UBS begibt sich in den Clinch mit der Schweizer Regierung
UBS stemmt sich gegen Kapitalpläne der Regierung
CEO Ermotti kritisiert Vorgaben nach starkem ersten Quartal als unverhältnismäßig
bg Frankfurt
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Mit einem über Erwartungen liegenden Quartalsgewinn im Rücken hat UBS-Chef Sergio Ermotti die Pläne der Schweizer Regierung für strengere Kapitalvorgaben als „unverhältnismäßig“ kritisiert. Sollte die von Finanzministerin Karin Keller-Sutter skizzierte Kapitalunterlegung umgesetzt werden, würde die Schweiz über internationale Standards hinausschießen, so Ermotti am Mittwoch. Seinen Angaben zufolge müsste die UBS 42 Mrd. Dollar zusätzlich an hartem Kernkapital vorhalten. 24 Mrd. Dollar kämen on top durch die 100-Prozent-Unterlegung ausländischer Tochtergesellschaften. Die Integration der Credit Suisse habe rund 18 Mrd. Dollar zusätzlich erfordert, rechnete der UBS-Chef vor.
Bei der Credit-Suisse-Rettung hatte die UBS der Regierung aus der Patsche geholfen
Sollten die Anforderungen verschärft werden, würde die Eigenkapitalrendite als wichtigste Kennziffer für internationale Investoren leiden, machte Ermotti deutlich, was für die UBS auf dem Spiel steht. Die Aktie ist seit Bekanntwerden der Schweizer Kapitalpläne bereits ein Underperformer gegenüber den anderen europäischen Großbanken. Dabei ist die UBS im Plan, die Integration der Credit Suisse wie geplant zum Ende des ersten Quartals 2026 abzuschließen. Einen solchen Zusammenschluss zweier global systemrelevanter Banken hat es noch nie gegeben. Die UBS hat das bislang weitgehend unfallfrei hinbekommen.
Die Zeichen stehen eigentlich auf Deregulierung
Bereits Anfang Juni gab Finanzministerin Keller-Sutter ihre Absicht bekannt, die Kapitalanforderungen für die UBS zu verschärfen. Das gilt als deutlicher Kontrast zu den Deregulierungsplänen insbesondere in den USA. Die seit der Finanzkrise gut befüllten Rettungstöpfe geben im Verbund mit bereits erhöhten Kapitalquoten mittlerweile auch Spielraum für erhöhte Ausschüttungen. Fast alle europäische Banken haben im Rahmen der Berichtssaison die Aktienrückkäufe ausgeweitet – zusätzlich zu den regulär ausgeschütteten Dividenden.
Deshalb hält die UBS auch an den Aktienrückkäufen von noch 2,5 Mrd. Dollar fest, die bis Ende dieses Jahres vorgesehen sind. Was an Kapitalrückführungen für 2026 möglich ist, will der Konzern mit den Jahreszahlen 2025 festlegen. Bislang sind mindestens 5,6 Mrd. Dollar vorgesehen.
Im Herbst ist crunch time bei den Verhandlungen
Die Auseinandersetzung mit der Regierung dürfte sich im Herbst zuspitzen. Dann beginnen im Schweizer Parlament die Konsultationen zu den Plänen der Finanzministerin. Der UBS-Chef droht damit, den Sitz der Holding von der Schweiz ins Ausland zu verlegen. Entsprechende Pläne sollen bankintern in der Abklärung sein. Als Favorit gilt London.