Überzeichnet
Institutionelles Geld sitzt locker: Bis zu 30 Mrd. Euro haben Pensions- und Staatsfonds, Funds of Funds, Stiftungen und andere nach Rendite suchende Investmentprofis der Beteiligungsgesellschaft CVC in sehr kurzer Zeit für deren neuen Private-Equity-Fonds andienen wollen. Das Angebot war stark überzeichnet, bei 16 Mrd. Euro wurde der Sack zugemacht – ein Rekordvolumen im europäischen Beteiligungsgeschäft.16 Mrd. Euro bedeuten, dass bei einer Obergrenze von einem Zehntel des Fondsvolumens pro Deal deutlich mehr als 100 Mrd. Euro an Feuerkraft dahinterstecken. Dafür sorgen erstens Co-Investoren, die von Fall zu Fall Mittel zur Verfügung stellen – Staatsfonds aus dem Nahen Osten und Asien oder kanadische und amerikanische Pensionseinrichtungen, die vielfach mehr Eigenkapital stellen als die Fonds selbst. Und darauf werden zweitens Fremdmittel in doppelter Höhe des Eigenkapitals gepackt. So lassen sich pro Deal schon mal 15 Mrd. Euro stemmen. Denn Kredit ist am Anleihe- und Loan-Markt trotz der Restriktionen für US-Banken unschwer zu bekommen. Geld kostet schließlich fast nichts. Und das ist nicht überzeichnet. Big SpenderEs sind enorme Summen, die auch erklären, warum Private Equity im Bieterstreit bereit ist, mehr als 5 Mrd. Euro für ein Generikaunternehmen wie Stada aufzubringen. Kleinere Transaktionen unter 500 Mill. Euro verbieten sich angesichts der Fondsgrößen in dieser Liquiditätsschwemme für die Big Spender. So brennen die zugesagten Fondsmittel leicht Löcher in die Taschen – nicht nur von CVC. Denn die Ziele in Milliardengrößenordnungen liegen schließlich nicht auf der Straße. Und auch Konzerne, die selbst Cash horten, sind in den wenigsten Fällen zu Verkäufen gezwungen. So wächst die Gefahr, dass aus purem Anlagedruck um Deals gerangelt wird, die dann spätestens beim Exit Verdruss in Gestalt von Buchverlusten bereiten. Niedrigere RenditenZwar sind die Bewertungen gemessen an den Ergebnismultiplikatoren heute auf historischen Hochs, doch Finanzinvestoren legen – anders als vor der Krise 2008 – den Schuldenhebel immer noch weniger stark um als damals. Das geht zwar auf Kosten der Eigenkapitalrendite, doch weil die Zinsen so niedrig sind, nehmen Institutionelle auch geringere Renditen in Kauf als früher. Es müssen nicht immer 25 % und mehr im Jahr sein. Angesichts der nicht gerade überbordenden Investitionschancen erscheint das “Dry Powder” von Beteiligungsgesellschaften durchaus als überzeichnet: Auf 881 Mrd. Dollar veranschlagt es der Branchendienst Preqin global, davon 184 Mrd. Dollar mit Basis in Europa. Angesichts solcher Volumina wird auch Investoren mulmig, doch mangels Alternativen sind sie stolz wie Oskar, wenn auch sie Mittel zusagen dürfen. Und Kritik an Gebühren verstummt.Investoren und Fonds – im Großen und Ganzen dieselben wie vor 2008 – weisen die Gefahr einer Blase von sich. Mit größeren Kapitaltöpfen aber wächst der Druck, Geld zum Arbeiten zu bringen. Auch das ist nicht überzeichnet.