Unicredit-CEO Orcel: „Es spricht nichts gegen einen Sitz im Commerzbank-Aufsichtsrat“
Unicredit-Chef Andrea Orcel hat den „Handelsblatt Bankengipfel“ in Frankfurt genutzt, um für seine Expansionspläne zu werben. Mit klaren Worten widersprach er am Donnerstag der Commerzbank-Chefin, die am Vortag auf derselben Veranstaltung vor einem Interessenkonflikt gewarnt hatte, wenn die italienische Großaktionärin von ihrem Recht auf einen Einzug in den Aufsichtsrat Gebrauch machen würde: „Es spricht überhaupt nichts gegen einen Sitz im Commerzbank-Aufsichtsrat“, sagte Orcel.
Mandatsträger persönlich haftbar
Die gesetzlichen Vorgaben verhinderten einen solchen Interessenkonflikt, argumentierte Orcel. „Das gilt europaweit und insbesondere in Deutschland.“ Denn sofern ein Aufsichtsratsmitglied gegen die Interessen des von ihm beaufsichtigten Unternehmens verstoße, würde er dafür persönlich haftbar gemacht.
„Mehr investiert als jeder andere“
Bislang hatte sich Unicredit mit Blick auf den Einzug in das Kontrollgremium der Commerzbank zurückhaltend gezeigt. Orcel signalisierte am Donnerstag, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte: „Wir haben Milliarden in dieses Institut investiert, mehr als jeder andere. Damit gehen Mitspracherechte einher.“ Den Fokus wolle er dabei allerdings weiterhin auf die Performance legen.
Unicredit ist mit etwa 26% die größte Einzelaktionärin der Commerzbank und hält Finanzinstrumente, die ihr Zugriff auf etwa 3% des Aktienkapitals garantieren. „Bis Jahresende werden wir uns der Schwelle von 30% nähern“, sagte Orcel am Donnerstag. Der Bund hält derzeit noch gut 12%. Die Bundesregierung lehnt die Übernahmepläne ab und will vorerst keine weiteren Anteile verkaufen.
Interventionismus auf der Basis falscher Annahmen
Mit Blick auf den politischen Widerstand gegen die Bankenkonsolidierung, die Orcel zufolge nicht bloß in Deutschland festzustellen seien, sagte er: „Ich glaube, dass die Regierungen von falschen Annahmen ausgehen. Es wird so getan, als ob Vermögenswerte aus einem Land abgezogen und in anderen Märkten investiert werden." Das sei jedoch rechtlich gar nicht möglich: „Wir könnten keine Vermögenswerte aus Deutschland abziehen."
„Kein grenzüberschreitender Zusammenschluss“
Dem Commerzbank-Management warf er vor, den Abwehrkampf mit Scheinargumenten zu führen. Nicht gelten lassen wollte er etwa das unter anderem von Firmenkundenchef Michael Kotzbauer vorgetragene Argument, dass grenzüberschreitende Übernahmen erst nach der Vollendung der europäischen Bankenunion sinnvoll seien. „Tatsächlich wäre die Commerzbank-Übernahme gar keine grenzüberschreitende Fusion“, hielt Orcel dem entgegen. „Technisch gesehen wäre es ein Zusammenschluss von zwei deutschen Instituten“, betonte er.