Als die Führungsriege der nationalkonservativen Partei für Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Herbst 2015 im Wahlkampf Stimmung gegen die internationalen Banken machte, wäre es ihr wahrscheinlich kaum in den Sinn gekommen, dass sie schon im darauffolgenden Jahr eines ihrer Ziele ohne eigene Anstrengung erreichen würde. Medienberichten zufolge will sich Unicredit vollständig aus Polen zurückziehen. Die Italiener wollten ihre restlichen 40 % an ihrer Tochter Pekao veräußern, weil der Vorstand den Gesamtkonzern unbedingt umbauen müsse, heißt es schon seit Monaten am Markt.Der mögliche Käufer: Der staatlich dominierte Versicherer PZU, der zu den rentabelsten Unternehmen der Region zählt. Selbstverständlich ist noch lange nichts in trockenen Tüchern. Doch ist der Druck auf beiden Seiten sehr groß, dass diese Transaktion zustande kommt. Denn die italienische Großbank braucht schnell Geld, und die polnische Regierung will aus ideologischen Gründen den angeblich so übermächtigen Einfluss von Ausländern zurückdrängen. Das Erreichen des politischen Ziels der PiS, den Anteil ausländischer Institute an Polens Bankenmarkt auf 50 % zu reduzieren, würde der Partei damit regelrecht vor die Füße fallen.Sollte der Konzern das Finanzinstitut tatsächlich übernehmen, hätte dies eine Verschiebung am polnischen Bankenmarkt zur Folge. Die Regierung, die seit ihrer Machtübernahme in den Staatsunternehmen ihre Gefolgsleute inthronisiert hat, würde dann über eine politische und wirtschaftliche Machtfülle verfügen, die bis vor kurzem kaum zu erwarten war.In Zahlen liest sich das so: Zu ihrem Eigentum zählt derzeit die PKO BP, deren Aktiva bei umgerechnet 61 Mrd. Euro liegen. Dieses Institut ist damit der unangefochtene Marktführer. Mit der Pekao, die über Aktiva von 36 Mrd. Euro verfügt, käme die Nummer 2 dazu. Dabei wird derzeit der Gesamtwert des Bankenmarktes auf etwa 280 Mrd. Euro taxiert. Da die Übernahme über PZU erfolgt, die bereits den Versicherungssektor kontrolliert, hätte die Regierung zwei Schlüsselmärkte unter Kontrolle.Darüber hinaus steigt dann der jetzige PZU-Chef Michal Krupinski aufgrund seiner Position zu einer Schlüsselfigur in Politik und Wirtschaft auf. Er dürfte Parteiführer Jaroslaw Kaczynski keine Probleme bereiten, weil er sich stets als loyaler Gefolgsmann gezeigt hat. Bei den anderen internationalen Banken wie der Commerzbank, die in Polen mit ihrer Tochter MBank vertreten ist, dürfte diese Transaktion die Stimmung jedoch eintrüben.