Unicredit überrascht die Analysten

Quartalsgewinn ist höher als erwartet - Wachstumsambitionen in Osteuropa

Unicredit überrascht die Analysten

tkb Mailand – Das Jahr 2012 läuft für Unicredit wesentlich besser an als das Vorjahr. Die HypoVereinsbank-Mutter hat im ersten Quartal einen Gewinn von 914 Mill. Euro, 12,8 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, erwirtschaftet. Der Ertrag lag über den Analystenerwartungen von 845 Mill. Euro. Allerdings stammten davon 477 Mill. Euro aus Gewinnen von Rückkäufen eigener Anleihen. Ohne diesen Effekt hätte es auf Konzernebene in Mailand im Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang gegeben.Bankchef Federico Ghizzoni prophezeite auch, dass im ersten Halbjahr 2012 die Talsohle durchschritten werde. Er sieht für die kommenden Monate eine weitere Verbesserung der Geschäftsergebnisse insbesondere in Mittel- und Osteuropa. Mittelfristig plant Ghizzoni den Ausstieg aus einigen Bereichen in Osteuropa. In Russland, in der Tschechischen Republik, in Polen und in der Türkei wolle Unicredit aber weiter wachsen. Die Kernkapitalquote Core Tier 1 hat im ersten Quartal bereits das per Basel III festgesetzte Ziel mit 10,3 % überschritten.Mit einem Kursgewinn von bis zu 8 % belohnte der Markt am Donnerstag die positiven Ergebnisse. “Der Nettogewinn und die Kernkapitalquote überzeugen”, kommentierte ein Analyst den Kurssprung. Mit den Quartalsergebnissen folgte die Mailänder Großbank den Vorgaben kleinerer italienischer Banken wie Mediobanca, Banca IMI und Banca Generali, die in den letzten Tagen mit positiven Ergebnissen überraschten.Positiv ist im Zeitraum Januar bis März das Handelsergebnis zu bewerten, das von 750 Mill. Euro im Vorjahr auf 1,2 Mrd. Euro zunahm. Der Zins- und der Provisionsüberschuss waren jedoch leicht rückläufig. Die Wertberichtigungen auf faule Kredite haben sich erstmals wieder von 1,5 auf 1,39 Mrd. Euro verringert. “Wir mussten keine weiteren Wertberichtigungen vornehmen”, bestätigte der CEO die Entwicklung. Er sieht auch für die kommenden Monate keinerlei entsprechende Maßnahmen vor. Die Bank hatte im Vorjahr mit Wertberichtigungen von über 10 Mrd. Euro sozusagen Tabula rasa gemacht.Erstmals seit mehreren Quartalen nahmen die Einlagen im Zeitraum Januar bis März wieder zu und erhöhten sich im Vorjahresvergleich um 2 % auf 406 Mrd. Euro. Der Rückgang der Ausleihungen von 1,2 % (553,6 Mrd. Euro) sei nicht so sehr durch den Kreditengpass, sondern durch die verringerte Nachfrage entstanden. “Ab März sehen wir wieder eine leichte Nachfragebelebung nach Krediten”, so Ghizzoni.Der Bankchef erwartet im zweiten Quartal eine verbesserte Entwicklung in Mittel- und Osteuropa und eine Fortsetzung des im ersten Quartal verzeichneten Trends in Italien. Was den Präsidentenwechsel bei Unicredit Group betrifft, so sei durch die heutige Ernennung von Giuseppe Vita bei der Hauptversammlung keinerlei Strategiewechsel und keinerlei Änderung des Kräfteverhältnisses zwischen der HVB und Unicredit zu erwarten. In Deutschland soll das derzeit schwächelnde Privatkundengeschäft gefestigt werden.Im Rahmen eines Pressegesprächs schloss Ghizzoni weitere Rückkaufaktionen eigener Verbindlichkeiten in den nächsten Monaten nicht aus, auch wenn diese in geringerem Ausmaß als im ersten Quartal zu erwarten sind. Unicredit hat derzeit rund 40 Mrd. Euro italienischer Staatsbonds im Portefeuille. Der Anteil sei im ersten Quartal um rund 10 % aufgestockt worden.