Gewinnanstieg

Unicredit überrascht die Märkte positiv

Die italienische Großbank Unicredit hat im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 1 Mrd. (i.V. 420 Mill.) Euro deutlich besser abgeschnitten als erwartet. Das lag vor allem an einem deutlich höheren Provisionsergebnis, der kräftigen Rückführung von...

Unicredit überrascht die Märkte positiv

bl Mailand

Die italienische Großbank Unicredit hat im zweiten Quartal mit einem Gewinn von 1 Mrd. (i.V. 420 Mill.) Euro deutlich besser abgeschnitten als erwartet. Das lag vor allem an einem deutlich höheren Provisionsergebnis, der kräftigen Rückführung von Rückstellungen für Risikokredite und einem sehr lebendigen Handelsgeschäft. Damit konnte ein Rückgang des Zinsüberschusses mehr als kompensiert werden.

Für 2021 peilt CEO Andrea Orcel einen deutlich höheren bereinigten Gewinn von 3 (1,3) Mrd. Euro an. Die Prognose für die Erträge wird dagegen mit 17,1 Mrd. Euro nicht nach oben korrigiert und bliebe damit in etwa auf Vorjahresniveau. Auch das angestrebte Kostenniveau von 9,9 Mrd. Euro bleibt unverändert. Die Impulse im zweiten Quartal bzw. im ersten Halbjahr kamen vor allem von dem sehr lebhaften Commercial Banking und Investment Banking in Italien. Die Rückstellungen wurden im zweiten Quartal auf 33 (77) Basispunkte zurückgeführt. Für das Gesamtjahr erwartet die Bank bereinigt weniger als 40 Basispunkte. Das entspräche weniger als 1,8 Mrd. Euro. 2020 lag die Risikovorsorge noch bei etwa 5 Mrd. Euro.

Die operativen Kosten stiegen im Quartal leicht an. Die Nettoquote ausfallgefährdeter Kredite ist auf 1,6% zurückgeführt worden, die Cost-Income-Ratio ist ebenfalls gesunken. Mit einer harten Kernkapitalquote von 15,5%, etwas weniger als im Vorjahresquartal, weist das Institut nach wie vor eine sehr stabile Kapitalausstattung auf.

Die Erträge der Bank stammten zu 49% aus Italien und zu 24% aus Deutschland. Dieses Kräfteverhältnis wird sich verschieben, wenn die geplante Übernahme von großen Teilen der Monte dei Paschi di Siena (MPS) realisiert werden sollte. Damit würde Unicredit ihre Position vor allem im Norden und in der Mitte des Landes verbessern und den Abstand zur Nummer 1, Intesa Sanpaolo, der in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen war, reduzieren. Orcels Vorgänger Jean Pierre Mustier hatte eher versucht, die Abhängigkeit vom Italiengeschäft zu reduzieren, die Kapitalposition zu stärken und die Aktionäre mit attraktiven Dividenden zu erfreuen.

Das Commercial Banking der HVB trug im zweiten Quartal 115 (102) Mill. Euro zum operativen Gewinn des Instituts bei. Der Nettogewinn ging dagegen um 39% auf 53 Mill. Euro zurück. Das Commercial Banking bündelt das Privatkunden- und Firmenkundengeschäft in Deutschland, bildet aber nicht das vollständige Geschäft der HVB ab. Die Einnahmen blieben mit 593 (586) Mill. Euro dagegen fast unverändert. Die Rückstellungen für Kredite sind leicht auf 28 (32) Basispunkte zurückgeführt worden.

Unicredit ändert unter der Ägide des erst seit Mitte April amtierenden CEO Andrea Orcel sein Gesicht: Der neue Konzernchef hat die Führungsstrukturen der Bank seither stark gestrafft und vereinfacht und den vier großen Ländern bzw. Regionen Italien, Deutschland, Mittel- und Osteuropa mehr Selbständigkeit gegeben. Gleichzeitig treibt er die Digitalisierung stark voran. Orcel will im Herbst auch eine neue Strategieplanung vorlegen.

Mit der geplanten Übernahme großer Teile von MPS verfolgt er auch eine andere Strategie als sein Vorgänger Mustier, der Übernahmen skeptisch gegenübergestanden hatte und es ablehnte, sich politisch unter Druck setzen zu lassen.

Unicredit
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro20212020
Erträge9 0848 544
Zinsüberschuss4 3834 887
Provisionsergebnis3 3622 997
Trading-Geschäft1 064530
Operative Kosten4 8744 933
Operatives Ergebnis3 6821 412
Rückstellungen für Kredite5272 198
Nettogewinn/-verlust1 921− 2 188
Aufwandsquote (%)53,757,8
Börsen-Zeitung