US-Banken heizen Krypto-Spekulation an
US-Banken heizen Krypto-Spekulation an
US-Banken heizen Krypto-Spekulation an
J.P. Morgan will strukturiertes Wertpapier auf Bitcoin-ETF lancieren – Analysten prognostizieren neuen Aufschwung für Altcoins um Ether
Amerikas Geldhäuser stecken in Bezug auf Digital Assets in einer schwierigen Lage. Einerseits sorgen sie mit kritischen Analysen für Unmut bei eingefleischten Krypto-Investoren, andererseits wollen sie von Rallys im volatilen Segment profitieren. J.P. Morgan buhlt nun mit einem neuen Produkt um die Gunst der Anleger.
xaw New York
Amerikas führendes Geldhaus sorgt mit einem neuen Produkt für Aufregung am Kryptomarkt. So hat J.P. Morgan in der laufenden Woche ein strukturiertes Wertpapier bei US-Regulatoren beantragt, mit dem Investoren auf eine Fortsetzung des Vier-Jahres-Zyklus von Bitcoin wetten können sollen. Die Schuldverschreibung ist dabei an Ibit, den Spotmarkt-ETF von Blackrock auf die führende Digitalwährung, gekoppelt.
Herbe Verluste drohen
Erreicht dieser bis Ende 2026 ein von der Bank festgesetztes Kursniveau, löst J.P. Morgan das strukturierte Papier ab und zahlt Zeichnern einen garantierten Mindestreturn von 16% aus. Bleibt der Anteilspreis unter der Auslöser-Schwelle, bleibt die Schuldverschreibung bis 2028 gültig – in diesem Szenario wirbt der Finanzriese mit deutlich größerem Gewinnpotenzial. So sollen Investoren ohne Deckelung nach oben das 1,5-Fache ihrer Ursprungsanlage einfahren können, wenn Bitcoin bis dahin eine neue Rally hinlegt. Andersherum drohen Zeichnern bei einem Kursrutsch von über 30% im Jahr 2028 herbe Verluste ihrer angelegten Mittel.
Das neue Produkt veranschaulicht die Widersprüche, in denen Amerikas Großbanken in Bezug auf Kryptowährungen stecken. Vor wenigen Jahren verteufelten Spitzenmanager um J.P.-Morgan-CEO Jamie Dimon Bitcoin als Instrument für Betrug, Geldwäsche und Marktmanipulation. Inzwischen hat allerdings nicht nur die langfristige Kursrally der führenden Cyberdevise die institutionelle Adoption vorangetrieben. Auch springen Banken zunehmend auf den Boom Dollar-gekoppelter Krypto-Token, den sogenannten Stablecoins, auf.
Kurioser Zeitpunkt
Diese sind einerseits zu wichtigen Werkzeugen im Handel mit Digital Assets geworden, durch die Investoren Positionen absichern können, ohne in die Welt der Fiatwährungen umsteigen zu müssen. Andererseits trachten Händler um Amazon und Walmart danach, mit eigenen Stablecoins den Zahlungsverkehr umzukrempeln – und Geldhäuser wollen dabei nicht außen vor bleiben. Amerikas Finanzinstitute haben dabei auch erfolgreich gegen vom Basler Ausschuss für Bankenaufsicht beschlossene Regeln Stimmung gemacht, die Krypto-Beteiligungen für sie extrem kapitalaufwendig gestaltet hätten.

Dennoch kommt die strukturierte Schuldverschreibung von J.P. Morgan für viele Beobachter an der Wall Street zu einem kuriosen Zeitpunkt. Zuletzt hatte die Bank in der Digital-Assets-Szene immerhin für Boykott-Aufrufe gesorgt, da sie den Indexanbieter MSCI in Plänen bestärkt hatte, sogenannte Krypto-Treasury-Unternehmen aus Auswahlbarometern zu entfernen. Dabei handelt es sich um Firmen wie Strategy, die in großem Stil Bitcoin aufkaufen und ihre Aktien damit zum Stellvertreter-Investment für die Cyberdevise geformt haben.
Der jüngste Kursrutsch der führenden Digitalwährung hat diese Unternehmen an der Börse erheblich unter Druck gesetzt: Bitcoin hat seit dem Anfang Oktober erreichten Allzeithoch oberhalb von 126.000 Dollar mehr als 30% seines Werts eingebüßt, die Strategy-Aktie ist seither um rund 48% eingebrochen. In diesem volatilen Marktumfeld will J.P. Morgan nun also neue Kursspekulationen anheizen – Strategen hinterfragen das Kalkül, auf dem Investitionen in die neue Schuldverschreibung basieren, allerdings zunehmend kritisch.
Verschiebung im Markt
Die bisher als Analysegrundlage für die Kursentwicklungen am Kryptomarkt dienenden Vier-Jahres-Marktzyklen gehörten wohl der Vergangenheit an, heißt es bei BIT Capital. „Ich würde eher von vier- bis sechsjährigen Refinanzierungs- und Liquiditätszyklen sprechen“, sagt Ha Duong, Director Crypto Strategies bei dem Assetmanager. Der durch enorm bullishe Stimmung geprägte, 2021 begonnene Zyklus wäre Duongs Ansicht nach weitergelaufen, hätte die Federal Reserve nicht ihren Fokus auf die Bekämpfung der Inflation betont und Zinserhöhungen angekündigt. „Viele Marktteilnehmer erwarten nun, dass sich der aktuelle Zyklus gegen Ende 2025 seinem Hoch nähert – mit dem Unterschied, dass dieser Zyklus eigentlich noch gar nicht richtig begonnen hat.“
In den vergangenen drei Jahren habe vor allem Bitcoin den Kryptomarkt dominiert. Die Digitalwährung profitiere von politischem Rückenwind und treibe die Institutionalisierung des Sektors voran. Einen entscheidenden Schub habe der Markt mit der Zulassung Spot-basierter Bitcoin-ETFs durch die US-Börsenaufsicht SEC Anfang 2024 erhalten. „Seither hat sich dieser Trend infolge der Unterstützung der US-Regierung unter Donald Trump und verschiedener regulatorischer Updates verstärkt“, führt Duong aus.
Altcoin-Aufschwung prognostiziert
Die Frage sei nun, ob sich die historischen Zyklen des Kryptomarkts wiederholten. „Bitcoin könnte schon bald eine erneute Phase der Underperformance gegenüber sogenannten Altcoins erleben“, sagt Duong. Das Gewicht, dass die führende Digitalwährung infolge dieser Entwicklungen künftig noch innerhalb des Krypto-Markts einnehmen werde, sei indes schwierig abzuschätzen. Aktuell beläuft sich der Anteil von Bitcoin an der Marktkapitalisierung aller umlaufenden Token laut der Plattform Coinmarketcap auf 58%. Dies bedeutet eine deutliche Erholung, nachdem die „Dominance“, ausgehend von den 2016 in der frühen Entwicklungsphase des Kryptomarkts erreichten Niveaus, von über 85% bis 2022 auf unter 38% abgerutscht war.
„Ich erwarte nicht, dass die Bitcoin-Dominanz so stark zurückgeht wie in früheren Altcoin-Phasen“, sagt Duong. Damals habe undifferenzierte Spekulation die Rally getrieben. „Heute ist der Markt reifer, stärker institutionell geprägt und selektiver“, führt der BIT-Capital-Stratege aus. Ethereum werde sicher einer der Hauptnutznießer sein. „Aber auch Netzwerke wie Solana, Hyperliquid oder Ethena haben Potenzial, sofern sie reale Anwendungsfälle und Gebührenerträge vorweisen.“ Wie nachhaltig sie dieses unter Beweis stellen können, ist auch für die Anleger entscheidend, um die J.P. Morgan mit ihrem neuen strukturierten Wertpapier buhlen will.
