch ETFs. Denn sie bringt mehr Menschen in den Kapitalmarkt und verbessert langfristig die Allokationskultur.“
Dennoch sieht Rathausky Defizite in der deutschen Altersvorsorge. „Deutschland ist bei kapitalgedeckter Vorsorge im Hintertreffen. Norwegen zeigt, wie ein funktionierendes Modell aussieht – mit einem Staatsfonds von über 1.600 Mrd. Euro.“ Eine gute Allokation und langfristig stabiles Sparen sind für Rathausky auch gesellschaftliche Aufgaben – nicht nur Fragen von Vertriebsstruktur und Fondsvolumen.
