Unicredit übertrifft die Erwartungen
bl Mailand
Die italienische Bank Unicredit ist 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat einen Gewinn von 1,5 (i.V. –2,8) Mrd. Euro ausgewiesen. Im vierten Quartal fiel einer Mitteilung zufolge wegen Sondereffekten ein Verlust von 1,4 (–1,2) Mrd. Euro an. Bereinigt um Sondereffekte kam die Bank im Gesamtjahr auf einen Nettogewinn von 3,9 Mrd. Euro – dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Analysten hatten etwa 3,7 Mrd. Euro erwartet. Auch die sonstigen Kennzahlen fielen überwiegend besser aus als vorhergesehen. Der Aktienkurs gab am Freitag um 0,30 % auf 13,73 Euro nach, hatte aber in den letzten zwölf Monaten um mehr als 78 % zugelegt.
CEO Andrea Orcel bezeichnete die Entwicklung als „exzellent“. Er versprach den Aktionären nach einer Ausschüttung von 3,75 Mrd. Euro für 2021 – 1,17 Mrd. Euro in Form einer Dividende, 2,58 Mrd. Euro im Rahmen eines Aktienrückkaufprogramms – für die kommenden Jahre steigende Ausschüttungen. Die solide Kapitalausstattung (CET 1) von zuletzt 14,13 (14,88) % werde darunter nicht leiden. Laut Orcel kommt die Bank bei der Umsetzung des Strategieplans gut voran. Unicredit will bis 2024 „mindestens“ 16 Mrd. Euro ausschütten.
Weniger faule Kredite
Ein verbessertes Provisionsergebnis (siehe Tabelle), eine Belebung des Geschäfts sowie eine deutliche Reduzierung der Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite sorgten für die gute Entwicklung. Zugleich blieben die Kosten trotz höherer Aufwendungen für Investitionen stabil. Die Aufwandsquote sank deshalb auf 54,6 (57,2) %, liegt aber etwa in Deutschland noch deutlich darüber. Die Eigenkapitalrendite (ROTE) wurde mit 7,3 (1,3) % angegeben. Das Volumen ausfallgefährdeter Kredite wurde im Berichtszeitraum weiter zurückgeführt und betrug brutto 3,6 (4,5)% und netto 1,7 (1,9) %.
Für Orcel ist die positive Geschäftsentwicklung das Ergebnis von Maßnahmen wie der Vereinfachung von Strukturen, Kostensenkungen, Effizienzsteigerungen und der Vereinheitlichung von Prozessen sowie der Digitalisierung. Der CEO gibt den einzelnen Ländern bzw. Regionen auch mehr Freiheit, hat Doppelfunktionen beseitigt und streicht Posten vor allem in den Zentralfunktionen.
Der CEO bestätigte, eine Übernahme der russischen Staatsbank Otkritie-Bank geprüft zu haben. Man sei jedoch wegen des „geostrategischen Umfelds“, das heißt wegen der derzeitigen politischen Spannungen um die Ukraine, aus der Due-Diligence-Prüfung ausgestiegen. Unicredit ist bereits in Russland tätig und beschäftigt dort etwa 4 000 Mitarbeiter. Orcel betonte erneut, dass Übernahmen zwar die Entwicklung der Bank beschleunigen könnten. Sie müssten jedoch einen Mehrwert erzeugen, dürften das Erreichen der Ziele des Strategieplans nicht gefährden und keine negativen Auswirkungen auf die Ausschüttungspolitik haben. Als „Blaupause“ für weitere Projekte dieser Art bezeichnete Orcel die Vereinbarung mit der Allianz im Bereich Bancassurance (siehe Bericht auf dieser Seite). Generell gelte, dass man nur das selbst anbiete, was Unicredit selbst besser könne. Für alles andere suche man sich Partner.
Stellenabbau
Unicredit treibt den Generationswechsel voran und will bis Ende 2023 etwa 3 000 Stellen abbauen, überwiegend in Form von Vorruhestandsregeln. Davon entfallen etwa 1 100 Stellen auf Deutschland. Im Belpaese hat die Bank jetzt eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften geschlossen, die den Abbau von 1200 Stellen vorsieht. Gleichzeitig sollen 725 jüngere Mitarbeiter eingestellt und tausend Auszubildende übernommen werden. Durch die Verjüngung will die Bank auch ihre digitale Kompetenz steigern.
Unicredit | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Erträge | 17954 | 17132 |
Zinsüberschuss | 9060 | 9441 |
Provisionsergebnis | 6692 | 5968 |
Trading-Geschäft | 1638 | 1412 |
Operative Kosten | 7997 | 7997 |
Operatives Ergebnis | 6524 | 2339 |
Rückstell. für Kredite | 1634 | 4996 |
Bereinigter Nettogewinn | 3900 | 1264 |
Aufwandsquote (%) | 54,6 | 57,2 |
Börsen-Zeitung |