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Ulrich Schröder 65

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 17.3.2017 Es ist mitnichten so, dass die KfW von Vorstandsmitglied Günther Bräunig schlecht geführt würde. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Geschäfts- und Ertragsentwicklung auch im vergangenen...

Ulrich Schröder 65

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtEs ist mitnichten so, dass die KfW von Vorstandsmitglied Günther Bräunig schlecht geführt würde. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Geschäfts- und Ertragsentwicklung auch im vergangenen Jahr bestätigt. Ein Fördervolumen nahezu in Rekordhöhe, eine Bilanzsumme in der Größenordnung von 500 Mrd. Euro, ein Gewinn knapp über oder knapp unter 2 Mrd. Euro, sehr gut unterwegs zu einer auch unter regulatorischen und aufsichtlichen Aspekten “richtigen” Bank: Die von Bund und Ländern getragene Förderbank befindet sich in untadeliger Verfassung. Sie ist stets à jour, was subsidiäre Angebote zur Bewältigung alter und neuer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aufgaben angeht, und stellt ihren facettenreichen Nutzen arbeitstäglich unter Beweis.Obwohl es insoweit also keinerlei Grund zum Klagen gibt, ist in der rund 6 000 Leute zählenden Belegschaft ebenso wie bei den Vorstandskollegen und im Verwaltungsrat, aber auch bei vielen Geschäftspartnern und Wegbegleitern der KfW und nicht zuletzt bei Bräunig selbst der ausgeprägte Wunsch zu spüren, dass der amtierende Abwesenheitsvertreter möglichst bald wieder von der Last des De-facto-Vorstandsvorsitzes befreit sein möge. Denn das wäre genau in dem Moment der Fall, in dem Ulrich Schröder gesund an seinen Schreibtisch am Frankfurter Palmengarten zurückkehrt.Doch zurzeit ist Schröder noch außer Gefecht. Dies zu akzeptieren, zumal über eine längere Strecke, fällt einem energiegeladenen, vor Ideenreichtum und Gestaltungskraft sprühenden und führungsstarken Tatmenschen wie ihm naturgemäß extrem schwer. Doch auch Schröder hat es letztlich wohl geschafft einzusehen, dass es Situationen im Leben gibt, in denen selbst ein willensstarker und “mächtiger” Spitzenmanager zeitweise nicht mehr Herr des Verfahrens ist. Herren des Verfahrens und dabei vor allem auch seines Terminkalenders sind bei Schröder vorübergehend die Ärzte.Der promovierte Jurist und frühere Chef der NRW.Bank, der seit 2008 an der Spitze der KfW steht, hatte im Dezember 2015 gegenüber dem Verwaltungsrat und dann in einem Mitarbeiterbrief, spätestens damit auch für die breite Öffentlichkeit eine schwere Erkrankung publik gemacht. Bei ihm sei ein Lymphom diagnostiziert worden, freilich in einer Form, die hohe Heilungschancen verspreche. Er werde sich einer Chemotherapie unterziehen und gehe, gestützt auf das Urteil der Ärzte, von vollständiger Heilung aus. Die Doktoren hätten ihm zudem bestätigt, dass er seinen beruflichen Aufgaben – bei Einschränkung von Terminverpflichtungen und Reiseaktivitäten – auch während der Behandlung weitgehend nachgehen könne. Persönliche “MagRisk”Das ist nun genau 15 Monate her. Die leidige Geschichte hat sich in die Länge gezogen, vielleicht auch weil es Schröder etwas zu früh an den Arbeitsplatz zurückzog. So korrekt und vorsichtig die KfW auch bilanziert: Die ganz persönliche Risikovorsorge scheint dem Ernst der Lage nicht angemessen gewesen zu sein. Eine Nachbehandlung wurde notwendig, sie soll erfolgreich verlaufen sein. Doch die Ärzte, nicht die Finanzaufseher, haben Schröder nun gewissermaßen Mindestanforderungen an sein gesundheitliches Risikomanagement (“MagRisk”) verordnet, die unter anderem eine verlängerte Rehabilitationsphase vorsehen.Mit der – wenn auch etwas verzögerten – Rückkehr rechnet Schröder selbst ebenso wie sein engeres berufliches Umfeld. Seinen Vertrag hatte der Verwaltungsrat ja schon im Wissen um die Erkrankung Ende 2015 vorzeitig um weitere drei Jahre bis Ende 2020 verlängert. Für dieses Vertrauen gibt es überzeugende Gründe, ist doch die eingangs beschriebene kerngesunde Verfassung der KfW in ganz hohem Maße Schröders persönliches Verdienst. Dass er selbst ohne übertriebene Eile, aber doch in überschaubarer Zeit kerngesund seinen Platz an der Bankspitze wieder einnehmen möge, werden ihm in diesen Tagen besonders viele Zeitgenossen von Herzen wünschen, gibt es dafür doch noch einen besonderen Anlass: Am Sonntag vollendet Schröder sein 65. Lebensjahr.