Unicredit schafft Stimmrechtsgrenze ab

Reform vom Aktienmarkt positiv aufgenommen

Unicredit schafft Stimmrechtsgrenze ab

tkb Mailand – Die HVB-Mutter Unicredit hat am Montag anlässlich ihrer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) in Mailand die Governance geändert und die Stimmrechtsbegrenzung von 5 % pro Aktionär aufgehoben. Damit hat sich die Bank den Standards der besten europäischen Banken angeschlossen. Die anwesenden Aktionäre, die 62 % des Kapitals vertraten, zeigten sich mit großer Mehrheit (98 %) mit den Reformmaßnahmen einverstanden. Künftig gibt es keine Stimmrechtslimits mehr – bislang konnten Aktionäre mit einer Beteiligung von über 5 % ihre Stimmrechte nur bis zu 5 % ausüben. Die Stimmrechtsbegrenzung bei Unicredit und anderen italienischen Banken stammt aus dem Jahr 1993, als zahlreiche Kreditinstitute privatisiert wurden.Nach der Kapitalerhöhung von 13 Mrd. Euro im vergangenen Frühjahr hat sich die Beteiligung institutioneller ausländischer Investoren von 65 % auf 75 % des Kapitals erhöht. Damit habe sich Unicredit endgültig zur “public company” gewandelt, hieß es auf der HV: Zwei Aktionäre, Capital Research and Management und Aabar Luxemburg halten derzeit mit 5,07 und 5,04 % die höchsten Einzelbeteiligungen.Die Aktionärsversammlung hat unter anderem auch den Abbau von 17 auf 15 Boardmitglieder, die Reduzierung von bislang drei auf einen Vizepräsidenten sowie die Aufnahme eines zweiten Vertreters der Minderheitsliste abgesegnet. Künftig kann auch der Verwaltungsrat eine eigene Liste der Boardmitglieder präsentieren. Am Montag wurde der als Präsident vorgesehene ehemalige Generaldirektor der Zentralbank, Fabrizio Saccomanni, in den Verwaltungsrat gewählt. Er löst den scheidenden Vizepräsidenten Fabrizio Palenzona ab. Die Wahl des Präsidenten soll bei der für den 12. April 2018 angesetzten HV getroffen werden. Doch es ist so gut wie sicher, dass Saccomanni die Nachfolge des amtierenden Präsidenten Giuseppe Vita antritt. Der Verwaltungsrat hat ihn einstimmig als “bestgeeigneten Kandidaten” bezeichnet.Bei der HV wurde auch die Entscheidung, die Vorzugsaktien in Stammaktien zu wandeln, mehrheitlich (98,2 %) gutgeheißen. Der Wandel der Vorzugspapiere in Stammaktien bedeutet eine Straffung der Kapitalstruktur. Laut Präsident Giuseppe Vita werden bei der HV im April nur mehr Stammaktionäre präsent sein, sollte der Tausch Erfolg haben. Des Weiteren wird der bisherige Hauptsitz der Bank von Rom nach Mailand verlagert. Anlässlich der HV erklärte Giuseppe Vita, dass vorerst keine Verringerung der Unicredit-Beteiligung bei Mediobanca vorgesehen sei.Die von dem seit Juni 2016 amtierenden Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier gewollten Reformen wirken sich positiv auf den Unicredit-Aktienkurs aus. Dieser legte am Montag zeitweise bis zu 1,2 % auf 17,26 Euro zu. Seit Ende des Jahres beträgt der Kursgewinn 60 %.