Pfandbriefe

Unbesicherte Bankanleihen sind gefragt

Die schlechte Lage auf den Immobilienmärkten spiegelt sich in den Refinanzierungsaktivitäten. Das Emissionsklima für Pfandbriefe beurteilen die Pfandbriefbanken mit Blick auf die kommenden sechs Monate weiterhin zurückhaltend. Etwas besser sieht es bei den unbesicherten Bankanleihen aus.

Unbesicherte Bankanleihen sind gefragt

Unbesicherte Bankanleihen sind gefragt

Umfrage zu Emissionsklima bei Pfandbriefbanken: Trend geht zu längeren Laufzeiten – 2024 stabiles Emissionsvolumen erwartet

Von Thomas List, Frankfurt

Die Stimmung bei den Pfandbriefbanken bleibt weiterhin eingetrübt. Für das erste Halbjahr 2024 sei von einem anhaltenden leichten Gegenwind beim Absatz von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen auszugehen. Dies ist eine zentrale Aussage einer Umfrage des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP), die jetzt zum dritten Mal durchgeführt wurde. Die Ergebnisse liegen der Börsen-Zeitung vorab exklusiv vor.

Emissionsvolumen geht zurück

Für 2024 erwartet der VDP ein Neuemissionsvolumen von 49,5 Mrd. Euro, davon 41,1 Mrd. Euro Hypothekenpfandbriefe und 7,9 Mrd. Euro öffentliche Pfandbriefe. Zum Vergleich: Bis Ende November 2023 wurden insgesamt Pfandbriefe für 57 Mrd. Euro auf den Markt gebracht. Geplant waren 50 Mrd. Euro. Bei Fälligkeiten von 45,0 Mrd. Euro würde der Pfandbriefumlauf netto um 4,5 Mrd. Euro zulegen. Dabei läge das Wachstum beim Hypothekenpfandbrief bei 9,2 Mrd. Euro, während es sich bei den öffentlichen Pfandbriefen, dem langjährigen Trend entsprechend, um 4,7 Mrd. Euro reduzieren würde.

Grüne Pfandbriefe machen inzwischen etwa ein Fünftel der Benchmark-Emissionen aus. Im kommenden Jahr wollen die VDP-Mitgliedsinstitute grüne Pfandbriefe über 5,3 Mrd. Euro und soziale Pfandbriefe über 1,1 Mrd. Euro emittieren. Der Umlauf dieser nachhaltigen Pfandbriefe belief sich Ende November den Angaben zufolge auf 23,8 Mrd. Euro. 

Die aktuelle Stimmung bei den Pfandbriefbanken ist immer noch eher mau. Der Stimmungsindikator zeigt −22 Punkte bei einer Bandbreite von −100 bis +100 – wobei sich die Einschätzungen für Pfandbriefe (−23) und unbesicherte Bankanleihen (−21) kaum unterscheiden. Zur vorherigen Umfrage im Juni dieses Jahres – die Umfrage wird zweimal jährlich durchgeführt – gab es im Gesamtindex mit −21 nur eine minimale Veränderung, sehr wohl aber in den Einzelwerten für Pfandbriefe (−14) und unbesicherte Anleihen (−29).

"Überraschend stark"

Sascha Kullig, Mitglied der VDP-Geschäftsleitung, bezeichnete im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Emissionstätigkeit bei Pfandbriefen im ersten Halbjahr dieses Jahres als „überraschend stark“. „Bei den Benchmark-Emissionen lagen wir lange Zeit sogar über dem Rekord des Vorjahres. Dabei ballten sich die meisten Emissionen im Laufzeitsegment bis fünf Jahre.“

Im zweiten Halbjahr blieb es zwar bei den eher kurzen Laufzeiten, aber bei deutlich weniger Emissionen. Zur Begründung verwies Kullig auf die unsichere Zinsentwicklung. „Inzwischen erwartet der Markt jedoch, dass der Zinshöhepunkt erreicht ist, und preist Zinssenkungen in naher Zukunft ein.“ Damit einhergehen könnte eine verstärkte Nachfrage nach längeren Laufzeiten. 

Zehnjährige in der Pipeline

Diese Erwartung längerer Laufzeiten beim Pfandbrief untermauerte Götz Michl, Head of Funding bei der Deutschen Pfandbriefbank (PBB): „Es sind einige Zehnjährige in der Pipeline, gerade bei Emittenten, die wohnwirtschaftliche Darlehen refinanzieren.“ Gute Gelegenheiten zur Emission von Pfandbriefen ließen sich im Moment aber schwer vorhersagen. „In den vergangenen Wochen sahen wir stark volatile Zinsen. Sie fallen deutlich, was zu Unsicherheiten auf der Nachfrageseite führt“, so Michl weiter. Es gab zwar noch sehr viele Emissionen im November – und damit eigentlich spät im Jahr – als Vorgriff für Finanzierungen im Jahr 2024, die zu Anfang sehr gut liefen. „Es gab dann aber schnell nach etwa zwei Wochen Ermüdungserscheinungen, abzulesen an der zurückgehenden Überzeichnungsquote der Orderbücher.“

20 bis 40 Basispunkte über Mid-Swaps

Michl schreibt das der Erwartung der Marktteilnehmer zu, in wenigen Wochen wieder einen neu auf den Markt kommenden Pfandbrief zeichnen zu können. Das gilt insbesondere angesichts steigender Spreads. Aktuell liegen sie zwischen 20 und 40 Basispunkten über Mid-Swaps. Andererseits gilt aber auch: Wer sinkende Zinsen erwartet, für den ist es sinnvoll, jetzt und nicht erst im kommenden Jahr zu zeichnen.

Den Ausfall der EZB als Nachfrager von Pfandbriefen könnten Pensionskassen und Assetmanager kompensieren. „Aktuell leiden wir aber an einer inversen Zinsstruktur“, sagt Michl. „Investoren, die eigentlich auf zehn Jahre anlegen möchten, machen es dann doch nicht, weil der zehnjährige Swapsatz niedriger ist als der dreijährige, sprich der Kurzläufer bietet mehr Rendite als der Langläufer.“ Folgerichtig sind die Emittenten verstärkt bei kürzeren Laufzeiten aktiv. „Wir produzieren also relativ viel Material in einem schmalen Laufzeitband von drei bis fünf, manchmal sieben Jahren.“

Risikobereitschaft vorhanden

Eine deutliche Verbesserung der Stimmung der Pfandbriefbanken zeigt sich bei der Dezember-Umfrage bei den unbesicherten Bankanleihen. Das hat viele Marktbeobachter überrascht. „Scheinbar sind die Investoren für einen gewissen Risikoaufschlag durchaus bereit, die herrschenden geopolitischen, wirtschaftlichen und Zinsrisiken zu tragen“, sagt Michl. Seit September sei ein sehr guter Senior-Unsecured-Bankanleihen- bzw. Credit-Markt zu beobachten gewesen. Vor 12 bis 16 Monaten habe es bei diesen Anleihen dagegen noch „ziemlich düster“ ausgesehen, ergänzte Kullig. „Verglichen damit hat sich die Situation deutlich verbessert.“

Beispiel aus dem eigenen Haus

Michl erläuterte den Trend zu unbesicherten Anleihen an einem Beispiel aus dem eigenen Haus. „Wir haben zwei Anleihen mit fast gleicher Fälligkeit im Jahr 2027 ausstehen: eine unbesicherte Anleihe und einen Pfandbrief, beide mit einer kleinen Stückelung von 1.000 Euro. Die unbesicherte Anleihe wurde diesen Sommer zeitweise so stark nachgefragt, dass der Spread zum Pfandbrief nur bei 20 bis 30 Basispunkten lag. Das ist inzwischen aber vorbei.“ Die PBB emittiert deutlich mehr besicherte als unbesicherte Anleihen im Verhältnis von etwa zwei Dritteln zu einem Drittel. Im unbesicherten Bereich setzt sie stark auf Festgelder.

„Unsere etwa 80.000 Retailkunden haben bis zum Sommer vor allem ein- bis dreijährige Festgelder nachgefragt. Seit zwei bis drei Monaten geht es deutlich Richtung sieben bis zehn Jahre.“

Die Stimmung bei den deutschen Pfandbriefbanken ist in Bezug auf den Absatz von Pfandbriefen weiterhin eher verhalten. Bei unbesicherten Bankanleihen zeigten sich die Institute hingegen für das erste Halbjahr 2024 im Vergleich zur vorherigen Umfrage des Verbandes VDP zum Emissionsklima im Juni 2023 zuversichtlicher.

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