US-Aufseher gehen es langsamer an

Finanzmarktaufsicht verhängt im ersten Halbjahr weniger Strafen - Einfluss der neuen Regierung spürbar

US-Aufseher gehen es langsamer an

Im ersten Halbjahr haben die Aufsichtsbehörden für die US-Finanzmärkte deutlich geringere Strafen als vor einem Jahr verhängt. Das spiegelt den neuen Kurs in Washington und den Abschluss der vor zehn Jahren ausgebrochenen Finanzkrise wider.sp New York – Die wichtigsten Aufsichtsbehörden für die US-Finanzmärkte gehen es in diesem Jahr ziemlich gemächlich an. In den ersten sechs Monaten haben die Financial Industry Regulatory Authority (Finra), die Securities and Exchange Commission (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission nach einer Auswertung des “Wall Street Journal” Strafen gegen Unternehmen und Einzelpersonen in der Höhe von insgesamt nur 489 Mill. Dollar verhängt. Das ist nur etwas mehr als ein Drittel der Bußgelder, die zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr zu Buche standen.Setzt sich der Trend fort, würden die von den Aufsichtsbehörden verhängten Bußen zum Jahresende das niedrigste Niveau seit 2010 erreichen. Die Entwicklung spiegelt nach Einschätzung von Experten das wirtschaftsfreundlichere Klima unter der neuen Regierung wider, geht aber auch auf den Abschluss der meisten Verfahren in Zusammenhang mit der Finanzkrise zurück. Dem Umfang nach die meisten Strafen hat im ersten Halbjahr wie schon im Vergleichszeitraum die SEC verhängt. Mit 318 Mill. Dollar liegen die Bußgelder allerdings ebenfalls deutlich unter den 750 Mill. Dollar aus dem ersten Halbjahr 2016. Die Anzahl der von der Behörde im ersten Halbjahr geprüften Fälle bewege sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres, erklärte ein Sprecher der SEC. Ein Vergleich der über die ersten sechs Monate verhängten Strafen sei indessen nicht geeignet, um bereits Rückschlüsse auf die Effizienz der Behörde zu ziehen. Auch die Finra und die CFTC sahen in ihren Reaktionen auf die Auswertung keinen Anlass, einen Kurswechsel im Verhalten der Behörde zu erkennen. Tempo- und PersonalwechselDer deutlich reduzierte Umfang der verhängten Strafen mag zum Teil darauf zurückzuführen sein, dass die SEC nach dem Regierungswechsel zunächst das Tempo reduziert hat, bis der neue Chairman Jay Clayton Anfang Mai vom Senat bestätigt wurde. Das gleiche Argument gilt eingeschränkt auch für die CFTC, wo mit Christopher Giancarlo der Acting Chairman nur noch bestätigt werden musste. Sowohl die SEC als auch die CFTC und die Finra haben seit dem Regierungswechsel Ende Januar außerdem die Leiter ihrer Vollzugsabteilungen ausgetauscht. Die CFTC und die SEC agieren weiterhin mit Einschränkungen, da in der Führung der Behörden Positionen offen sind, die unter der Vorgängerregierung wegen einer Blockade im US-Kongress nicht besetzt wurden.Thomas Sporkin, Ex-Mitarbeiter der SEC und heute Partner in der Kanzlei Buckley Sandler LLP, glaubt dennoch an einen Kurswechsel, der sich über das erste Halbjahr hinaus auch in den Höhen der verhängten Bußen niederschlagen dürfte. “Wenn der Wechsel von einer Regierung, die starkes Gewicht auf Regulierung gelegt hat, zu einer konservativeren, wirtschaftsfreundlicheren Administration erfolgt, bedeutet das Veränderungen in der Agenda”, erklärt er. Die neue Regierung ist mit dem Versprechen angetreten, die Regulierung zurückzufahren.