Bankgeschäft

Unicredit stellt höheres Gewinnziel in Aussicht

Die italienische Großbank Unicredit zeigt sich optimistisch. Wenn sie ihre Zahlen für das dritte Quartal Ende Oktober präsentiert, will sie dabei zugleich ihr Gewinnziel anheben. Das aktuelle Quartal laufe gut, sagt Bankchef Andrea Orcel.

Unicredit stellt höheres Gewinnziel in Aussicht

bl Mailand

Unicredit-CEO Andrea Orcel will die Gewinnziele („Guidance“) für 2023 „deutlich anheben“. Vor Investoren in London versprach der Chef der HypoVereinsbank-Mutter Details bei der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal am 27. Oktober.

Es laufe gut für die Bank – trotz des unsicheren Umfelds, so die Botschaft. Auch bei einer „leichten Rezession“ würden alle Ziele erreicht, wie Orcel sagte. Bei „schwerer Rezession“ schneide das Haus immer noch besser ab als die Konkurrenz, so der Manager, der nach dem Ende der Sommerpause eine Kommunikationsoffensive gestartet hatte. Zugute kommt der Bank der Zinsanstieg: Nach Berechnungen der Zeitung „Il Sole 24 Ore“ kann Unicredit zwischen Oktober und Dezember mit 455,7 Mill. Euro mehr in der Kasse rechnen. Orcel beziffert das Einnahmeplus bei einem Zinsanstieg um 100 Basispunkte auf 1 Mrd. Euro.

Von der guten Entwicklung sollen auch die Aktionäre profitieren. Nachdem sie kürzlich der zweiten Tranche eines Aktienrückkaufprogramms in Höhe von 1 Mrd. Euro zugestimmt haben, können sie der Bank zufolge für 2022 mit Zahlungen mindestens in der Höhe des Vorjahres von 3,75 Mrd. Euro rechnen, und zwar in Form einer Dividende und des Aktienrückkaufprogramms von insgesamt 2,6 Mrd. Euro. Insgesamt will die Bank nach den derzeitigen Plänen 16 Mrd. Euro bis zum Jahr 2024 ausschütten.

Orcel argumentiert, die Börse honoriere das unter seiner knapp 18-monatigen Führung Erreichte nicht angemessen. Die Bank sei nach dem von ihm veranlassten Umbau heute eine völlig andere als vorher und mit einer harten Kernkapitalquote von 15,3% stabil aufgestellt. Auch habe sie das Italien-Geschäft, das etwa 40 bis 45% der Einnahmen ausmacht, auf Kurs gebracht. Das dritte Quartal laufe so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Auch zu der ewigen Frage nach Übernahmen hatte sich Orcel in den letzten Tagen wiederholt geäußert. Im Februar stand er kurz vor der Übernahme von BPM, die allerdings scheiterte, nachdem die Nachricht die Öffentlichkeit erreicht hatte. Kurz zuvor hatte er auf eine Übernahme der mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) verzichtet. Und auch mit der deutschen Commerzbank wird Unicredit immer wieder in Verbindung gebracht. Offiziell sagt Orcel, organisches Wachstum habe Priorität. Inoffiziell jedoch wäre er vermutlich sehr interessiert an einer Akquisition, wenn die Bedingungen vorteilhaft für das Institut wären. Die Aktienkursentwicklung ist zumindest im Hinblick auf eine Übernahme von BPM nicht vorteilhaft gewesen: Im Zwölfmonatsvergleich legte die BPM-Aktie stärker zu als Unicredit, im Sechsmonatsvergleich aber schnitt Unicredit besser ab. Ein Regierungswechsel in Rom könnte das Dossier Monte dei Paschi wieder interessant machen: Giorgia Meloni, Favoritin für das Amt der Premierministerin, will einen Verkauf der Bank an ein ausländisches Institut verhindern.

Im Hinblick auf das Russland-Engagement hat Orcel keine Eile und will nicht um jeden Preis aussteigen. „Geschenke“ will er bei einem Rückzug nicht machen.

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