US-Banken drohen härtere Kapitalvorgaben
US-Banken drohen höhere Kapitalvorgaben
Aufschläge von 20 Prozent im Gespräch – Massiver Gegenwind aus der Branche
xaw New York
An der Wall Street verdichten sich die Berichte über deutlich höhere Eigenkapitalanforderungen für US-Banken. Das „Wall Street Journal“ berichtet über Aufschläge von durchschnittlich 20% für größere Finanzinstitute, die Regulatoren schon im laufenden Monat vorschlagen könnten. Am stärksten wollen die Federal Reserve, der staatlicher Einlagensicherungsfonds FDIC und das für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständige OCC wohl die Vorgaben für Geldhäuser mit großen Trading-Kapazitäten verschärfen.
Aktuell rufen die Zusammenbrüche der First Republic Bank, Silicon Valley Bank und der Signature Bank sowie die hohen nicht realisierten Verluste in den Kredit- und Wertpapierportfolios weiterer regionaler Geldhäuser Sorgen um die Finanzstabilität hervor. Der für Bankenaufsicht zuständige Fed-Vize Michael Barr sprach sich deshalb zuletzt in Kongressanhörungen für höhere Kapitalvorschriften aus. In einem Bericht zur Aufarbeitung der jüngsten Krise im Segment stellte Barr zudem in Aussicht, dass für eine breitere Masse an Instituten künftig nicht realisierte Gewinne und Verluste aus den Wertpapierportfolios einfließen müssten, um die Eigenkapitalquoten besser mit den Risikopositionen in Einklang zu bringen.
Die verschärften Regeln sollen künftig wohl schon für Banken mit Assets im Volumen von mindestens 100 Mrd. Dollar gelten – bisher hatten US-Regulatoren die härtesten Vorgaben ab einer Bilanzsumme von 250 Mrd. Dollar gestellt. „Härtere Kapitalvorgaben stellen einen wichtigen Schritt bei der Umsetzung des Bankenpakets Basel III in den USA dar“, sagt Greg Hertrich, Leiter für US-Bankenstrategie bei Nomura in New York.
Doch aus dem Sektor kommt starker Gegenwind für die Aufschläge. Ein starker Anstieg der erforderlichen Kapitalquoten werde zu höheren Kosten für Verbraucher führen, die Kreditvergabe ausbremsen und die Konjunktur damit in einer ohnehin schon schwierigen Phase hart treffen, warnen Branchenverbände.
In der Kritik stehen auch erwartete neue Regeln, gemäß denen gebührenbasierte Geschäftsaktivitäten der Banken als operationelle Risiken eingestuft würden. Verbunden wären damit laut Lobbygruppen überproportional steigende Kapitalanforderungen für Finanzinstitute mit gebührenbasierten Geschäftsaktivitäten, also zum Beispiel einem hohen Fokus auf das Wealth Management.
„Das Asset- und Wealth Management generiert für Banken in der Regel stabile Ertragsströme und beinhaltet für viele Institute keine signifikanten Kapital- oder Liquiditätsrisiken“, betont Hertrich. Um Risiken innerhalb des Bankensystems zu reduzieren, sollten und dürften sich Regulatoren daher wohl eher auf andere spezifische Stellschrauben konzentrieren – zum Beispiel die Anforderungen an erstklassige liquide Vermögenswerte, über die Finanzinstitute verfügen müssten, um Stressszenarien zu überstehen.
„Banken stehen mehrere Optionen offen, um auf härtere Vorschriften zu reagieren”, sagt Hertrich. „Wer sich günstig Eigenkapital beschaffen kann, wird dies tun – andere Branchenvertreter dürften eher an einen Abbau ihres Kreditportfolios denken, um die Eigenkapitalquoten zu erhöhen.” Insbesondere unter regionalen Instituten sei zudem eine fortschreitende Konsolidierung vorstellbar.
In jedem Fall sei aber Vorsicht geboten, denn der Zeitrahmen für die Umsetzung schärferer Regeln sei noch unklar. Beobachter erwarten, dass die Behörden zunächst ein Meinungsbild zu den angepeilten Änderungen einholen und dann erneut über diese abstimmen dürften.