Unicredit-CEO Orcel schießt Breitseite gegen Rom und Berlin
Unicredit-CEO Orcel schießt Breitseite gegen Rom und Berlin
Unicredit-CEO Orcel schießt Breitseite gegen Rom und Berlin
Konfrontation wegen Widerstands gegen Übernahmen
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die HVB-Mutter Unicredit geht in ungewöhnlich scharfer Form auf Konfrontationskurs zu Berlin und Rom und will offenbar die seit zehn Jahren bestehende Kooperation mit Amundi in der Vermögensverwaltung beenden. CEO Andrea Orcel kritisierte die Regierungen Italiens und Deutschlands bei einer Veranstaltung scharf. Er wirft ihnen „geringe Kenntnisse der Arbeitsweise von Banken“ vor, die zu falschen Schlüssen geführt hätten.
Athen positives Beispiel
„Bankenexperten wissen, dass das Konzentrationsrisiko, schwache Bilanzen und Kapitalmangel die Kreditwürdigkeit beeinträchtigen.“ Das Beispiel Griechenland zeige, wie positiv der Erwerb der Beteiligung von 26% an der dortigen Alpha Bank sei. Es sei „eine Investition in das Land“ und verschaffe den griechischen Unternehmen Zugang zu 13 Ländern. Die Regierungen in Berlin und Rom sollten dem Beispiel Athens folgen.
Die Bundesregierung widersetzt sich einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch Unicredit, die eine direkte Beteiligung von 26% an dem Institut hält. Und Rom hat die geplante Akquisition der BPM durch so strenge Auflagen unmöglich gemacht, dass Unicredit die Offerte zurückzog.
Kurse geben nach
Laut Bloomberg will Orcel außerdem zwei Jahre vor dem Ablauf des Vertrags die Kooperation mit Amundi beenden und dafür auch Vertragsstrafen in Kauf nehmen. Eine in zwei Jahren anstehende Verlängerung ist damit quasi ausgeschlossen. Sowohl der Aktienkurs der 68,7%-igen Crédit-Agricole-Tochter Amundi als auch der Kurs der Mutter gaben daraufhin deutlich nach.
Unicredit reduziert die Anlage von Kundengeldern über Amundi offenbar bereits seit längerer Zeit. Anlegern würden bereits jetzt Produkte der eigenen Plattform OneMarkets Fund empfohlen. Innerhalb von zwei Jahren sollen die Anlagen laut Bloomberg angeblich annähernd auf Null sinken.
Partnerschaft seit 2017
Amundi verwaltet laut CEO Valerie Baudson für Unicredit in Italien 69 Mrd. Euro an Vermögenswerten – bei 200 Mrd. Euro, die der französische Vermögensverwalter dort betreut. Die Partnerschaft zwischen Unicredit und Amundi wurde unter Orcels Vorgänger Jean Pierre Mustier nach dem Verkauf des Asset Managers Pioneer an Amundi 2017 abgeschlossen. Die Vertriebsvereinbarung gilt auch für Deutschland.
Grund für die offenbar geplante Auflösung der Kooperation dürfte die gescheiterte BPM-Übernahme sein. Die Amundi-Mutter Crédit Agricole hat eine Vertriebskooperation mit der BPM und ihre Beteiligung an dem Institut auf 20% erhöht. Sie will auf 25% aufstocken. Das und der Widerstand Roms hatten Unicredit die Übernahme der BPM unmöglich gemacht.
